Remscheid IHK — bodenständig und zukunftsgewandt

Remscheid · Mit dem Bild des ehrbaren, bergischen Kaufmanns können sich die Unternehmer der Region identifizieren. Applaus kam auf, als Präsident Friedhelm Sträter beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer diesen Typus beschwor: fair, zuverlässig, korrekt und von Werten geleitet, einer der Verantwortung für die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung übernimmt.

"Wenn wir alle diese Werte intensiv beherzigen würden, hätte es viele Krisen nicht gegeben und wir hätten künftig weniger Probleme", appellierte Sträter an die 1000 Gäste in der Stadthalle Wuppertal.

Ganzheitliches Bildungs-Konzept

Wo die IHK, der rund 34 000 Unternehmen in Remscheid, Solingen und Wuppertal angehören, ihre Beiträge sieht, klang in Sträters Rede an: in der Bildung, als Mahner für die Politik, als Unterstützer für die Mitglieder. In der Bildungslandschaft im Städtedreieck sieht Sträter Wildwuchs: zu viele Angebote, die isoliert und unabgestimmt nebeneinander herlaufen. Ohne ins Detail zu gehen kündigte Sträter an, dass sich die IHK für ein "abgestimmtes und funktionierendes bergisches Übergangsmanagement" vom Kindergarten zur Schule, in Beruf, Studium und Weiterbildung einsetzen werde.

Von den drei Großstädten forderte der IHK-Präsident, ernst zu machen mit dem Sparen, "bevor es endgültig zu spät" ist (die BM berichtete). In der Kooperation der Städte bei "großen Aufgabenblöcken" sieht Sträter Potenzial. Wenn die Kommunen ihren Sparwillen bewiesen, könnten sie ihre Forderungen gegenüber Land und Bund mit mehr Nachdruck "und auch mit Unterstützung der IHK" vortragen.

Die Stärkung der Wirtschaftsregion nach innen und außen müsse bei den drei OB einen hohen Stellenwert haben, forderte Sträter. Er machte aber auch deutlich, dass in dieser Hinsicht bei den Unternehmen noch Luft ist: So würden beispielsweise EU-Fördermittel aus dem so genannten Ziel-2-Programm noch zu wenig abgerufen.

Die Macht der neuen Netzwerke

Während Sträter sich auf die traditionelle Wirtschaftslandschaft fokussierte, katapultierte der Gastredner, der Psychologe und Netzwerker Prof. Peter Kruse aus Bremen, die Unternehmer in einem bemerkenswerten Vortrag in die Zukunft, eine Zukunft, die längst begonnen hat: die der sozialen Netzwerke im Internet. Kruse sprach angesichts von 100 Millionen Facebook-Mitgliedern von einer "Völkerwanderung" ins Internet, machte am Beispiel der Studentenproteste die Macht der Vernetzten deutlich. Er beschrieb einen gesellschaftlichen Veränderungsprozess, der keineswegs ein Generationenkonflikt sei. "Netzwerkkompetenz ist das Thema der Zukunft", gab Kruse den Unternehmern mit auf den Weg — auch für ehrbare, bergische Kaufleute.

(RP)
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