Mein Remscheid Honsberg treu geblieben

Remscheid · Hanna Nöding kennt Honsberg wie ihre Westentasche. Die 93-Jährige fühlt sich in dem Stadtteil pudelwohl.

 Hanna Nöding liebt ihren Stadtteil.

Hanna Nöding liebt ihren Stadtteil.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Hanna Nöding ist Ur-Honsbergerin und stolz darauf. Was andere über ihren Stadtteil denken, ist der 93-Jährigen egal: „Ich weiß, was ich an ihm hab.“

Geboren wurde Nöding 1925 in einem der bekanntesten Häuser des Stadtteils. Das Salzhüsken, benannt nach dem Familiennamen ihres Vaters. Honsbergs einziges echtes Fachwerkhaus dürfte auch das älteste Gebäude im Ort sein. Wie alt es tatsächlich ist, kann sein Besitzer, Nödings Neffe Dieter Bieler, nur schätzen: „Das Baudatum ist nicht bekannt. Es ist wohl noch vor der Zeit des Deutschen Kaiserreiches, um 1850, gebaut worden“, vermutet der 72-Jährige. Ein erster Antrag auf Umbau wurde 1890 gestellt. „Da gab es das Haus aber schon seit einigen Jahrzehnten.“

Hanna Nöding, geborene Salz, wuchs in dem rund 90 Quadratmeter großen Haus auf – mit drei Familien. „Wir waren neun Personen“, sagt die Seniorin: „Heute kann man sich das gar nicht vorstellen, so viele Menschen auf so einem begrenzten Raum.“ Doch früher war das anders. Wo Nöding heute steht, am Engelsberg, mitten in einer Honsberger Wohnsiedlung mit gepflasterten Straßen, weideten in ihrer Kindheit die Kühe des Bauern. „Hier haben wir oft gespielt.“ Überhaupt verbrachten die Kinder ihrer Generation viel Zeit draußen. Dass ihr Stadtteil bis vor einigen Jahren einen schlechten Ruf hatte, überrascht Nöding nicht. „Das war schon früher so. Wenn man erzählte, dass man in Honsberg wohnt, wurde die Nase gerümpft. Aber das war mir egal. Das ist meine Heimat.“ Zur Schule musste sie lange laufen, erinnert sich die 93-Jährige, denn anders als ihre direkten Nachbarn wurde sie in die Kremenholler Schule eingeteilt. „Es gab zu viele Kinder im Stadtteil und auf der Honsberger Schule nicht genug Platz für alle“, erklärt Neffe Bieler: „Deswegen wurde von der Stadt einfach ein Strich durch den Stadtteil gezogen. Die eine Hälfte blieb in Honsberg, die andere musste nach Kremenholl.“

Als der Zweite Weltkrieg begann, war Nöding 14 Jahre alt. Sie erinnert sich noch gut an den Sirenenlärm, an die uniformierten Männer im Stadtteil. „Honsberg wurde von der SS häufiger heimgesucht“, erzählt Bieler. Als Arbeiterviertel mit kommunistischen Wurzeln war Honsberg der Schutzstaffel ein Dorn im Auge. Noch während des Krieges (1940) begann Nöding ihre Ausbildung zur Industriekauffrau, wobei sie ihren Mann kennenlernte: „Er war damals mein Oberstift.“ 1942 wurde er eingezogen, bis 1945 als Soldat eingesetzt und bis 1946 gefangen gehalten. 1947 heirateten beide. Für Nöding stand nie zur Debatte, woanders hinzuziehen. Mit ihrem Mann blieb sie in Honsberg, wurde Mutter und zog ihre Tochter groß.

 Hanna Nöding (93) liebt ihren Stadtteil.

Hanna Nöding (93) liebt ihren Stadtteil.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Auch heute ist Nöding im Stadtteil eingebunden, geht noch immer regelmäßig in den Neuen Lindenhof zur Gymnastik und fühlt sich wohl. „Die Leute sind alle sehr nett und mir gefällt es hier einfach.“ Nur eins bedauert sie: „Früher hatten wir alle Geschäfte vor der Haustür. Man konnte schnell seine Besorgungen erledigen.“ Das ginge heute nicht mehr. Und das sei für die älteren Menschen ein großes Manko in dem sonst so liebenswerten Stadtteil.

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