Remscheid Immer auf Veränderungen einstellen

Remscheid · Der neue Vorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung, Alexander Lampe, wünscht sich mehr Engagement von Unternehmern für die Entwicklung der Stadt. Die Wirtschaft müsse präsenter sein im öffentlichen Leben.

Die Lage der Betriebe in Remscheid kommt meist nur ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, wenn es der Wirtschaft schlecht geht. Das ist jedenfalls der Eindruck von Alexander Lampe, neuer Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung der CDU-Remscheid. Die Beiläufigkeit der Wahrnehmung will Lampe gerne ändern und die Erfolge und Probleme der Wirtschaft mehr in den Mittelpunkt rücken. Lampe übernahm das Amt von Henner Blecher, der zehn Jahre an der Spitze der Mittelstandsvereinigung (Mit) stand.

Die Mittelstandsvereinigung will Ende März bekannt geben, wer den zum ersten Mal ausgelobten Innovations-Award zugesprochen bekommt. Es liegen 14 Empfehlungen vor. Eine Jury prüft, ob es das, was das Unternehmen als preiswürdig vorschlägt, schon gibt, und ob es auch funktioniert. Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen Branchen. Die Vorschläge können sich auf das Thema "Industrie 4.0" beziehen. In der Industrie 4.0 verzahnt sich die Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik.

Treibende Kraft dieser Entwicklung ist die rasant zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Es geht beim Innovation-Award aber auch um Themen wie "Mitarbeiterkultur" oder "Vereinbarkeit von Familien und Beruf". "Die Remscheider Wirtschaft ist so vielfältig, dass wir niemanden ausschließen wollen von dem Wettbewerb", sagt Lampe. Mit dem Innovation-Award gibt es neben der "Gründerschmiede" und dem "Innovationstheater" eine weitere Plattform, um mehr Aufmerksamkeit für die wirtschaftlichen Belange zu wecken. Doch über allem steht Lampe zufolge das gemeinsame Interesse, etwas am Wirtschaftsstandort zu bewegen und flexible Antworten auf die Herausforderungen des Marktes zu finden. Und zwar mit den Arbeitnehmern gemeinsam. "Betriebe, die gut mit dem Betriebsrat arbeiten, funktionieren auch gut", sagt Lampe.

Mit der Insolvenz der Spedition Flesche und der angekündigten Schließung des ehemaligen Keiper-Werkes gehen in Remscheid auf einen Schlag wohl über 200 Arbeitsplätze verloren. Für Lampe kommt die Schließung von Keiper nicht überraschend. Wer die Firmenpolitik von Johnsen-Controls beobachtet habe, hätte mit der Entwicklung rechnen können. Was bei Keiper und Flesche passiert sei, sollte am besten auch ein Weckruf für die Mitarbeiter sein, meint Lampe. Ein Weckruf zur Selbstvorsorge. "Jeder Mitarbeiter sollte sich immer wieder fragen, was ist, wenn ich kein Einkommen mehr habe? Was muss ich tun, um meinen Lebenstandard zu halten?", sagt Lampe.

Die Antworten auf diese Fragen sei meist eine Weiterbildung, um als Fachkraft auf dem Markt gefragt zu bleiben. Auf eine Weiterbildung in der Freizeit. Die Agentur für Arbeit biete da einen Strauß an Angeboten, sagt Lampe. Eine entsprechende Wachheit für Veränderungen müsse auf der anderen Seite auch die Unternehmen zeigen. Wie das funktionieren kann, haben die bergischen Mittelständler in den Zeiten der Finanzkrise gezeigt. Mit der Unterstützung durch den Steuerzahler mit Hilfe von Kurzarbeitergeld und der kontinuierlichen Arbeit an verbesserten und neuen Produkten wie Vertriebswegen sind die Bergischen stärker aus der Krise herausgekommen als sie vorher waren.

Mehr Engagement fürs Gemeinwohl erhofft sich Lampe in Remscheid. Die Aktionen der Wirtschaft ähneln meist denen von Vereinen. Es sei meist ein kleiner Kreis aus denselben Leuten, die sich engagieren. "Wir brauchen mehr Unternehmer, die mitmachen", sagt Lampe. Die damalige Aktion für das DOC mit Diskussionen, Stellungnahmen, Plakaten und gedruckten T-Shirts nennt Lampe ein gutes Beispiel für ein breites Engagement. Davon müsse es mehr geben. Der Mit-Vorsitzende befürchtet, wenn immer nur die Gleichen spenden und unterstützen, dann haben auch die Wenigen bald keine Lust mehr. Es sei aber wichtig, dass die Wirtschaft im öffentlichen Raum Haltung zeigt.

(RP)
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