Remscheid Heinz-Erhardt-Show war auch ohne Erhardt grandios

Remscheid · Man sollte meinen, dass, wo Heinz Erhardt drauf steht, auch Heinz Erhardt drin ist. War er nicht. Die groß angekündigte "ultimative Heinz-Erhardt-Show" des Trios "HEINZ!" (Frank Sauer, Volkmar Staub, Günter Fortmeier) erfüllte in der Klosterkirche nicht die Erwartungen, die die Besucher aufgrund der vollmundigen Ankündigung gehegt hatten.

Ohne diese Erwartungen aber lieferte das Trubel-Trio eine urkomische, bewundernswerte, tadellose Nonsens-Klamauk-Vorstellung ab. Mit Texten von Heinz-Erhardt, aber nicht wie Heinz Erhardt. Dagegen sprach schon, dass sie zu dritt auf der Bühne standen und jeder sich vom Original in Aussehen, Gestik und Mimik so unterschied wie ein Erhardtscher Vierzeiler von Goethes Faust. Da nützte auch das aufgesetzte Heinz-Erhardt-Brillengestell nichts. Aber sonst - sie brachten den gleichen Klamauk wie den des deutschen Dichters oder "nicht ganz dichten Deutschen" (Heinz Erhardt) über die Bühne. Die Kalauer feierten fröhliche Urständ - und das dank Erhardts Zeilen massenweise. Das Nasshorn und das Trockenhorn spazierten durch die Wüste ("siehste!"), das Schicksal der Made ergriff alle ("Hinter eines Baumes Rinde ruft die Made nach dem Kinde"), das Zahnweh machte sich grinsend bemerkbar ("Die alten Zähne wurden schlecht, und man begann, sie auszureißen, die neuen kamen gerade recht, um mit ihnen ins Gras zu beißen") und praktische Weisheiten ("Lieber eine Stumme im Bett als eine Taube auf dem Dach") erforderten Nachdenken.

Auch andere Blödeleien brannten lichterloh in ihrem Nonsens-Universum: Der neue muslimische Feiertag "Allahheiligen" (Stefan Raab), "er singt Bass, andere singen besser" (nach Erhardt), "Madame Plissee, die Vielfältige" (Erhardt) sowie "sieht aus wie eine Hundehütte - an jeder Ecke ein Knochen" (Erhardt).

Hinzu lieferten sie eigene Beiträge. Besonders Günter Fortmeier zeigte sich als "Roman-Tiger" (Romantiker) in Bestform in seinen Puppen- und Schattenspielen, die, gewürzt mit Erhardts Texten, zum Komischsten gehörten, was seit langem auf der Bühne der Klosterkirche sein Unwesen trieb.

Für diesen Humor braucht es schon einen speziellen Sinn. Nach der Einordnung des Stieres ((E)S-Tier) in die Gruppe der Ess-Tiere fiel es manchem schwer, auch noch über die Kategorisierung der Weihnachtsgans als Ess-Tier, totes Tier und besonders als Kaltblüter, da tiefgefroren, zu lachen. Da konnten sich die drei, wie in ihrem Prolog versprochen, "einsetzen und durchsetzen, damit Sie sich nicht entsetzen", wie sie wollten. So gesehen, war der Abend ein Erfolg: "Sie schufteten und schufen unentwegt und und bauten nie auf Sand. Wenn man sich das so richtig überlegt, dann war das allerhand" (aus "Bilanz" von Heinz Erhardt).

(RP)
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