Interview mit "Jesus Christ Superstar"-Darsteller "Jesus ist auch nur ein Mensch!"

Remscheid · Der Engländer Rob Fowler spielt den Remscheider Jesus im Musical "Jesus Christ Superstar". Der Glaube ist ihm wichtig.

 Rob Fowler in Alltagskleidung. Im Herbst wird er als "Jesus" im Musical "Jesus Christ Superstar" auf der Bühne des Teo Otto Theaters stehen – sicher nicht im Anzug.

Rob Fowler in Alltagskleidung. Im Herbst wird er als "Jesus" im Musical "Jesus Christ Superstar" auf der Bühne des Teo Otto Theaters stehen – sicher nicht im Anzug.

Foto: Veranstalter

Remscheid Im Oktober bringt der Remscheider Kirchenmusiker Christoph Spengler das Musical "Jesus Christ Superstar" auf die Bühne des Teo Otto Theaters. In dieser Inszenierung spielen Laiendarsteller Seite an Seite mit Profis. Der Engländer Rob Morton Fowler, der zuletzt bei der TV-Castingshow "The Voice of Germany" einem großen Publikum bekannt wurde, verkörpert den Jesus.

Haben Sie den Jesus schon einmal gespielt?

Rob Fowler Es ist nicht das erste Mal für mich. Ich stand schon in Bozen, in Wien und in England als Jesus auf der Bühne.

Haben Sie einen persönlichen Zugang zu dieser Rolle? Glauben Sie selbst an Gott?

Fowler Ja. Irgendetwas da draußen muss es geben. Was passiert, passiert nicht ohne Grund. Aber ich bin nicht auf eine Sache fixiert. Nehmen Sie den Buddhismus: Die Buddhisten glauben ja an verschiedene Götter. Es gibt nicht den einen richtigen Gott.

Das Stück "Jesus Christ Superstar" hat nicht zuletzt die Absicht, Gottes Vertreter auf Erden als Mensch zu zeigen — mit Fehlern und Schwächen.

Fowler Ganz genau. Das möchte ich auch zeigen. Jeder Mensch auf der Welt könnte Jesus sein.

Was glauben Sie: Wird das Publikum diese Einstellung akzeptieren, oder könnte diese Jesus-Darstellung auch auf Widerstand stoßen?

Fowler Es wird sicher immer jemanden geben, der sagt: "Das steht in der Bibel doch ganz anders." Aber Andrew Lloyd Webber, mit dem ich glücklicherweise in England einmal einen Workshop gemacht habe, wollte, dass ich Jesus vor allem glaubwürdig spiele — das heißt, ihn als Mensch zeige.

Wie war die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Webber, der ja vor kurzem 65 Jahre alt geworden ist?

Fowler Der Workshop war großartig. Er ist ein sehr bodenständiger und ein sehr herzlicher Mensch.

Wenn Sie dieses Mal den Jesus spielen, was wollen Sie anders machen?

Fowler Das hängt vor allem von meinen Schauspielerkollegen ab. Das Fundament ist zwar immer gleich, das Publikum soll sich mit Jesus als Menschen identifizieren, doch jeder Abend beim Theater ist immer völlig anders.

Kennt sich das Ensemble denn schon oder handelt es sich um eine völlig neue Zusammenarbeit?

Fowler Einige kenne ich schon. Mit Nicole Berendsen, die die Mary spielt, habe ich schon "Hairspray" in Köln gemacht — zusammen mit Uwe Ochsenknecht und anderen. Und mit dem Judas-Darsteller, David Michael Johnson, stand ich in "We will Rock You" auf der Bühne.

Proben Sie bereits?

Fowler Nein, jetzt ist März, die Premiere ist im Herbst. Wir proben im Moment alle für uns allein und treffen uns erst kurz vorher, um dann an nur einem Abend gemeinsam zu proben.

Handelt es sich um Ihre erste Produktion mit Christoph Spengler?

Fowler Ja, er hat mich für diese Produktion gewonnen, weil er sehr in der Kirche engagiert ist. Das ist sicher eine ganz spannende Sichtweise, wenn er das Stück inszeniert — gerade, weil er nicht nur vom Theater kommt, sondern in der Kirche sehr aktiv ist. Diese Perspektive hat mich wahnsinnig interessiert.

Welche Rolle spielt der eigene Glauben für Sie?

Fowler Eine große. Es hat begonnen mit dem Tod meines Vaters, als ich 20 Jahre alt war. Dieses Erlebnis verbindet mich mit Jesus. Wenn ich mit Gott rede, dann rede ich eigentlich mit meinem Vater. Mein Sohn und meine Tochter sind auch beide getauft.

Und welches Erlebnis hat Sie zum Theater geführt?

Fowler (lacht) Es ist schon etwas schicksalshaft bei mir: Nach dem Tod meines Vaters war ich zum ersten Mal im Theater — in "Joseph" übrigens — und war so begeistert von den Gefühlen und wusste plötzlich: Genau das will ich auch machen.

Was hat Ihre Familie dazu gesagt?

Fowler Meine Mutter hatte zuerst Sorgen. Sie sagte zu mir: "Es gibt so viele, die ein Leben lang den Wunsch verfolgen und zum Theater wollen und du bist doch eigentlich Automechaniker!"

...also etwas völlig Anderes.

Fowler Ja, aber ich wollte unbedingt zum Theater, also habe ich privaten Schauspiel- und Gesangsunterricht genommen und bin zu einem Casting gegangen. Und direkt beim ersten Mal habe ich eine Hauptrolle bekommen. Das war in "Starlight Express". Heute unterstützt mich meine Familie sehr. Alle sind stolz auf mich.

Was bedeutet es Ihnen, auf der Bühne zu stehen?

Fowler Theater hat mein Leben gerettet! Es hat eine wahnsinnige Stärke und die Fähigkeit, Leute in eine ganz andere Welt zu versetzen. Es hat meine ganze Familie gerettet, nach dem Tod meines Vaters waren wir alle so auseinander. Meine Mutter war damals 45, mein Bruder 22, meine Schwester 18 Jahre alt. Ich habe durch das Theater soviel bekommen, und heute will ich das an das Publikum zurückgeben. Alle lieben Jesus. Und wenn ich diese Rolle spielen darf, dann will ich dieses Umarmungsgefühl auch an die Leute zurückgeben. Man kann es Liebe nennen oder Freude. Das ist mein Geschenk an das Publikum.

Bei aller Unterhaltung in der Musicalbranche, Sie spielen aber Rollen sämtlicher Facetten — nicht nur "die Guten"?

Fowler (lacht) Ich bin Schauspieler und auch sehr vielseitig. Klar, es waren schon viele fröhliche Rollen dabei, aber ich spiele natürlich auch die Bösen. Zum Beispiel war ich schon einmal der Tod im Musical "Elisabeth" und im Sommer spiele ich "Dracula" bei den Festspielen in Röttingen (bei Stuttgart).

In Deutschland kennen Sie jetzt viele von Ihrer Teilnahme an der Casting-Show "The Voice of Germany". Wie kam es überhaupt dazu?

Fowler Mein Sohn hat mit mir die erste Staffel geguckt und mich gefragt: "Papa, wieso machst du da denn nicht mit? Du kannst doch singen!" Dann wurde meine kleine Tochter geboren und ich war in Elternzeit. Und weil meine Familie und ich in Berlin leben, war es ganz praktisch, dort direkt zum Casting zu gehen, aber zu Hause übernachten zu können.

Warum haben Sie dort mitgemacht?

Fowler Ich wollte Deutschland zeigen, dass Musical auch von Herzen ist. Es geht nicht um Möchtegernoperetten oder so etwas. Und so war ich einer der ersten aus dem Musicalbereich, der es in die Liveshows geschafft hat und bis ins Halbfinale gekommen ist.

Wenn Sie nicht proben müssen, haben Sie Zeit, mit Ihrer Familie Ostern zu feiern?

Fowler Ja, an Ostern verbringen wir viel Zeit mit der Familie. Am Sonntag gehen wir in die Messe.

CORA THEOBALT FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP/jco)
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