Remscheid In der Klosterkirche klingt es gut

Remscheid · Martin Haunhorst, der nie um eine treffende Bemerkung verlegene Konzertmeister der Bergischen Symphoniker, scherzt: "Ich weiß gar nicht, warum die früher so kleine Kirchen gebaut haben."

 Verkleinertes Orchester auf engem Raum: In der Klosterkirche mussten die Bergischen Symphoniker enger zusammenrücken – genossen aber die schöne Akustik des Raumes.

Verkleinertes Orchester auf engem Raum: In der Klosterkirche mussten die Bergischen Symphoniker enger zusammenrücken – genossen aber die schöne Akustik des Raumes.

Foto: Nico Hertgen

Der Platz, den er für sein Violinsolo hat — eine geschliffene Huldigung an den "Teufelsgeiger" Paganini —, ist aber auch wirklich äußerst knapp. Denn die Bergischen Symphoniker treten an diesem Sonntagnachmittag im Minoritensaal der Klosterkirche Lennep auf, und darin ist es trotz einer Kammerbesetzung von rund 30 Musikern recht eng.

Wunderbare Präsenz

Doch der Raumklang ist von wunderbarer Präsenz. Nicht nur der edle Ton von Haunhorsts Violine, sondern auch die warme, vibratoreiche und in der Tiefe gut fundierte Stimme der slowenischen Mezzosopranistin Moica Vedernjak ist günstig eingebettet in das Orchester. "Verdiana" heißt das Arrangement von Liedern des italienischen Opernkomponisten für Mezzo und Kammerorchester, in dem sie das Solo singt. Auch wenn dieser Liederreigen nichts mit Musiktheater zu tun hat: Ihre Opernerfahrung merkt man der Solistin mimisch und gestisch an.

Zu Verdis beliebtem Lied "Lo spazzacamino" ("Der Schornsteinfeger") krempelt sie zwar nicht die Ärmel hoch oder setzt gar einen schwarzen Zylinder auf, streift aber ihre Stola beherzt zurück. Nicht erst im finalen "Brindisi" (Trinklied) lässt sie Verdis Kantilenen mit Schwung fließen — oft sekundiert von den Violinen, die in den Gesang einstimmen.

Peter Kuhn und seine Symphoniker sind mit merklicher Freude dabei — und lassen nach der Pause auch Franz Schuberts fünfte Symphonie in B-Dur aufleuchten: die vielleicht hellste, heiterste, freundlichsten unter den acht Schubert-Symphonien. Für den scharfzüngigen Kritiker Eduard Hanslick war sie "ein schwacher Abguss von Mozart" — Schande über Hanslick! Aber immerhin: Der Mozart-Vergleich stimmt, vom lichtdurchfluteten Allegro und dem langsamen Satz bis zum Finale, das die derzeit arg gebeutelten Bergischen Symphoniker mit bewundernswerter Frische spielen.

Selbst die Super-Mini-Besetzung des sechsten Brandenburgischen Bach-Konzerts, in dem Carol Ann Traut und Alexander Kiss (beide Viola, beide aus dem Orchester) miteinander und mit fünf weiteren Symphonikern sowie Kuhn am Pult musikalisch kommunizieren, hat eine verblüffende Klangfülle.

Die Zuhörer applaudieren vor und nach allen Stücken ausdauernd, und auch der Besuch ist sichtlich gut — wenn die Klosterkirche auch nicht ausverkauft ist, wie am vergangenen Mittwoch das Teo Otto Theater.

(um)
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