Remscheid Jugendliche gehen zur Probe wählen

Remscheid · Referent stellte dem Jugendrat eine Initiative des Landesjugendringes vor. U 18-Wahl geplant.

 Michael Ketterer von der städtischen Jugendförderung.

Michael Ketterer von der städtischen Jugendförderung.

Foto: HN (archiv)

Der Remscheider Jugendrat möchte sich für mehr politisches Mitspracherecht einsetzen und überlegt, sich für die kommende Bundestagswahl an einer Initiative des Landesjugendringes (LJR) Nordrhein-Westfalen zu beteiligen. Dieser hatte vergangene Woche bei einer simulierten Landtagswahl 35.000 Minderjährige in insgesamt 400 Wahllokalen an die Wahlurnen gebeten.

Wie funktioniert die Wahl, wie sieht ein Stimmzettel überhaupt aus und was kann ich damit eigentlich wählen? Es sind viele Fragen, die sich junge Erstwähler stellen, bevor sie zum ersten Mal in ihrem Wahllokal vor die Urne treten. Doch schon Minderjährige haben, wie sich vergangene Woche bei der landesweiten U18-Wahl des Landesjugendringes NRW deutlich zeigte, eine politische Meinung.

Zu 50 Prozent wählten die 35.000 Kinder und Jugendlichen, die sich an der freien Wahl beteiligten SPD (28 Prozent) und CDU (22 Prozent). Auch Grüne (15 Prozent) und FDP (sechs Prozent) hätten es nach der Jugendwahl ins Landesparlament geschafft, ebenso wie Die Linke (sieben Prozent). Piraten und AfD dagegen wären draußen geblieben. "Im Gegensatz zu den Erwachsenen", sagt Christian Brüninghoff, Referent für Jugendpolitik im LJR, "bringen Jugendliche eine gesunde Skepsis mit und sind umgekehrt nicht so frustriert wie viele Erwachsene, die dadurch extremer wählen."

Der Referent besuchte am Dienstag die Sitzung des Jugendrates und berichtete über die Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, gemäß der UN-Kinderrechtskonvention bereits Kinder und Jugendliche umfassend an politischen Entscheidungen zu beteiligen, beispielsweise durch eine Absenkung des Wahlalters. "Wir fordern das Wahlrecht für Kinder ab 14 Jahren", sagt Brüninghoff, "sind da aber auch im regelmäßigen Austausch mit den politischen Parteien, die sich für eine Absenkung auf 16 Jahre einsetzen. Das würden wir als Kompromiss auch mittragen."

Um zu zeigen, dass unsere Jugend sehr wohl in der Lage ist, überlegte politische Entscheidungen zu treffen, rief der LJR vor fünf Jahren zur ersten U18-Wahl auf, mit steigender Resonanz: Im Jahr 2012 waren es noch 30 Wahllokale, die Jugendeinrichtungen, Schulen und Vereine NRW-weit aufstellten. Vergangene Woche waren es 400. "Wir hatten zwar gehofft, diesmal die 1000 zu knacken, erwartet hätten wir das aber nicht."

Auch zur Bundestagswahl im September soll eine U18-Wahl durchgeführt werden, an der sich diesmal auch Remscheid beteiligen möchte. Zumindest äußerte der Jugendrat diesen Wunsch. Und auch Michael Ketterer von der Jugendförderung begrüßte den Willen des jungen Gremiums: "Es ist eine tolle Idee und ein gutes Zeichen, dass sich Jugendliche früh für Politik interessieren." Auch die AGOT, die ohnehin wieder Aktionen rund um die Bundestagswahl plant, könnte sich laut Ketterer an der U18-Wahl beteiligen. Brüninghoff ist sich sicher: Hätten die unter 18-Jährigen ein politisches Mitspracherecht, "dann würden vor großen Wahlen keine Rentenreformen angeschoben werden, sondern auch jugendpolitische Themen umgesetzt". Außerdem ist er gespannt, wie die Landtagswahl am morgigen Sonntag verlaufen wird. Für die Ziele des Landesjugendringes würde er sich freuen, "wenn sich nach der Wahl am Sonntag herausstellen würde, dass Jugendliche intelligenter gewählt hätten."

Infos im Internet unter: www.jungesnrw.de

(RP)
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