Remscheid Guter Tausch - Wald gegen Aktien

Remscheid · Gisela Bock hat ihren Besitz am Lüttringhauser Stadtwald an die Waldgenossenschaft Remscheid übertragen.

 Gisela Bock (dritte von re.) hatte gestern gute Laune, als sie insgesamt 6,5 Hektar Privatwald an die Waldgenossenschaft Remscheid übergab.

Gisela Bock (dritte von re.) hatte gestern gute Laune, als sie insgesamt 6,5 Hektar Privatwald an die Waldgenossenschaft Remscheid übergab.

Foto: Hertgen, Nico

An den Lüttringhauser Stadtwald hat Gisela Bock viele schöne Kindheitserinnerung. "Hier haben wir Heide für Kränze gesammelt, Pilze und Maikäfer gesucht. Die Liebe zur Natur ist mir sozusagen eingeimpft worden", erzählt die heute in Freiburg im Breisgau lebende Seniorin. Jetzt hat sie ihren privaten Waldbesitz an dieser Stelle der Waldgenossenschaft Remscheid übertragen. "Der Genossenschaftsgedanke kommt mir sehr entgegen. Das bedeutet auch ein Stück weit Solidarität", sagte die diplomierte Volkswirtin gestern bei einem Termin mit der Presse.

Das über sechs Hektar große Waldstück, das einst ihre Großeltern zur Verlobung geschenkt bekamen, befindet sich in unmittelbarer Nähe des Lüttringhauser Wasserturms. "Für mich war und ist dieser Wald sehr wichtig", sagte die heute 75-Jährige lächelnd. Häufig sei sie mit ihrem Vater hier gewesen, hat mit ihm nach dem Krieg Bäume selbst gepflanzt und freigeschnitten. "Und im Winter haben wir in der Fichtenschonung die Weihnachtsbaum-Diebe dingfest gemacht." Später verteilte sich der Privatbesitz auf eine Erbengemeinschaft.

Als Gisela Bock von der Idee der Waldgenossenschaft hörte, musste sie nicht lange überlegen. Sie verkauft ihr privates Eigentum nicht gegen Geld, sondern gegen Anteile und bekam dafür gestern symbolisch eine Waldaktie überreicht. Mit der Übertragung, die nicht als Schenkung, sondern als Sacheinlage in die Waldgenossenschaft vollzogen wird, ist sie nun Waldgenossin und somit Mitglied der Waldgenossenschaft Remscheid. Der Wald besteht aus Fichten und Buchen sowie mittelalten Lärchen und ist auch von der Autobahn A1 aus gut zu sehen. "Der Lüttringhauser Stadtwald wird von den Menschen von je her als Bürgerwald wahrgenommen.

Viele Lüttringhauser kennen den Wald durch Spaziergänge oder sportliche Aktivitäten und haben aber wohl kaum daran gedacht, dass sie hier durch einen privaten Wald inmitten des Stadtwaldes laufen", erklärte Forstamtsleiter Markus Wolff als Vorstandsvorsitzender der Waldgenossenschaft Remscheid. Was Gisela Bock überdies besonders schätzt, ist die naturgemäße Bewirtschaftung des Geländes.

Die Waldgenossenschaft hat sich verpflichtet, zehn Prozent der Flächen als "Wildnis" auszuweisen. Der Rest des Waldes soll weiterentwickelt werden. Dies werde im Lüttringhauser Stadtwald Jahrzehnte in Anspruch nehmen, erläuterte Markus Wolff. "Laub- und Nadelholz sollen sich hier durchmischen." Die von Gisela Bock getroffene Entscheidung sei ein gutes Beispiel für mögliche Nachahmer. "Viele Waldbesitzer in Remscheid und Umgebung können oder möchten sich aufgrund ihres Alters oder ihres auswärtigen Wohnsitzes nicht mehr um ihren Wald kümmern. Genau dafür hat die Waldgenossenschaft das Modell der Übertragung als Sacheinlage konzipiert."

Die Lüttringhauserin bleibt damit ihrem "Familienwald" weiterhin verbunden. Und einen Wunsch hat sie sogleich angemeldet: "Die alte Eiche dahinten, die müssen Sie aber stehen lassen."

(bona)
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