Geschenkaktion der Barmer in Remscheid „Sehr gutes Leben“ – mit prägender Erfahrung
Lennep · Die Geschenkaktion der Barmer Krankenkasse mit BM-Lesern hat begonnen: Wir veröffentlichen jede Woche Listen mit Wünschen von 75 Bewohnern von Haus Lennep und der Stockder Stiftung.
Margarete Strauch kann auf ein sehr bewegtes Leben zurückschauen, „ein sehr gutes Leben“, wie sie rückblickend sagt. Doch die 88-Jährige, die nun seit einem guten Jahr in Haus Lennep wohnt, wo sie selbst geboren wurde und als Krankenpflegerin lange Jahre arbeitete, wuchs in den Kriegsjahren auf und erfuhr schon als kleines Kind eine Angst, die sie ihr Leben prägte.
Mit drei Jahren wurde sie von ihrer Mutter getrennt: Die Nazis schickten das kleine Mädchen aus Lennep in den Erholungsurlaub zu einem reichen Ehepaar, das sich sehnlichst ein kleines Mädchen wünschte. „Die Frau konnte selbst keine Kinder kriegen, hatte viele Fehlgeburten“, erzählt Strauch, deren Blick dabei in die Ferne schweift. Lebhaft erinnert sie sich noch, wie sie an jenem Tag, als sie geholt wurde, die Hand ihrer Mutter hielt. Mitgenommen werden sollten mehrere Kinder, Strauch war nicht vorgesehen. Doch weil kurzfristig ein Platz in der Liste frei wurde, musste sie mit.
An eine große Villa erinnert sie sich, mit teuren Autos vor der Tür und ein großes Grundstück drumherum. Sie bekam ein eigenes Kindermädchen, das sich um sie kümmerte. Dieser ist es wohl zu verdanken, dass Strauch, nur wenige Monate nach ihrer unfreiwilligen Reise, wieder mit ihrer leiblichen Mutter vereint war und sie bis zu ihrem Tod nie mehr losließ. „Ich habe viel geweint, weil ich wieder nach Hause zu meiner Mutter wollte“, erzählt Strauch 85 Jahre später noch immer unter Tränen.
Die Frau, bei der sie lebte, wollte sie wohl adoptieren und erzählte der leiblichen Mutter, dass ihr Kind sie bereits vergessen hatte, erfuhr Strauch Jahre später. „Weil ich immer so viel weinte und Heimweh hatte, rief das Kindermädchen meine Mutter heimlich an, die mich dann abholte.“ In einem Nachtzug kehrten Mutter und Tochter, wieder vereint zurück nach Lennep.
In den Kriegsjahren, erinnert sie sich, gab es zu Weihnachten nur eine Apfelsine. Nach dem Krieg gab’s praktische Geschenke: warme Kleidung, Schals und Mützen. Backen, Festmenüs und das Singen unter dem Weihnachtsbaum gehörten ab dann zu den festen Traditionen der Familie. „Ich habe jedes Jahr mit meiner Mama gebacken. Sie hat gebacken, ich habe eigentlich nur zugeschaut“, erinnert sie sich und schmunzelt. Dieser Tradition ist Strauch auch in Haus Lennep treu geblieben. Erst kürzlich wurde nämlich mit den Senioren in der Einrichtung gebacken. Auch die 88-Jährige nahm teil und schaute wieder dabei zu, wie Teig geknetet und zu süßen Leckereien verarbeitet wurde.
Mit ihrer Mutter verband sie immer ein besonders Verhältnis, ebenso mit ihrer Heimatstadt Lennep. Hier besuchte sie selbst noch als verheiratete Frau mit Kind täglich ihre Eltern, fuhr mit ihnen weiterhin regelmäßig in den Urlaub. Zweimal im Jahr ging es an die Nordsee. Ihre Lieblingsinsel ist Juist. Strauch fuhr aber auch selbst gerne Auto und unternahm hin und wieder auch mal unvergessliche Ausflüge mit ihren Freundinnen, wie etwa an den Biggesee. „Ich bin gerne weggefahren, wollte aber auch immer wieder zurück nach Lennep.“
Hier ist sie geboren, hier hat sie gearbeitet. Im Haus Lennep, das damals ein Krankenhaus war, arbeitete sie 16 Jahre lang als Krankenpflegerin. Die Gänge und Aufzüge sind ihr noch bekannt, doch alles andere, habe sich sehr verändert. So wie auch die einst so lieben Traditionen mit ihrer Mutter zu Weihnachten.