Wuppertal Wüstenbussard soll Tauben verjagen

Wuppertal · Die Natursteinfassade an Mall und Parkhaus am Döppersberg ist für Tauben ideal zum Nestbau. Neben den Greifvögeln der Bergischen Falknerei sollen auch Edelstahldrähte zwischen den Steinen die Aufzucht weiterer Tauben verhindern.

 Karsten Schossow von der Bergischen Falknerei mit Wüstenbussard "Pille".

Karsten Schossow von der Bergischen Falknerei mit Wüstenbussard "Pille".

Foto: Stefan Fries

Niemand hatte beim Umbau des Döppersbergs die Absicht, einen überdimensionierten Taubenschlag zu bauen. Allerdings dürften die Stadttauben inzwischen genau wie viele Wuppertaler dem Tag entgegenfiebern, an dem die schweren Baugeräte abgezogen werden und mehr Ruhe auf den neuen Plätzen und in der Einkaufspassage (Mall) zu den Gleisen einkehrt. Spätestens dann dürften die anpassungsfähigen Vögel entdecken, dass die vorgehängte Natursteinfassade am Döppersberg geradezu ideal zum Nestbau, der Brut und Aufzucht weiterer Tauben ist. Es sei denn, es gibt Mittel und Wege, um den Stadttauben, die zurzeit noch in der alten Bahndirektion residieren, den neuen Döppersberg madig zu machen.

Und da setzt die Stadt auf den Einsatz von zwei amerikanischen Wüstenbussarden. "Pille" und "Lassie", wie die Prachtexemplare aus der Bergischen Falknerei am Stadtrand zu Remscheid genannt werden, sollen die Rolle der Sheriffs der Lüfte übernehmen. Greifvögel werden zum Beispiel auch zum Schutz des Kölner Doms eingesetzt.

"Die Bussarde sollen für Unruhe in der Taubenpopulation sorgen", erklärt Irene Baumbusch, die mit Karsten Schossow von der Bergischen Falknerei bereits einen Rundgang über die Baustelle unternommen hat. "Es geht nicht darum, die Tauben zu jagen, sondern sie sollen vergrämt werden", erklärt Schossow. Der Einsatz seiner Bussarde habe sich schon am Wichlinghauser Markt bewährt, wo Rundflüge seiner Lieblinge dazu führten, dass sich die Tauben zum Umzug in die Nachbarschaft gezwungen sahen.

"Das Problem ist weniger der Bahnhofsvorplatz als die Mall", sagt Udo Lauersdorf, Projektleiter des Döppersberg-Umbaus. Er befürchtet, dass sich die Tauben nach der Öffnung von Imbissständen und Bäckereien an den Fußgängertunnel zum Döppersberg erinnern und die unterirdische Einkaufspassage zu den Gleisen als geeigneten Futterplatz entdecken.

Die Frage, wer auf die Idee gekommen sei, den Tauben mit einer Natursteinfassade, die vom geplanten Busbahnhof bis zum Eingang zur Mall reicht, baulich derart entgegenzukommen, kann Lauersdorf nicht beantworten. "Der Wunsch nach einer Natursteinfassade besteht meines Wissens schon seit den Anfängen der Planungen. Die Steine sollen die Einheit zur Fassade des historischen Empfangsgebäudes herstellen. Für Geschmacksfragen sind aber nicht die Ingenieure zuständig, diese Fragen müssten andere beantworten."

Die verwendeten Steine wurden in einem Steinbruch in der Nähe von Gießen gebrochen. Als weitere Maßnahme gegen die Tauben werden Edelstahldrähte zwischen die Steine gespannt. Ein filigranes und diffiziles Geschäft. Die Montage läuft bereits seit dem vergangenen Jahr und ist sehr zeitaufwendig. Sie soll aber bis zum Herbst abgeschlossen sein. Diesen dringlichen Wunsch habe inzwischen auch die ausführende Firma, berichtete Udo Lauersdorf in der Planungs- und Baubegleitkommision Döppersberg.

Karsten Schossow sieht den Zeitpunkt für die ersten Rundflüge von "Pille" und "Lassie" schon bald gekommen. Noch gebe es aber keine feste Vereinbarung mit der Stadt. Am frühen Abend, wenn es auf der Baustelle ruhiger werde, wagten sich die Tauben auf das neue Terrain vor. "Die sind nicht blöd. Wenn sie merken, dass dort immer wieder die Wüstenbussarde unterwegs sind, werden sie sich andere Plätze suchen", ist Schossow überzeugt.

(RP)
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