Remscheid Ich verkünde die Weihnachtsbotschaft

Remscheid · Kristiane Voll ist seit neun Jahren Pfarrerin in Lüttringhausen. Eine Bildkarte inspirierte sie bei der Vorbereitung der Weihnachtspredigt.

 Dieses Vogelhäuschen in Form der Lüttringhauser Stadtkirche erhielt Pfarrerin Kristiane Voll als Geburtstagsgeschenk für ihren Garten.

Dieses Vogelhäuschen in Form der Lüttringhauser Stadtkirche erhielt Pfarrerin Kristiane Voll als Geburtstagsgeschenk für ihren Garten.

Foto: Jürgen moll

Seit 20 Jahren ist Kristiane Voll im Pfarrdienst, fast neun davon hat sie in Lüttringhausen verbracht. Routine gibt es gleichwohl für die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Lüttringhausen nicht — "erst recht nicht an Weihnachten oder an anderen hohen Festtagen". Und bei solchen Gelegenheiten, räumt sie freimütig ein, sei sie durchaus vor dem Gottesdienst ein bisschen aufgeregt.

Viermal wird die Theologin an den Feiertagen auf der Kanzel stehen und die "Frohe Botschaft" verkünden. Dabei wird sie jeweils andere Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Ansprachen stellen. An Heiligabend feiert sie zwei Gottesdienste in der kleinen Kirche auf dem Goldenberg, am ersten Feiertag hat sie Dienst in der evangelischen Stadtkirche.

Die Gedanken zu Predigt und Gestaltung reifen in ihrem Arbeitszimmer mit Blick in den Garten. Vom Schreibtisch aus schaut sie direkt auf das pittoreske Vogelhäuschen in Form der Lüttringhauser Stadtkirche, das sie zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. "Die Vögel gehen dort ein und aus", erzählt sie lächelnd.

Ideen für ihre Predigten sammelt sie gerade vor dem Hintergrund besonderer Gottesdienste das ganze Jahr über. Diesmal dient unter anderem eine Bildkarte mit einem Motiv aus dem 14. Jahrhundert als Vorlage. "Das ist eine sehr anrührende Szene", findet die Gemeindepfarrerin. Die Heilige Familie ist umrahmt von Menschen, zu Füßen sitzt eine Hebamme. "Ich brauche in bestimmten Lebenssituationen jemanden, der mir hilft." Diese Botschaft möchte Kristiane Voll den Gottesdienstbesuchern vermitteln. Um Inhalte deutlich zu machen, sucht sie gerne nach Bildern und Symbolen. Auch dass Weihnachten nicht immer und nicht für jeden mit Freude und Frohsinn, sondern manchmal auch mit Wehmut verbunden ist, spart sie dabei nicht aus. "In vielen Lebenswegen gibt es Brüche und Risse. Und auch die junge Familie in Bethlehem hat Not gelitten und wusste nicht, wie es für sie weitergehen sollte. Auch das liegt für mich in der Weihnachtsbotschaft."

Sie selbst empfinde die Erwartungen der Gottesdienstbesucher gerade an hohen Feiertagen besonders stark. "Ich versuche schon darauf einzugehen, was den Menschen wichtig ist. Und ihre besondere Sehnsucht ist gerade an Festen wie Weihnachten zu spüren."

Nach dem Gottesdienst ist es für Kristiane Voll wichtig, jeden einzelnen Besucher persönlich an der Lüttringhauser Kirchentür zu verabschieden und ihm beim Handschlag anzublicken. Alleine dieser Augenblick zähle. Jeder solle mit dem Gefühl nach Hause entlassen werden: "Mein Gesicht wird hier wahrgenommen."

(bona)
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