Remscheid Gutachter: Täter hat Tod der Freundin bewusst erlebt

Remscheid · Totschlagsprozess gegen 34-Jährigen Remscheider.

Im Verfahren gegen einen 34-jährigen Italiener, der seine langjährige Partnerin in einem Wutanfall erdrosselt hatte, gab gestern der psychologische Sachverständige sein Gutachten ab. Nach seiner Meinung hatte der Angeklagte seine Tat bewusst wahrgenommen.

Wie berichtet, hatte der Mann gestanden. Nunmehr dröselte der Gutachter den Tathergang auf und zeigte, wie sich die Befindlichkeit des Mannes zur Tatzeit hochschaukelte. Im Lebenslauf des Angeklagten hatte der Sachverständige keine besonderen Abnormalien feststellen können. Allerdings muss dem 34-Jährigen die stetige Nörgelei seiner alkoholisierten Freundin wegen permanenter Geldnot ziemlich an die Nerven gegangen sein. Bis zum Tattag hatte der Mann seine eigene Strategie dafür entwickelt: Er verließ die Wohnung und ließ die Keifende mit ihrer Flasche alleine.

Am Tattag war alles etwas anders. Der Angeklagte hatte einen Handybetrug begangen. Die Sache war aufgeflogen, und er wollte sich auf den Weg zum Handyladen machen, um die Sache zu bereinigen. Aus lauter Nervosität trank er vorher vier Flaschen Bier - für ihn eine ungewohnte Menge Alkohol. Im Handyladen lief alles gut - er durfte den säumigen Betrag von 2400 Euro in Raten zurückzahlen. Mit dieser frohen Botschaft erschien der Angeklagte wieder zu Hause. Anstatt freudig begrüßt zu werden, gab es sofort wieder heftige Vorwürfe: Wo warst du? Gib mir Geld, ich brauche es für meine Mutter. Die Freundin warf ihm heftigste Schimpfworte an den Kopf und drohte mit dem Beziehungsende.

Das war für den Italiener undenkbar. Er liebte sie so sehr, wie er auch während der Verhandlung immer wieder beteuerte. Er konnte sich aber diesmal nicht aus dem Staub machen, weil seine angetrunkene Freundin bereits ihre Mutter am Telefon alarmiert hatte. Der Angeklagte musste mit ihr - einer Tschechin - reden, verstand sie aber nicht. Die Mutter reichte das Telefon an ihre zweite Tochter. Auch die drohte: Ihre Schwester werde sich von ihm trennen.

Der Italiener flüchtete in die Küche und dort in den Alkohol. Er trank Bier und auch vom Hochprozentigen seiner Freundin. Sie erschien danach auf der Bildfläche und wurde tätlich. Er schlug ihr ins Gesicht. Beide fielen zu Boden, er lag plötzlich auf ihr, eine Hand an ihrer Kehle. Sie schrie weiter. Er drückte zu, nahm auch noch die andere Hand, bis sie still war.

Das sei zwar ein "hochemotionaler Moment" für den Angeklagten gewesen, sagte der Gutachter. Aber eine tief greifende Bewusstseinsstörung konnte er hierbei nicht feststellen. Am 3. November soll das Urteil verkündet werden.

(begei)
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