Pflege- und Seniorenheime in Remscheid Freudiges Wiedersehen am Muttertag

Remscheid · Zum ersten Mal nach zwei Monaten durften Bewohner von Pflege- und Seniorenheimen Besuch von Familienangehörigen empfangen. Auf Umarmungen musste zwar weiterhin verzichtet werden, Söhne und Töchter brachten jedoch Präsente mit.

 Am Muttertag besuchte Lutz Heinrichs seine Mutter Helga Heinrichs in der Stockder Stiftung – mit Mund-Nasen-Schutz und Sicherheitsabstand, der durch eine Acrylglasscheibe gewährleistet wurde.

Am Muttertag besuchte Lutz Heinrichs seine Mutter Helga Heinrichs in der Stockder Stiftung – mit Mund-Nasen-Schutz und Sicherheitsabstand, der durch eine Acrylglasscheibe gewährleistet wurde.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Rot-weißes Flatterband um das Haus der Stockder Stiftung weist den Ankömmlingen den Weg zum Besucherraum, wo sie nach vielen Wochen der Sperre, endlich wieder ihre Eltern sehen können.

Lutz Heinrichs hatte frühzeitig einen Termin vereinbart, um an diesem ersten Tag der Öffnung seine Mutter zu besuchen. Die vergangenen Wochen seien für die Familie nicht nur außergewöhnlich, sondern auch schwierig gewesen, erzählt der 57-Jährige. Auf telefonischen Kontakt allein wollte der Sohn nämlich nicht setzen.

„Wir hatten letztlich Glück im Unglück“, urteilt Heinrichs. „Meine Eltern bewohnen in der Stiftung ein Ehepaar-Zimmer in der ersten Etage mit einem großen Fenster, vor das ich mich alle zwei Tage hingestellt habe.“ Vom Hof aus blickte der Sohn dann zu seinen Eltern hinauf. So konnte er zumindest den Vater regelmäßig sehen. Die Mutter, die seit einem Sturz im Rollstuhl sitzt, sah ihn über das Fenster nicht.

Am Sonntag stand zwischen Mutter und Sohn also das erste Wiedersehen nach acht Wochen an. Mit Mund- und Nasenschutz betritt Lutz Heinrichs den vorbereiteten Besucherraum, in dem seine 84-jährige Mutter Helga an einem Tisch bereits auf ihn wartet – hinter einer Acrylglasscheibe. Die Freude über das Wiedersehen ist auf beiden Seiten groß, auch wenn sich das herzliche Lächeln des Sohnes hinter der Maske nur erahnen lässt. „Wie lang haben wir uns jetzt schon nicht mehr gesehen?“, fragt die Mutter. „Seit Mitte März“, antwortet Heinrichs, während er seine Mutter anschaut. „Gut siehst du aus.“ Er packt eine kleine mit Blumen bedruckte Schachtel aus. Es sind Helga Heinrichs Lieblingspralinen aus dem Café Sahnetörtchen. Die Mutter hat einen alten Zeitungsartikel mitgebracht, mit einem alten Foto aus ihrer Kindheit, auf dem sie mit ihrer Mutter zu sehen ist.

Die vergangenen Wochen mit der ungewöhnlichen Situation, erzählt Helga Heinrichs dann, seien aufregend gewesen. Sie versteht, dass sie ihren Sohn jetzt nicht drücken kann und hofft, dass die Pandemie bald vorüber ist. Auch für Lutz Heinrichs ist die Situation im Besucherraum merkwürdig. „Es ist eine seltsame Assoziation. Mit der Distanz und der Schutzscheibe fühlt man sich ein bisschen wie im Knast. Andererseits bin ich heil froh, dass meine Eltern hier gut versorgt sind und dass es ihnen gut geht. Würden sie noch in einem eigenen Haushalt wohnen, wäre die Situation um einiges schwieriger gewesen.“ Für die Sicherheit seiner Eltern und der übrigen Heimbewohner, nehme er die Schutzmaßnahmen und mit ihr die vorgeschriebene Distanz zu seinen Eltern gerne in Kauf.

In Jutta Berendes Brust schlagen dieser Tage zwei Herzen: Die Leiterin der Pflegeeinrichtung freut sich zum einen, dass die Bewohner ihre Liebsten wiedersehen können. Zum anderen aber hat sie das Infektionsrisiko, welches die Öffnung des Hauses bedeutet, im Hinterkopf. „Ich bin daher ein bisschen zwiegespalten.“ Tatsächlich hätte sie sich auch eine längere Vorlaufzeit für die Vorbereitung gewünscht, denn die vergangenen Tage seien stressig gewesen, um alles vorzubereiten. Die Anfrage sei wie erwartet groß gewesen, doch abgewiesen werden musste an Muttertag niemand. Auch für die kommenden Tage sei die Nachfrage groß.

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