Remscheid Hälfte der Jugendlichen noch ohne Lehrstelle

Remscheid · Der Internationale Bund (IB) appelliert an Handwerks- und Industriebetriebe, mehr Lehrstellen in diesem Jahr zur Verfügung zu stellen. Derzeit nehmen 112 junge Erwachsene an den berufsvorbereitenden Maßnahmen des freien Trägers der Jugend, Sozial- und Bildungsarbeit in Remscheid teil – die Hälfte von ihnen hat bislang noch keinen Ausbildungsplatz.

Drei Bewerber für eine Stelle

"Die Krise ist auf dem Ausbildungsmarkt angekommen. Im Schnitt gehen auf eine Stelle drei Bewerber. Das ist schon dramatisch", sagte die Leiterin der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit Remscheid/Solingen, Nicole Büttner, gestern bei einem Pressegespräch. Die Arbeitsagentur vermittelt Jugendliche an den IB, wenn diese ohne Abschluss dastehen oder ihre Noten für eine Lehrstelle nicht ausreichend waren. Andere haben familiäre oder psychische Probleme, warum sie den Sprung von der Schule in eine Lehrstelle verpasst haben. Beim Internationalen Bund werden sie fit gemacht für den ersten Ausbildungsmarkt – zum Beispiel durch Praktika in Betrieben.

Dieser Weg hat sich für Josephine Schenk ausgezahlt: Nach der Mittleren Reife fing die heute 20-Jährige eine Ausbildung als Pharmazeutisch-Technische Assistentin an. Nach sechs Monaten brach sie die Lehre ab, "weil es nicht das Richtige war". Beim IB bildete sie sich im Bereich Gesundheit und Soziales fort, bekam ein Praktikum als Orthopädie-Technikerin vermittelt. Sie gefiel dem Betrieb so gut, dass sie ab August dort eine Ausbildung beginnt. Alexander Wegner hatte bisher noch kein Glück. Der 20-Jährige will Kfz-Mechatroniker werden. Wenn alle Stricke reißen, müssen er und die übrigen Teilnehmer ohne Lehrstelle nach Ablauf der Berufsvorbereitung in eine überbetriebliche Ausbildung. Aber auch davon gebe es nicht unbegrenzt viele Plätze, erklärte Markus Stärk-Dahmen, Bildungsbegleiter beim IB.

Trotz der angespannten Lage hat der Träger Hoffnung, dass sich das Blatt noch wendet. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Firmen unsere Bewerber sehr gerne nehmen, weil sie sich praktisch bewährt haben", sagte Alfons Herweg, Koordinator Berufliche Bildung. In der Regel würden 40 Prozent der Jugendlichen in den Ausbildungsmarkt integriert.

(RP)
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