Wuppertal Wu-Tal: Eine legendäre Party wird 20 Jahre alt

Wuppertal · Die Reihe hat Wuppertal in Rap-Deutschland bekannt gemacht. Morgen feiern die DJs von damals im Klub Geburtstag.

 Die HipHop-Gemeinde aus Wuppertal und vielen Städten drumherum hatte mit den Wu-Tal-Partys einen Ort für sich gefunden. Die Feiern zogen schnell HipHopper aus ganz Deutschland an.

Die HipHop-Gemeinde aus Wuppertal und vielen Städten drumherum hatte mit den Wu-Tal-Partys einen Ort für sich gefunden. Die Feiern zogen schnell HipHopper aus ganz Deutschland an.

Foto: Lisa Herbert

Hunderte Leute vor dem Pavillon an der Bundesallee, noch viel mehr darin. Das war das Bild am 23. Dezember 1997. Ein ungewöhnliches in Wuppertal in der damaligen Zeit, und eines, das die Stadt und ihre Wirkung nach außen lange Zeit prägen sollte. Jedenfalls in bestimmten Kreisen. Denn an diesem Tag starten drei DJs ihre Partyreihe, sich und die Party nannten sie Wu-Tal. In Anlehnung an den legendären Wu Tang Clan, eine Hip-Hop-Gruppe aus New York, die in den 90ern für Aufsehen sorgte.

Und damit war der Name auch Programm. Denn Ekrem Aydin alias DJ Cream, DJ Maz (Samuel Hojas) und DJ Lucky (Marco La Cognata) haben die erste reine Rap-Party im Tal aus der Taufe gehoben.

"Damals gab es so etwas nicht, es gab keine Veranstaltung nur mit Rap. Von DJs wurde im Allgemeinen erwartet, dass sie Hits spielen, doch wir wollten mit frischen und unbekannte Sachen begeistern", sagt DJ Cream. Sie wollten nur spielen, was sie selbst gut fanden.

Und das kam an. Am ersten Abend waren laut Cream 800 Leute da. "Und das in einer Stadt, die zu dem Zeitpunkt 40 000 Wohnungsleerstände hatte", sagt er. "Es gab eine Stadtflucht, auch kulturell. Aber einmal im Monat haben wir Leute aus der ganzen Republik nach Wuppertal geholt".

Cream übertreibt nicht. Auch der renommierte Hip-Hop-Journalist Falk Schacht aus Hamburg erinnert sich an die Partys zurück: "Diese Parties waren so legendär, das viele Leute aus dem ganzen Land dort hingefahren sind, um nichts zu verpassen. Ich kenne Leute aus Hamburg, die sich die Autos ihrer Eltern geliehen haben, um nach Wuppertal zu fahren."

Aus den Partys ist ein Vertrieb für die eigenen Mixtapes geworden, mit denen sich die DJs schon vorher einen Namen gemacht haben, und dann ein eigenes Musik-Label, auf dem sie andere Künstler verlegt haben.

Darauf haben sich Cream, Maz und Lucky dann auch irgendwann konzentrieren wollen. Bei der 23. Party, also nach zwei Jahren im Pavillon, haben sie beschlossen, die Reihe einzustellen. Nach der 25. war Schluss. "Es gab Leute, die waren echt sauer, dass wir ihnen die Plattform entziehen", erinnert sich Cream. Aber die Wu-Tal-Jungs hatten das Gefühl, etwas Neues machen zu müssen. "Wir wollten nicht nur einen Aufguss des Alten machen".

Kurz darauf haben sie sich mit DJ Lifeforce aus Köln zusammengetan, der mit der Freestyle-Reihe "Beats aus der Bude" für Aufsehen sorgte. Daraus wurde "Beats aus dem Tal". "Aber nachdem eine Veranstaltung 2001 von einer Hundertschaft und dem Ordnungsamt gestürmt wurde, haben wir den Stecker gezogen", erinnert sich Cream. "Es gab damals noch null Unterstützung von der Stadt für solche Konzepte."

Dafür umso mehr von der Szene. Und die zehrt bis heute von den Partys. Falk Schacht sagt, dass die Netzwerke, die bei diesen Feiern entstanden sind, bis heute die Szene beeinflussen.

Klub-Besitzer Felix Glücklich freut sich, morgen ab 22 Uhr an der Gathe 50 die Geburtstags-Party (Eintritt acht euro) veranstalten zu dürfen. "Die Jungs haben Wuppertal damals im HipHop mit bekannt gemacht." Er erwartet mit 300 bis 400 Leuten ein volles Haus.

(RP)
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