Remscheider hat ungewöhnliches Haustier Ein Schweinchen namens Lola

Remscheid · Noah hatte nie davon geträumt, ein Schwein als Haustier zu haben. Doch manchmal kommt es anders als man denkt.

 Der elfjährige Noah kümmert sich liebevoll um sein Gartenschwein Lola.

Der elfjährige Noah kümmert sich liebevoll um sein Gartenschwein Lola.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

„Ich dachte erst, das sei ein Witz“, erzählt der elfjährige Noah und weiß noch genau, wie seine Mutter Katharina Sauer (35) im Mai vergangenen Jahres aus dem Oberbergischen Kreis heimkehrte. Dorthin war die gebürtige Schlesierin mit ihrem Lebensgefährten Marcel Schuchert gefahren, um sich auf einem Kleintiermarkt vor dem Affenpark Eckenhagen nach Eiern von Bergischen Schlotterkämmen umzusehen.

„Marcel wollte die Eier zur Aufzucht haben, weil Bergische Schlotterkämme auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen.“ Also hätten sie sich an den vielen Ständen umgesehen – und die Schweinedame Lola entdeckt. „Der Verkäufer wirkte so, als ob er seine Tiere nur noch loswerden wollte.“ Nur 20 Euro habe er für das Schweinchen verlangt, obwohl es schon acht Wochen alt war. Das tierliebende Pärchen hatte Mitleid und brachte das Mini-Schwein nach Remscheid-Süd, wo die Familie in einem großen Haus am Waldrand lebt.

Dort, auf der heimischen Waldparzelle, geht Fünftklässler Noah seither mit Lola Gassi, mindestens einmal am Tag und ganz ohne Leine, „weil unser Schwein auf Pfiffe und Rufe hört“. Wenn das nicht klappt, müsse er „mit altem Brot oder anderen Leckerlis locken“.

Seiner Mutter ist es wichtig, „dass Noah sich voll und ganz um Lola kümmert“. Denn das dritte Kind kommt schon bald auf die Welt, und neben dem Mini-Schwein gibt es im Garten der Familie Sauer-Schuchert noch etliche andere Tiere, die Aufmerksamkeit brauchen.

„Derzeit haben wir ja nicht nur nur die Schlotterkämme, die tatsächlich geschlüpft sind, sondern neben Lola auch noch Tauben und zwei Enten.“ Und weil Schweine sehr gesellig sind, sollen weitere Gefährten dazukommen - „vielleicht ein Schäfchen oder eine Zwerg-Ziege“. Für Noah, der das Gertrud-Bäumer-Gymnasium (GBG) besucht, wäre das kein Problem. „Ich habe aber Freunde, die vor Tieren wie Lola Angst haben“, verrät er. Typische Stadtkinder seien das, „Kinder, die höchstens Hunde und Katzen und vielleicht noch ein paar Kaninchen kennen“.

Zum Glück sei die Angst vor Lola jedoch immer schnell verschwunden. „Mein Freunde merken sofort, dass unser Schweinchen völlig harmlos ist. Sie wundern sich dann nur noch, dass Lola auch ins Haus hinein darf.“ Das sei ihr erlaubt, „weil sie stubenrein ist und selbst im Stall noch ihr Katzenklo benutzt“. Ein sauberes Schweinchen zu sein habe Lola gleich in den ersten Wochen gelernt. „Damals wollten wir sie noch nicht im Stall oder im Garten halten“,sagt Noahs Mutter. Obwohl man bei Lola, anders als bei den Hühnern, nicht befürchten müsse, „dass der Fuchs kommt und sie holt oder ein Habicht von oben herabstößt“.

Allerdings sei das grunzende Familienmitglied vor wenigen Wochen im Wald ausgebüchst und etliche Häuserzüge weiter gesichtet worden: „Die Leute riefen dann die Feuerwehr, die wiederum das Ordnungsamt informierte.“ Am Ende sei Lola in einem Tierheim gelandet. Weil man dort auch noch den Tierarzt hinzurief, habe „das Microschein trotz niedriger Anschaffungskosten ein großes Loch in die Haushaltskasse gerissen“.

Damit das nicht wieder passiert, gibt es jetzt einen kniehohen Elektrozaun, „der Lola davon abhält, auf die Pirsch zu gehen“. Wobei Katharina Sauer ihr das nicht verübeln kann: „Schweine sind einfach total neugierig und aufgeweckt.“ Darüber hinaus würden sie es lieben, zu schmusen.

Trotzdem rät Sauer davon ab, sich mal eben so für ein Schwein als Haustier zu entscheiden: „Ich hatte viel zu lernen, obwohl ich aus einer Bauersfamilie mit Land- und Viehwirtschaft stamme.“ Wichtig sei etwa, das Schwein sofort beim Veterinäramt und bei der Tierseuchenkasse anzumelden. Denn Schweine würden „rechtlich als Nutztiere gelten – auch wenn wir das natürlich ganz anders empfinden.“ Wichtig sei zudem, viel Platz zu haben und einen Ort zum Suhlen: „Ohne eine eine kleine Wassergrube geht es im Prinzip nicht.“ Zudem müsse ein Schweine streng erzogen werden: „Ansonsten kann es viel anstellen.“ Was ihrem Sohn Noah logisch erscheint: „Schweine sind so intelligent wie dreijährige Kinder. Dann ist es klar, dass sie auch genauso viel Unsinn machen!“

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