Straßenmarkt in Remscheid Verändertes Pfingsttrödel-Konzept geht auf
Remscheid · Bis zu 25.000 Menschen, so schätzen die Veranstalter, schlenderten am Wochenende über die Hindenburgstraße. Ein Erfolg für die Traditionsveranstaltung, die fast auf der Kippe stand.
Es ist das erste richtig warme Wochenende in der Stadt: Die Sonne scheint mit all ihrer Kraft – und über die Hindenburgstraße schieben sich die Menschen seit den frühen Morgenstunden regelrecht an der langen Trödelmeile entlang, zwischen hervorgeholten Schätzen, Sammlerstücken, ausrangierten Spielzeug und aussortierter Kleidung. Alle paar Meter bildet sich eine Traube von Menschen, die sich zufällig begegnen, sich herzlich in die Arme fallen und begrüßen. Überall lächelnde Gesichter, ob des sommerlichen Wetters, des soeben ergatterten Schnäppchens oder des abgeschlossenen Geschäfts, so weit das Auge reicht.
Auch Carsten Pudel und Florian Böker kommen am frühen Sonntagnachmittag nicht drumherum, bei diesem Anblick übers ganze Gesicht zu strahlen: „Das war das Ziel. Es ist voll, und ich bin sehr glücklich“, sagt Pudel, Schriftführer der Interessengemeinschaft (IG) Hindenburgstraße und als Inhaber der Eventagentur „Knallfabrik“, zudem versierter Floh- und Trödelmarkt-Veranstalter. Nachdem die Organisation und Ausrichtung des traditionellen Pfingsttrödels auf der Hindenburgstraße im vergangenen Jahr ein echter Kraftakt für den Verein gewesen war, stand das beliebte Straßenfest, das weitaus mehr als nur eine gewöhnliche Trödelmeile ist, nun lange Zeit auf der Kippe, verrät Pudel.
In vielen anderen Städten gebe es kaum noch solche von Vereinen organisierten Veranstaltungen, weil die Auflagen mit den Jahren – aufgrund von Ereignissen wie bei der Loveparade 2010 in Duisburg oder dem Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt 2016 – immer höher geworden sind. Für die Auflagen, sagt Florian Böker, Vorsitzender der IG Hindenburgstraße, habe er Verständnis. „Für Vereine, die ehrenamtlich organisiert sind, ist das weder personell noch finanziell möglich zu stemmen.“ Nun sei er sehr froh, „dass sich die Stadt neu aufgestellt hat und wir da Hand in Hand zusammenarbeiten können“, lobt er. „Dafür ein riesiges Dankeschön.“
Was Böker meint: Erstmals hat die Stadt die Beschilderung übernommen und damit dem Verein sehr viel Arbeit und Kosten erspart. Dafür hatten Vereinsmitglieder, Tage vor der Großveranstaltung, eine von Remscheids schönsten Straßen, gereinigt und für das Fest vorbereitet.
Dass der diesjährige Pfingsttrödel deutlich verkürzter ist als die Jahre zuvor, fällt beim Flanieren überhaupt nicht negativ auf: Statt wie bislang gewohnt von der Alleestraße bis zur Wilhelmstraße die kompletten knapp 800 Meter auszuschöpfen, endet die Trödelmeile bereits bei der Hälfte an der Theodor-Körner-Straße. Dafür gibt es keine Lücken zwischen den rund 200 Ausstellern, die dicht an dicht aneinander stehen. Auch der Schulhof des Getrud-Bäumer-Gymnasiums ist diesmal dicht besiedelt: Neben der Bühne, auf der zu diesem Zeitpunkt die Band „Riptide“ mit ausgewählten Coversongs für Stimmung sorgt, tummeln sich zahlreiche Besucher um den Bierwagen der IG Hindenburgstraße. Der restliche Schulhof gehört den Kindern, die kostenlos trödeln.
Trotz anfänglicher Bedenken bringt auch Kim Ackermann ihre Begeisterung über die Änderungen zum Ausdruck und lobt die sehr gute Organisation von Carsten Pudel. „Carsten macht das wirklich super.“ Seit gut zehn Jahren trödelt sie schon mit Freundin Dani Peiniger mit, hatte ihren Stand bislang immer am Ende der Trödelmeile, gleich vor ihrer Haustür. Dass die Meile in diesem Jahr verkürzt wurde, gefiel ihr Anfangs überhaupt nicht, gesteht sie. „Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass es absolut gelungen ist.“

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Die Stimmung sei super, die Kauffreude groß – zumindest bei gewissen Angeboten. „Kinderkleidung geht immer. Damenklamotten funktionieren in diesem Jahr irgendwie überhaupt nicht“, berichtet Peiniger, die mit Freundin Kim im feschen Sommerlook mit großen Sonnenbrillen und tropischer Girlande ihr kleines Sommerfest am Stand feiert. Der Umsatz, sagt Peiniger überzeugend, sei ihr nicht wichtig: „Wir machen es ja nicht, weil wir viel Geld verdienen wollen, sondern weil wir hier einfach eine Menge Spaß dabei haben.“