Ansichtssache G9 darf für Remscheid kein finanzielles Problem werden

Meinung | Remscheid · Die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren war eine der zentralen Wahlaussagen im NRW-Landtagswahlkampf 2017. Am Regierungswechsel hin zu einem schwarz-gelben Kabinett in Düsseldorf hat dieses Versprechen einen großen Anteil gehabt.

Gegen alle Beteuerungen hatte die Kritik der Eltern am verkürzten Weg zum Abitur bis zuletzt nicht abgerissen. Für die Einlösung ihres Wahlversprechens muss die neue Landesregierung auch die Kosten übernehmen.

Politische Versprechen haben (fast) immer finanzielle Folgen. Die Rückkehr zu G 9 bedeutet für die Schulen nicht nur einen großen organisatorischen Aufwand, sie wird auch teuer. Wie teuer, das wissen Remscheids Schulpolitiker seit dieser Woche genauer. Das Gutachten der mit den Remscheider Verhältnissen bestens vertrauten Beratungsfirma Garbe & Lexis zeigt einen Investitionsbedarf von mehr als fünf Millionen Euro.

Es geht hier nicht nur um zusätzlichen Platz für mehr Schüler. Es geht darum, die Schulen von der Ausstattung her so fit zu machen, dass die Schüler hier bestmöglich unterrichtet werden können. Angesichts der allgegenwärtigen Forderungen nach mehr Fachkräften sollte das eine Selbstverständlichkeit sein. Wer aber sieht, dass eine große Summe des von der rot-grünen Landesregierung auf den letzten Drücker auf den Weg gebrachten Programms "Gute Schule 2020" in Remscheid für die Sanierung defekter Schultoiletten gebraucht wird, erkennt, dass an den Schulen zu lange gespart wurde.

Ein Fehler, den die neue Regierung nicht wiederholen sollte. G 9 darf für die Städte nicht zu einem finanziellen Problem werden. Die Aufbruchstimmung, die die Rückkehr zum neunjährigen Abitur in der Schullandschaft ausgelöst hat, wäre schnell zerstört, wenn es ein Gerangel ums Geld geben würde. Zumal in Städten wie Remscheid, die noch viele Jahre in den Zwängen des Stärkungspakt-Gesetzes gefesselt sind.

Sind die finanziellen Rahmenbedingungen hingegen klar und die nötigen Raumkonzepte im Einklang mit den Schulen erarbeitet, könnte Remscheid kurz innehalten und die anderen Aussagen des Gutachtens genießen. Die örtliche Schullandschaft ist gut aufgestellt, keine der weiterführenden Schulen muss in der Prognose um ihre Zukunft fürchten. Dazu trägt die verstärkte Zuwanderung bei - aber auch eine vorausschauende Schulpolitik.

(RP)
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