Bundestagswahl 2013 Die Kandidaten Kämpfen für eine gerechtere Welt

Remscheid · Für "Die Linke" tritt Gunhild Böth an. Die Abschaffung der Studiengebühr nennt sie ihren größten Erfolg.

 Gunhild Böth möchte für die Partei "Die Linke" Stimmen sammeln. Durch eine Liste ist die Wuppertalerin nicht abgesichert.

Gunhild Böth möchte für die Partei "Die Linke" Stimmen sammeln. Durch eine Liste ist die Wuppertalerin nicht abgesichert.

Foto: Jürgen MOll

Remscheid Gunhild Böth (61) wird dem nächsten Bundestag genauso wenig angehören wie der 1. FC Köln in dieser Saison Deutscher Fußballmeister wird. Die Kandidatin der Linken steht auf keiner Liste. "Nur wenn Hardt und Wiertz vorher aufgeben, habe ich eine Chance", sagt sie. Aber an solch einen Schwächeanfall ihrer politischen Gegner scheint sie selber nicht zu glauben. Sie kämpft nicht für sich, sondern für ihre Partei. Eine Wette würde sie eingehen, dass "Die Linke" nicht weniger als sechs Prozent bekommt. Ein zweistelliges Ergebnis fände sie natürlich super.

Böth ist eine routinierte Wahlkämpferin. Ob man mit ihr über Steuerfragen, Außenpolitik, Energiewende oder Bildungspolitik diskutiert, sie kann ihre linken Positionen argumentativ gut vertreten. Mit einfachen Sätzen versucht sie, ihrem Gegenüber klar zu machen, dass die Welt mit einer Politik nach den Vorstellungen der Linken viel besser aussehen würde. Vor allem wäre sie gerechter.

Ungerechtigkeit sei für sie täglich spürbar, in Remscheid, Solingen und Wuppertal, wo sie wohnt. "Die Bürger erfahren den Staat in der Kommune", sagt sie. Die Städte zerfallen. Da reiche auch ein Stärkungspakt nicht. Lösung: Die Wohlhabenden und Reichen sollen zur Kasse gebeten werden. Mit einem Spitzensteuersatz von 54 Prozent. Wie zu Zeiten Helmut Kohls. Für sie ist es ein absurdes Lebensgefühl. Seit Jahren steige ihr Gehalt als Gymnasiallehrerin, während um sie herum alles verkommt. "Die hundert Euro, die ich mehr habe, ändern nichts an meinem Lebensstil", sagt sie. Der Staat könnte dieses Geld besser einsetzen. Ihre Partei würde ihr Gehalt aber nicht stärker belasten. Erst die Menschen, die mehr als 8000 Euro brutto im Monat verdienen.

Seit über 40 Jahren ist Gunhild Böth politisch aktiv. In verschiedenen Parteien. Sie begann bei der SPD, aus der sie wegen Aktivitäten gegen das damalige Berufsverbot ausgeschlossen wurde. Sie trat 1978 der DKP bei und wechselte in den 90er Jahren zur PDS. In der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften engagierte sie sich. Von 2010 bis 2012 gehörte sie zur Fraktion der Linken im Landtag von NRW.

"Mein größter politischer Erfolg war die Abschaffung der Studiengebühren", sagt sie. Gunhild Böth war bildungspolitische Sprecherin. Die Linke habe damals als Erste den Antrag zur Abschaffung der Studiengebühr einbracht und so SPD und Grüne zum Handeln gezwungen.

Ob sie politische Vorbilder habe? Böth muss überlegen. Lothar Bisky, der kürzlich verstorbene Bundesvorsitzende der PDS und später der Linken, fällt ihr ein. Bisky konnte sehr gut die Meinung der anderen hören, ohne sich aufzuregen. Sie als Westlerin würde sich schneller aufregen. Teile sie die Verehrung der Deutschen für Helmut Schmidt? "Überhaupt nicht. Das ist ein grundsätzlicher Verfechter des Kapitalismus."

Mit dem Bundestagswahlkampf endet für Gunhild Böth eine lange Periode ehrenamtlichen Engagements für ihre Partei. Ein Jahr arbeitete sie als Sprecherin der Landeslinken NRW. "Jetzt sind meine Ersparnisse aufgebraucht", sagt sie. Zum neuen Schuljahr hat sie am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Remscheid als Lehrerin für Erziehungswissenschaft, Sozialwissenschaften und Politik angefangen.

(RP)
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