Heimat erleben Im wilden Tal erklingt der Amboss

Bergisches Land · Der Steffenshammer im Gelpetal zeigt ein spannendes Stück Heimatgeschichte. Besucher greifen selbst zum Hammer.

 In der Schmiede des Steffenshammer ist die Zeit stehengeblieben. Dort können Besucher unter fachlicher Anleitung selbst zum Hammer greifen.

In der Schmiede des Steffenshammer ist die Zeit stehengeblieben. Dort können Besucher unter fachlicher Anleitung selbst zum Hammer greifen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

"Wo die Wälder noch rauschen, die Nachtigall singt, die Berge hoch ragen, der Amboss erklingt", heißt es in den ersten zwei Versen des Bergischen Heimatlieds. Der Bezug zum Schmieden kommt nicht von ungefähr, entstand doch die erste Industrie in der Werkzeugstadt Remscheid entlang der zahlreichen Bäche in den wilden Tälern. Über Wasserkraft wurden die gewaltigen Hämmer der Schmiedemeister angetrieben. Einen Einblick in diese spannende Heimatgeschichte bietet der Förderverein für historische Schmiedetechniken am Steffenshammer.

Am Rand des Gelpetals liegt der Hammer idyllisch. Und wenn man erst einmal die Straße hinter sich gelassen hat, kommt man sich fast so vor, als sei man durch die Zeit gereist. Diese besondere Wirkung, die der Hammer, aber auch der umliegende Platz ausstrahlen, hat es Lutz Kleuser angetan. "Der Steffenshammer ist als Zeugnis der frühen Remscheider Werkzeugindustrie ein geschichtliches Kleinod", sagt der Vorsitzende des Fördervereins. Als ein finanzielles Gutachten der Stadt nahelegte, sich von der alten Schmiedeanlage zu trennen, machten die Hastener mobil und gründeten am 1. Juli 2008 den Verein. Anfang 2009 unterzeichneten sie den Kaufvertrag mit der Stadt - und im gleichen Jahr folgte das erste Hammerfest. "Damit begann die Erfolgsgeschichte des Steffenshammers", sagt Kleuser.

 Heimat pur: Am Rande des idyllischen Gelpetals liegt der Steffenshammer eingebettet in die bergische Natur.

Heimat pur: Am Rande des idyllischen Gelpetals liegt der Steffenshammer eingebettet in die bergische Natur.

Foto: Jürgen Moll

Heute haben sich die Veranstaltungen wie das Anschmieden zum Beginn der Saison, die Hammerfeste und natürlich auch das besonders atmosphärische Adventsschmieden zu großen Publikumsmagneten entwickelt. Das Gesamtkonzept stimmt. Die Besucher können Schmieden bei der Arbeit zusehen, die kleinsten Gäste beim Kinderschmied selbst an den Amboss gehen, und mit Essen und Getränken wird es am Hammer gesellig.

Manchen reicht dieser Einblick jedoch nicht, und sie wollen tiefer eintauchen in die Geschichte des Steffenshammers. Bis zu 90 individuelle Führungen verzeichnet der Verein inzwischen jährlich. Zu den regelmäßigen Gästen zählen Schulklassen, Schüler des Berufsbildungszentrums der Industrie oder auch Auszubildende der Remscheider Industrie. Wer den Hammer abseits einer Veranstaltung erkunden will, aber nicht gleich eine Führung buchen möchte, hat jeden dritten Samstag eines Monats von 11 bis 17 Uhr die Gelegenheit.

Auf den bisherigen Erfolgen möchte sich der Verein nicht ausruhen. "Wir stehen im Wettbewerb mit einer Vielzahl an Freizeitangeboten", betont Lutz Kleuser. Da der Steffenshammer naturgemäß mit keinen Neuerungen auftrumpfen kann, verfeinert man lieber das bekannte Erfolgskonzept. "Wenn wir die historische Schmiedetechnik erhalten, dann sollten wir auch die Mundart pflegen", meint der Fördervereinsvorsitzende. Zumindest für die Großveranstaltungen plant der Verein, beginnend mit dem Anschmieden am 16. April, einen Bereich einzurichten, wo die Besucher Remscheider Platt sprechen. Zudem überlegt man, eine Kooperation mit der Lüttringhauser Volksbühne einzugehen. "Vielleicht könnte man auf Platt auch Stücke, Sketche oder Gedichte bei uns am Hammer aufführen", meint Kleuser.

(RP)
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