Vierjähriger aus Remscheid im Koma Jugendhilfe betreute Mutter des misshandelten Kindes

Remscheid · Ein Vierjähriger schwebt in Lebensgefahr, tatverdächtig ist der Freund der Mutter. Grund für die Gewalttat soll das Bettnässen des Jungen gewesen sein. Das Jugendamt kannte Mutter und Sohn.

Ein vier Jahre alter Junge aus Remscheid liegt nach einer Gewalttat im Koma. Der Freund seiner Mutter wird verdächtigt, das Kind schwer misshandelt zu haben. Nachbarn sollen am Vormittag des 9. September die Polizei verständigt haben, weil sie beunruhigenden Lärm und Kinderschreie aus der Wohnung einer 21-Jährigen gehört hatten. In der Wohnung in der Remscheider Innenstadt waren demnach zu diesem Zeitpunkt der Freund der Mutter und ihr vierjähriger Sohn. Die Mutter war zunächst nicht da, soll dann aber nach Hause gekommen sein.

Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Wuppertal unserer Redaktion bestätigte, steht der 24-jährige Freund der Mutter im Verdacht, "mit hoher Gewaltintensität auf den Jungen eingewirkt zu haben". Der Grund: Der Junge soll ins Bett gemacht haben. Das hatte die Mutter des Kindes den Ermittlern später erzählt. Der Mann soll daraufhin ausgerastet sein. Das Kind wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht, liegt im Koma und schwebt in Lebensgefahr.

Große Bestürzung im Jugendamt

Der Verdächtige schweigt zu den Vorwürfen. Er sitzt wegen gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft. In Betracht kommen nach Angaben des Sprechers aber auch Ermittlungen wegen versuchten Totschlags. Er ist bereits in der Vergangenheit polizeilich in Erscheinung getreten - ebenfalls wegen einem Körperverletzungsdelikt, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte. Es gab jedoch bisher noch keinen Verdacht, dass er das Kind der 21-Jährigen misshandeln könnte. Noch wird geprüft, ob auch Ermittlungen gegen die Kindsmutter eingeleitet werden.

Wie der zuständige Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt sagte, hat die ärztliche Untersuchung des Kindes auch Hinweise auf frühere "auffällige Verletzungen" gebracht. Der Kölner "Express" berichtete, dass der Mann Soldat von Beruf sei. Kaune-Gebhardt konnte das auf Nachfrage der BM aber nicht bestätigen. Der Mann habe bei seiner Vernehmung keine Aussagen dazu gemacht. "Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen", sagte er.

Prognose für Mutter und Kind war gut

Im Jugendamt der Stadt ist die Bestürzung über das "tragische Ereignis" groß. Mutter und Kind sind hier bekannt. Die alleinerziehende Mutter wurde über einen längeren Zeitraum von der Jugendhilfe betreut. Ende des vergangenen Jahres seien die Mutter, die Stadt und die betreuende Jugendhilfeeinrichtung "im Einvernehmen" zu der Entscheidung gekommen, die Hilfe zu beende, heißt es in einer Pressemitteilung, die die Stadt am Mittwochabend veröffentlichte. Die Prognose für Mutter und Kind sei damals gut gewesen. Welche Art der Betreuung es gegeben hat und warum die Mutter um Hilfe bat, darüber macht die Stadt mit Verweis auf den Sozialdatenschutz keine Angaben.

Wie Stadtsprecherin Sabine Räck sagte, weiß die Stadt seit dem 9. September von dem Vorfall. In Fällen von Kindesmisshandlung meldet sich die Polizei automatisch beim Jugendamt.

Grundsätzlich gilt: Wird der Stadt die Misshandlung eines Kindes angezeigt, gibt es genau festgelegte Handlungsabläufe. Dazu gehört unter anderem die Kontaktaufnahme mit dem Krankenhaus und der regelmäßige Austausch mit der Polizei. Im aktuellen Fall muss die Stadt nun erst einmal die Ermittlungen abwarten, bevor sie weitere Hilfsangebote abwägen kann.

(RP)
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