Interview mit Michael Ketterer Spielplätze gehören in die Nachbarschaft

Remscheid · Der Abteilungsleiter im Fachdienst Jugend betont die Bedeutung kleiner Spielflächen im Wohnquartier.

 Michael Ketterer erklärt im BM-Interview, wie sein Amt arbeitet. Die Karte hinter ihm zeigt die Verteilung der Spielplätze im Remscheider Stadtgebiet.

Michael Ketterer erklärt im BM-Interview, wie sein Amt arbeitet. Die Karte hinter ihm zeigt die Verteilung der Spielplätze im Remscheider Stadtgebiet.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Herr Ketterer, haben sie als Kind auf einem Spielplatz gespielt?

Michael Ketterer „Nein, ich hatte das Glück, in einem Neubaugebiet mit einer großen Fläche drumherum und mit viel Rasen und Gebüsch aufzuwachsen. Es gab auch einen Sandkasten. Zwei Wohnblocks für viele junge Familien waren von einer großen Hecke umgeben. Meine Mutter hat gesagt: innerhalb der Hecke ist alles gut. Unsere Straße war eine Sackgasse, da konnten wir auch völlig problemlos Rollhockey spielen.

Wie sieht es aktuell in Remscheid aus? Ist die Stadt gut versorgt mit Spielplätzen?

Ketterer In der Gesamtsicht auf die Flächen ja. In der Verteilung könnten einige Bereiche besonders in Alt-Remscheid allerdings besser versorgt sein.

Plant die Stadt überhaupt noch neue Spielflächen oder geht es eher darum, die bestehenden zu erhalten?

Ketterer Im Schwerpunkt Letzteres. Die Topographie macht es schwer. Für neue Flächen ist auch durch die vorhandene Bebauung nur wenig Platz da. An manchen Stellen wie beim Quartiersplatz an der Kraftstation gelingt das trotzdem. Bei Neubaugebieten gibt es klare Vorgaben. Ab einer bestimmten Größe gehört ein Spielplatz dazu.

Wann hat die Stadt den letzten neuen Spielplatz eingeweiht?

Ketterer Das war 2017 in der Alma-Mühlhausen-Straße.

Reicht denn ihr Etat, um alle vorhandenen Spielplätze in einem guten Zustand zu halten?

Ketterer Nein, der reicht leider nicht.

Der Rat hat ab 2019 den Etat für Spielplätze aufgestockt. Was bedeutet das für ihre Arbeit?

Ketterer Zunächst mal zur grundsätzlichen Methode: Die Technischen Betriebe (TBR) nennen uns die Flächen, die aus ihrer Sicht sanierungsbedürftig sind. Die Spielplätze werden wöchentlich von den TBR kontrolliert. Dort wird sieben Mal im Jahr der Rasen gemäht, drei Mal gibt es einen Rückschnitt. Es gibt Checklisten für die Sicherheit und die Sauberkeit. Die TBR wissen also sehr genau über den Zustand und die Nutzung der Spielplätze Bescheid.

Und dann?

Ketterer Bevor wir im Arbeitskreis Spielplätze (Anmerkung der Redaktion: hier sitzen auch Vertreter der Politik und dem Jugendrat) entscheiden, wo wir investieren, prüfen wir das Umfeld. Gibt es noch andere Spielplätze in der Nähe? Wie ist deren Zustand? Wie viele Menschen mit Kindern wohnen hier?

Was ändert sich durch die Erhöhung der Finanzmittel?

Ketterer Im Schnitt kostet es 100.000 Euro, wenn wir einen Spielplatz erneuern. Wir hatten bisher 40.000 Euro im Jahr dafür zur Verfügung, mussten also fast drei Jahre dafür sparen. Mit den 100.000 Euro zusätzlich geht es also deutlich schneller. Wir werden aber einen Teil des Geldes auch in Bolzplätze und in die Ersatzbeschaffung von Spielgeräten auf einzelnen Spielflächen stecken. Das kostet je nach Bolzplatz zwischen 8.000 bis 30.000 Euro. Auch hierfür können wir jetzt mehr investieren.

Nennen sie mal ein Beispiel, wo sie das Geld konkret einsetzen.

Ketterer In Reinshagen können wir die kaputten Skate-Elemente ersetzen. Das kostet 25.000 Euro. Vor dem Beschluss des Rates wäre das die einzige Ersatzbeschaffung gewesen, die wir in diesem Jahr hätten umsetzen können. Jetzt können wir im gleichen Zeitraum mehr machen, so dass die Stadt an mehreren Stellen davon profitiert.

Es gibt aus der Politik den Vorschlag, das vorhandene Geld für größere Projekte zu bündeln, dafür auf einige kleine Spielplätze zu verzichten. Wie sehen Sie das?

Ketterer Die Verwaltung arbeitet gerade an einer Antwort auf diesen Antrag. Was man klar sagen kann: Wir brauchen einen Mehrklang bei den Spielplätzen. Es ist natürlich sehr attraktiv, so eine große Anlage wie am Hohenhagen, im Stadtpark oder im Lennepe-Bachtal zu haben. Die brummen richtig, da fahren die Eltern auch mit ihren Kindern hin. Die Grundidee ist aber auch, dass es in der unmittelbaren Nähe des Wohnortes für jedes Kind Räume gibt, die es einfach und fußläufig erreichen kann. Und in denen es eigenständig und ohne Anleitung und Zugangsregeln mit anderen Kindern spielen kann. Spielplätze erfüllen darüber hinaus auch eine Funktion für die Nachbarschaft. Hier treffen sich die Mütter und Väter, kommen ins Gespräch und lernen sich kennen. Daraus entstehen andere Dinge. Erwähnen möchte ich auch die Spielplatzpaten und die Spielplatzboxen, die ebenfalls wertvolle Beiträge für die Attraktivität der Spielplätze leisten.

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