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Altersarmut Armes Remscheid, arme Frauen

Remscheid · Die Zahl der Frauen, die im Alter von Armut bedroht sind, wird steigen.

 Bei vielen Frauen reicht die Rente nicht zum Leben.

Bei vielen Frauen reicht die Rente nicht zum Leben.

Foto: imago/imagebroker/imageBROKER/Jan Tepass

Frauen sind besonders durch Altersarmut gefährdet, da sie ihr ganzes Berufsleben lang weniger verdienen als Männer. Darüber sind sich die meisten Gutachter, die sich mit Armut beschäftigen, einig. Diese Tatsache spiegelt sich auch in den neuen Zahlen über Altersarmut von Frauen in Remscheid wieder. Nach Informationen der Stadt bezogen im April 2018 506 Frauen Grundsicherung. Das bedeutet, ihre Rente reicht nicht aus, um davon leben zu können. Die Grundsicherung entspricht dem Niveau von Hart IV. Der durchschnittliche Bedarf liegt bei 785 Euro.

Ob das eine hohe oder niedrige Zahl ist, lässt sich mit den absoluten Zahlen nicht deutlich darstellen. Dazu fehlen Vergleiche. Gleichstellungsbeauftragte Christel Steylaers geht aber davon aus, dass die Zahl der Frauen, die im Alter mit Armut zu kämpfen haben, steigen wird. Nach den Forschungen der Bertelsmannstiftung könnte es bis 2035 jede dritte Frau sein. Verschärfend für Remscheid kommt eine Besonderheit hinzu: Frauen werden in der Werkzeugstadt häufiger arbeitslos als in anderen Städten. Der Frauenanteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrug 2017 41,5 Prozent. Der Anteil an der Arbeitslosigkeit lag bei 45,5 Prozent. Normal ist es umgekehrt. Der Grund für die heutige Altersarmut liegt im Lebensmodell der Frauen. Sie waren und sind es noch immer, die für die Kindererziehung und oft auch für Pflege der Eltern Abstriche bei der Karriere machen. So arbeiten Frauen mit Kindern in Teilzeit. Krippen und Kindergärten sind noch nicht ausreichend ausgebaut. Politische Maßnahmen wie das Ehegattensplitting und die „Herdprämie“ fördern nach Beobachtungen von Sozialwissenschaftlern den Ausstieg aus der Erwerbsarbeit auf Zeit.

Im Alter zahlen die Frauen den Preis. Wenn sie in jüngeren Jahren auf die Ehe setzten und nun nach einer Scheidung das zweite Alterseinkommen fehlt, sind sie die Leidtragenden. Die Gesetze werden im Bund gemacht. Nach Meinung von Steylaers besitzt auch die Kommune Möglichkeiten, Wege aus der Armutsfalle für Frauen zu finden. Das fängt mit Aufklärung an. „Ich plädiere dafür, dass Frauen mehr Vollzeitstellen bekommen“, sagt Steylaers. Zusammen mit der Wirtschaftsförderung könne man für eine flexiblere Personalpolitik werben. Vom Bau des DOC erhofft sich Steylaers Chance für Frauen auf gute Jobs. „Das DOC kann nicht mit Aushilfskräften arbeiten“, sagt sie.

Fast jeder zehnte Remscheider lebt von Transferleistungen. Diese Quote ist konstant. Trotz der Boomjahre in der Wirtschaft. Seit 2005 hat sich die Zahl der Menschen mit „Grundsicherung“ in Deutschland verdoppelt. Die Zahl der bedürftigen Rentner ist in Wahrheit viel größer. Die Scham und die Schuldgefühle, nicht selbst für sich gesorgt zu haben, verhindern oft, sich Hilfe zu holen, heißt es.

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