Serie Mein Remscheid „Klein Istanbul“ lebt als offener Stadtteil

Remscheid · Die Sozialarbeiterin Ute Friedrich-Zielas lobt, dass sich der Honsberg in den vergangenen Jahren gut entwickelt hat.

 Sozialarbeiterin Ute Friedrich-Zielas vor dem neuen Lindenhof.

Sozialarbeiterin Ute Friedrich-Zielas vor dem neuen Lindenhof.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Ute Friedrich-Zielas ist beruflich mit dem Honsberg verwachsen. Seit 31 Jahren ist die Sozialarbeiterin dort aktiv, kennt jede Ecke und Honsbergs Bewohner gut. Vieles habe sich in den letzten Jahrzehnten verändert, nur eines nicht: „Der Honsberg war schon immer bunt und, trotz baulicher Geschlossenheit, ein sehr offener Stadtteil.“

Frisch aus der Uni raus, erinnert sich die gebürtige Neusserin noch gut, an den ersten Eindruck am neuen Arbeitsplatz bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im alten Lindenhof, Ende der 80er Jahre im Stadtteil Honsberg: „Ich war damals in der Einschulungshilfe aktiv, half hauptsächlich türkischen Kindern, die vorher nicht im Kindergarten gewesen waren und fand schon damals, dass Honsberg ein sehr interessanter Stadtteil war.“

Damals schon war der Honsberg, aufgrund der konzentrierten Anzahl an türkischstämmigen Nachbarn, bei vielen Remscheidern als „Klein Istanbul“ verpönt. Doch im Stadtteil gab es schon immer Menschen verschiedener Herkunftsländer und Orte. Das war schon vor Kriegsbeginn so. Im alten Bullenkloster etwa, im Haus des alten Lindenhofs, lebten ledige Männer, die aus ganz Deutschland als Lehrlinge für die Industrie angeworben wurden. Später, in den 70er Jahren wurde das Haus von der Awo übernommen und fungierte als Stadtteil- und Gemeindehaus. Hier arbeitete Friedrich-Zielas und lernte den Stadtteil kennen.

Sie lief regelmäßig durch den Ort, besuchte Familien unterschiedlicher Nationalitäten. „Die Straßenschluchten, die Häuser im Karree gebaut, es war und ist eine klassische Arbeiterwohnsiedlung.“ Was sie besonders faszinierte: die Nähe ins Grüne, nach Kremenholl und zum Lobach die Offenheit der Menschen.

Die Infrastruktur im Stadtteil habe sich mit den Jahren verändert, nicht immer zum Positiven. Früher reihten sich auf der Honsberger Straße die Einzelhändler aneinander. Mit der Tendenz zu den großen Discounterketten schlossen die Läden im Ort. Der Leerstand nahm zu, es wurde kaum noch in den Stadtteil investiert, erinnert sich Friedrich-Zielas.

Seit einigen Jahren ist eine Veränderung zu spüren. Der Einzelhandel ist zwar nicht zurück, „positiv ist aber, dass uns hier eine Ärztin geblieben ist“, sagt die Sozialarbeiterin. Auch die naheliegende Apotheke im Stadtteil sei lebenswichtig. „Bei uns wohnen viele ältere Menschen, die auf eine ärztliche Versorgung angewiesen sind und für ihre Medikamente nicht mal eben in die Innenstadt fahren können.“

Die Bemühungen der vor Ort aktiven Vereine und Akteure, den Stadtteil liebens- und lebenswerter zu gestalten – und dank Fördergelder von Bund und Land - haben zu einem Vorzeigeprojekt geführt: „Der neue Lindenhof“, das neue Zentrum des Stadtteils, ist ein Ort der Begegnung für alle Generationen, wo die Bürger zu Festen, Vorträgen und Ausstellungen zusammenkommen und wo verschiedene Vereine und Institutionen für die Bewohner vor Ort unter einem Dach zusammenarbeiten. Dieses Haus, sagt Friedrich-Zielas habe auch das Miteinander im Ort gestärkt. Und auch neue Menschen nach Honsberg gelockt. Denn die Räume werden auch gerne von der Stadt Remscheid angemietet, etwa für Fachtagungen. Der Honsberg, sagt die 52-Jährige dann, „war ständig im Wandel, auch jetzt noch. Und der Prozess ist längst nicht beendet.“

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