Interkulturelle Lesereihe in Remscheid Sprache ist die Brücke für die Integration
Remscheid · Der im November 2022 abgesagte Termin mit dem Autor Ijoma Mangold im Rahmen der Interkulturellen Lesereihe wird nun nachgeholt. Eine weitere Lesung steht dieses Jahr bereits fest.
Es ist eine gute Nachricht für alle Freunde der Literatur, die nicht ganz alltäglich ist. Der Heidelberger Schriftsteller und Literaturkritiker Ijoma Mangold, der eigentlich am 9. November des Vorjahres für zwei Lesungen zu Gast in Remscheid sein sollte, diese Termine aber krankheitsbedingt absagen musste, kommt nun doch noch. „Ja, das ist wirklich eine sehr gute Sache. Ijoma Mangold ist ein sprachgewaltiger Autor, der weiß, wovon er spricht und schreibt“, sagt Wolfgang Luge aus dem Organisationsteam der Interkulturellen Lesereihe, in deren Rahmen der Heidelberger Schriftsteller nach Remscheid kommt. Mangold wird, wie es in der Lesereihe üblich ist, bei zwei Lesungen auftreten und sein autobiografisch geprägtes Werk „Das deutsche Krokodil“ von 2017 vorstellen. „Wir arbeiten mit allen weiterführenden Schulen in der Stadt zusammen, die öffentliche Lesung findet am Dienstag, 28. Februar, in der Zentralbibliothek statt, im Gertrud-Bäumer-Gymnasium ist er dann am Mittwoch, 1. März, zu Gast“, sagt Luge.
Sprache, da ist sich Luge sicher, ist die Brücke für die Integration. „Nicht umsonst haben doch alle Integrationszentren, nicht nur in Remscheid, sich zum Ziel gesetzt, zuvorderst die Sprache zu vermitteln. Nur mit Sprachkenntnissen kann man an der gesellschaftlichen Entwicklung teilhaben“, sagt Luge. In diese Richtung gehe auch „Das deutsche Krokodil“, in dem der Heidelberger Autor seine persönliche Geschichte mit seinen zwei Heimaten in Nigeria und Deutschland erzähle. „Der Autor, auch wenn er selbst in Heidelberg geboren ist und seinen nigerianischen Vater erst mit 22 Jahren kennenlernte, kann uns Zuhörern und Lesern eine Geschichte über eine gelungene Integration berichten“, sagt Luge und ergänzt: „Dass er zu uns kommt, ist eine Bereicherung für die Lesereihe.“
Das Jahr ist noch jung, insofern sind die beiden Lesungen mit Mangold nicht die einzigen, auf die die Freunde der Lesereihe sich 2023 freuen können. „Wir haben noch eine Lesung bereits in trockenen Tüchern, bei vier weiteren Schriftstellerinnen und Schriftstellern laufen derzeit Anfragen. Wenn es gut läuft, können wir noch eine weitere Veranstaltung im Herbst durchführen“, sagt Luge. So werde dann am Donnerstag, 27. April, der deutsch-mongolische Autor Galsan Tschinag in die Zentralbibliothek kommen, einen Tag später hätte er eigentlich im Emma-Herwegh-Gymnasium lesen sollen. „Das klappt leider aus organisatorischen Gründen nicht, aktuell sind wir auf der Suche nach einer anderen Schule als Veranstaltungsort“, sagt Luge.
Das Organisationsteam der Interkulturellen Lesereihe stehe in Kontakt mit allen weiterführenden Schulen. „Wir fragen bei allen an, jede kann mitmachen – eine Frage, neben dem Termin, ist natürlich, ob das, was der Autor oder die Autorin thematisch mitbringt und ob das irgendwie in die jeweiligen Lehrpläne passt“, sagt Luge. Für den Herbst habe man Anfragen bei der Deutsch-Russin Olga Matynowa, dem Deutsch-Ukrainer Dimitriy Kapitelmann, dem Deutsch-Serben Saša Stanišić und dem Deutsch-Israeli Abbas Kider gestellt. „Natürlich kann man die Autoren nie direkt ansprechen, das läuft immer über die jeweiligen Verlage. Aber es klappt in der Regel gut“, sagt Luge – und kann aus mittlerweile auch bereits zehnjähriger Erfahrung sprechen.
Die Interkulturelle Lesereihe sei als eine Bereicherung für das Remscheider Kulturleben gedacht, sagt Luge. „Zum einen haben wir über 120 Nationalitäten in unserer Stadt, die Interessen und kulturellen Hintergründe sind entsprechend vielfältig.“ Auf der anderen Seite gebe es in der Stadt zwar in den Bereichen Tanz, Theater und Musik ein vielfältiges Angebot. „Aber eben nicht in der Literatur. Und ich bin der Ansicht, dass es auch bei uns in der Stadt viele Menschen gibt, die an der Literatur interessiert sind. Deswegen haben wir vor zehn Jahren die Interkulturelle Lesereihe auch ins Leben gerufen“, sagt Luge. Wenn es nach ihm ginge, würde er es gerne auch ausweiten, von einer einzelnen Lesung zu kleinen Literaturtagen. „Vielleicht ja auch im Bergischen Städtedreieck Remscheid-Wuppertal-Solingen – das wäre meine Idealvorstellung, die ja vielleicht einmal Realität wird. Genug Potenzial und Möglichkeiten gäbe es in den drei Städten auf jeden Fall“, sagt Luge.