Familienunternehmen aus Remscheid Präzise Handarbeit aus Tradition

Rik Wilms ist seit fast 29 Jahren beim Remscheider Werkzeugunternehmen HAZET. Der gelernte Graveur arbeitet an einer Drahterodiermaschine. Diese kam zeitgleich mit ihm in die Firma.

   Rik Wilms setzt einen Schmiederohling eines Ring-Maulschlüssels auf das Abgratwerkzeug.

Rik Wilms setzt einen Schmiederohling eines Ring-Maulschlüssels auf das Abgratwerkzeug.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

HAZET ist einer der führenden Hersteller von Handwerkzeugen. Das Remscheider Unternehmen gibt es bereits seit über 150 Jahren, es wurde im Jahr 1868 gegründet. Heute werden an vier Standorten über 5500 Produkte für Industrie, Handwerk sowie die Automobil- und Luftfahrttechnik hergestellt. HAZET wird heute in der fünften Generation im Familienbetrieb geführt. Der Hauptsitz ist an der Güldenwerther Bahnhofstraße. Insgesamt sind beim Werkzeughersteller rund 600 Mitarbeiter beschäftigt.

„Einige Familien teils auch bereits in der zweiten oder dritten Generation“, betont Marketing-Leiter Carsten Scholz. Einer der Mitarbeiter ist Rik Wilms. Der Remscheider kann ebenfalls bereits auf eine langjährige Betriebszugehörigkeit zurückblicken. „Ich bin vor fast 29 Jahren zu HAZET gekommen“, sagt der gelernte Graveur, der 1991 beim Werkzeughersteller angefangen hat.

Sein Einstieg fiel dabei zeitgleich auf die Einführung einer neuen Technik, wie Wilms sich erinnert. „Man hat mich damals angeworben, als man auch die Drahterodiermaschine angeschafft hat. Damals wusste noch keiner so richtig, wie diese Technologie funktioniert“, sagt der 52-Jährige. Er selber auch nicht. Allerdings sollte sich das bald ändern. „Ich bekam eine vier Ordner starke Anleitung in die Hand gedrückt und habe mir dann die Funktionsweisen der Maschine angeeignet. Wir sind dann auch zum Deutschland-Vertreter der japanischen Herstellerfirma gefahren, um uns einweisen zu lassen“, sagt Wilms. Die Maschine gibt es heute noch, und auch Wilms bedient sie seit bald 30 Jahren. „Das spricht natürlich für die Qualität der Maschine – aber auch für meinen pfleglichen Umgang mit ihr“, sagt Wilms lachend.

Mit der Drahterodiermaschine werden Spaltmesser, Abgradwerkzeuge und Schmiedegesenke hergestellt. „Die brauchen wir für die internen Produktionsabläufe. Die Spaltmesser werden zum Abspalten der Stahlrohlinge in der Schmiede benötigt, mit den Schmiedegesenken werden die Rohlinge für die weitere Produktion hergestellt und die Abgradwerkzeuge dienen zum Entfernen der überstehenden Reste am Rohling“, sagt Wilms. Damit kann dann die Produktpalette gefertigt werden. Außerdem stellt der Graveur allgemeine Muster und Prototypen für die Abteilung Forschung und Entwicklung her. „Das ist für einen Mittelständler wie HAZET heutzutage auch nicht mehr selbstverständlich, dass es eine umfangreiche Entwicklungsabteilung gibt“, sagt Scholz. Wilms ist aber nicht zuletzt auch sozusagen Ersthelfer: „Wenn irgendwo in der Produktion ein Maschinenausfall ist und kurzfristig Ersatz gebraucht wird, dann landet das bei mir“, sagt der 52-Jährige.

An seinem Arbeitsplatz schätzt Wilms besonders die geforderte Präzision und die ständig neuen Herausforderungen, das gewünschte Werkstück genauso hinzubekommen, wie es der Besteller braucht. Er hat einen Kollegen, der für ihn einspringt, wenn er krank oder im Urlaub ist. „Ansonsten bin ich im Pool der etwa 20 Mitarbeiter im Werkzeugbau aber der einzige Drahterodierer“, sagt Wilms. Im Normalfall habe er einen Vorlauf von etwa einer Woche, manchmal gebe es aber auch längerfristige Bestellungen, die etwa zwei bis drei Monate Vorlauf hätten. „Überraschungen gibt es eher selten – und dann eher, wenn irgendetwas kaputtgegangen ist und Ersatz nötig ist“, sagt der 52-Jährige.

Fast 30 Jahre im Betrieb sind eine lange Zeit. Das wäre wohl kaum so, wenn Wilms nicht auch das Unternehmensklima und die Firma sehr schätzen würde. „HAZET ist ein sehr soziales Familienunternehmen. Das merkte man auch in der Krise vor einigen Jahren. Hier werden die Mitarbeiter gesehen und wertgeschätzt“, sagt Wilms. So sei es etwa ein Stück Unternehmenskultur, dass die Geschäftsführer beim Gang durch die Abteilungen die Mitarbeiter immer begrüßen würden. „Es zeigt sich aber auch nicht zuletzt daran, dass es sehr viele langjährige Mitarbeiter hier gibt – da bin ich weiß Gott nicht der einzige“, sagt Wilms.

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