Wohnungsnothilfe "In Remscheid gibt es keine Obdachlosen"

Remscheid · Die Fachstelle Wohnungsnotfallhilfen der Stadt kümmert sich um Bürger, die im Begriff sind, ihr Zuhause zu verlieren.

Wohnungsnothilfe: "In Remscheid gibt es keine Obdachlosen"
Foto: dpa

Der Stolz in Thomas Kugels Stimme ist kaum zu überhören. "Haben Sie in unserer Stadt in letzter Zeit Menschen gesehen, die auf der Straße leben?", fragt der Sachgebietsleiter Wohnen der Stadt. "Ich nicht. Und ich glaube, das ist vor allem der hervorragenden Arbeit unserer Kollegen zu verdanken." Kugel und sein Kollege Carsten Thies, Abteilungsleiter Wohnung und Refinanzierung, betreuen die Fachstelle Wohnungsnotfallhilfen der Stadt Remscheid in verantwortlicher Position. Die hat die Aufgabe, Obdachlosigkeit zu verhindern. Die BM hat mit den beiden über ihre Arbeit gesprochen.

Basis ihrer Tätigkeit sei das Grundgesetz, sagt Kugel. "Das garantiert jedem Deutschen ein Recht auf Wohnen. Unsere Aufgabe ist es, das für Remscheid zu realisieren." Die Wohnungsnotfallhilfe hat nach Auskunft der beiden Experten drei wesentliche Standbeine: die Prävention, die Reaktion und die Wohnungsakquise. "Uns geht er vor allem darum, Obdachlosigkeit durch Prävention zu vermeiden. Wir wirken darauf hin, dass es gar nicht erst zum Wohnungsverlust kommt", sagt Carsten Thies. "Wenn wir Wind davon bekommen, dass irgendwo eine Räumungsklage ansteht, versuchen wir vor Ort zwischen Vermieter und Mieter zu vermitteln."

Klappt das nicht, bekommen die Wohnprofis vom Amtsgericht Bescheid, sobald die Zwangsvollstreckung droht. "Dann rücken wir aus und klären mit den Leuten ab, ob sie einen Ort haben, an dem sie unterkommen können", sagt Thies. "Haben sie niemanden, schauen alle Beteiligten gemeinsam, wie es weitergeht." Diese Arbeit werde leider immer wichtiger. "Wir haben in den vergangenen Jahren festgestellt, dass die Zahl der Zwangsräumungen in Remscheid zunimmt."

Neben der Notunterkunft für Wohnungslose unterhält die Fachstelle derzeit 18 Wohnungen im Stadtgebiet. Dort würden vor allem Familien und junge Betroffene untergebracht, sagt Sachgebietsleiter Kugel. "Dabei besteht in den meisten Fällen die Möglichkeit, dass die Betroffenen die Wohnung über kurz oder lang von der Stadt übernehmen können." Aus diesem Grund sei auch eine Verwaltungsangestellte für die Fachstelle tätig, die sich ständig um die Akquise neuer Unterbringungsmöglichkeiten kümmere.

Rund 60 neuen Fällen im Jahr stehen etwa 60 erfolgreiche Wohnungsvermittlungen gegenüber. Im Schnitt profitieren immer rund 60 Betroffene gleichzeitig von den Leistungen der Fachstelle. "Durch dieses System ist es uns möglich, Obdachlosigkeit in Remscheid weitestgehend zu verhindern", sagt Thies. "In der Stadt gibt es praktisch keine Obdachlosen." Wird dann aber doch einmal jemand auf der Straße aufgegriffen, wird die Fachstelle hinzugezogen. "Wir kommen dann mit unseren Sozialarbeitern und schauen was wir tun können." Probleme mit der sogenannten zugezogenen Obdachlosigkeit, mit denen vor allem Streetworker in den großen Ballungszentren zu tun haben, gibt es in Remscheid so gut wie gar nicht. "Wenn dann haben wir es mit Einzelfällen zu tun", betont Kugel. "Remscheid ist eben auch für Obdachlose nicht so interessant wie Köln, Frankfurt oder Düsseldorf."

(RP)
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