Remscheid Geheimnis der Bach'schen Goldberg-Variationen

Remscheid · Pianistin Rosa Günter gastierte in der Klosterkirche.

Rund 60 Zuhörer warteten auf das hochkarätige Konzert von Marie Rosa Günter, die in der Reihe "Weltklassik am Klavier" Johann Sebastian Bachs (1685-1750) "Goldberg-Variationen" nach Lennep brachte. Andrea Lugg, die zusammen mit Kathrin Haarstick seit Jahren als Veranstalter die "Weltklassik am Klavier" einem breitem Publikum offeriert, schuf schon bei der Platzvergabe eine Wohlfühlatmosphäre. Persönlich wurde jeder Gast willkommen geheißen, sie nahm sich Zeit für die Beantwortung der Fragen und übertrug ihre Ruhe und Vorfreude auf das Konzert auf die Gäste. Ihre einleitenden Worte zu der 24-jährigen Pianistin steigerten die Spannung.

"Die Goldenberg-Variationen sind 350 Jahre von uns entfernt. Es ist nützlich, wenn ich Ihnen etwas erkläre", sagte Günter. Sie führte mit erfrischender Erzählstimme in den damals geänderten Zeitgeist der Musikgeschichte ein. Wie und warum Bach die Variationen komponierte und warum jede dritte Variation ein Kanon sei. Die tonversetzten und widerspiegelnden Klangfolgen machte sie anhand von Beispielen deutlich.

Den praktischen Ausführungen um "abwechslungsreiche Charaktere" und "innere Steigungen" folgte links und rechts aus den Publikumsreihen bejahendes und anerkennendes Kopfnicken. "Bach wird oft als verkopfter Mathematiker bezeichnet", rundete die Pianistin ihre kurzweilige Einführung ab. Auch die Goldenberg-Variationen", ursprünglich für zweimanualige Cembali komponiert, spalten auch heute noch die Musikergemüter in zwei Lager. Einige Musiker meinen, diese Komposition passe nicht zu einem Piano. Dass das erschwerte einmanualige Spielen einen besonderen Reiz für sie bedeutet, bewies die Pianistin mit behänder Leichtigkeit. Das Wechselbad der Gefühle, die Bach in diese Komposition einfließen ließ, interpretierte Rosa Günter mit Inbrunst. Die humorvollen Komponenten sprudelten nur so, die düsteren Momente hallten klangvoll mit Halbton lastiger Tonfolge und regten zur Fantasiereise durch die Musik an.

"Warum heißen Bachs Goldberg- Variationen eigentlich so?" Andrea Lugg gab die Antwort und erzählte von der legendären Berichterstattung, dass der Cembalist Johann Gottlieb Goldberg für den Grafen Hermann Carl von Keyserlingk zu dessen gesundheitlicher Beschwerdelinderung allabendlich spielen sollte. Bach wurde gebeten, eine eigene Komposition dafür zu gestalten.

Die beim Weltklassik-Abend darbgebotenen "Goldberg-Variationen BWV 988" und die Ouvertüre nach der Pause waren ein reiner Hörgenuss. Insgesamt ein mitreißendes Konzert der Extraklasse.

Am 20. September spielt Pawel Kamasa Werke von Skrjabin, Chopin und Brahms. "Weltklassik am Klavier - Slow Food für die Seele", um 17 Uhr in der Klosterkirche.

(RP)
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