Wuppertal Signalkrebse lieben die Wupper

Wuppertal · Der 43-jährige Jörg Heyer holt täglich bis zu 100 Krebse aus dem Fluss.

Bei Beyenburg stampft Jörg Heyer (43) über den Wupperboden. Das Wasser geht ihm fast bis zu den Knien. Kein Problem: Er trägt einen wasserdichten Anzug und robustes Schuhmaterial. Was er in der Hand hält, sieht auf den ersten Blick wie ein Konus aus Korbgeflecht aus. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich das sperrige Gerät als Falle: Es ist eine von 20 Kunststoff-Reusen, die Jörg Heyer an verschiedenen Orten in der Wupper verteilt hat.

Seit fünf Jahren ist der gebürtige Wuppertaler als Flusskrebsfischer unterwegs. Kleine Fische und andere Köder hat er aus ihrem nassen Unterschlupf in die Reuse gelockt. Jetzt hocken die im Durchschnitt 40 Gramm schweren, schwarz gepanzerten Signalkrebse in einem Plastikeimer. Die Ausbeute ist gut: Bis zu 100 Krebse holt er täglich nach der Arbeit ein. "Die komplette Wupper ist voll mit Krebsen", sagt Jörg Heyer und ergänzt: "Untersuchungen zufolge haben etwa 50 Tonnen Signalkrebse bei uns im heimischen Gewässer ihr Zuhause gefunden." Das war nicht immer so. Ursprünglich stammt die Krebsart aus Nordamerika. Anfang der 1980er Jahre ist der Flusskrebs nach Deutschland gekommen, wo er den heimischen Edelkrebs fast vollkommen verdrängt hat. Jörg Heyer erzählt: "Die Signalkrebse waren damals der Träger der sogenannten Krebspest. Das ist ein Virus, den die Edelkrebse nicht überlebt haben. Heute weiß man aber, dass die Signalkrebse den Virus nicht mehr in sich tragen."

In der Wupper fühlen sich die Tiere offensichtlich wohl: "Sie vermehren sich rasend schnell", so Jörg Heyer. Und das liege vor allem an deren Hunger: Signalkrebse sind gefräßig und fressen alles, was ihnen in die Scheren kommt. Wasserpflanzen, Wasserinsekten und kleine Fische - die Wupper ist ein Paradies ohne natürliche Feinde. Dass dort der Edelkrebs wieder heimisch werden könnte, sei dennoch nicht ausgeschlossen. Bis dahin landet der Signalkrebs auf dem Teller. Aktuell beliefert Jörg Heyer Restaurants in Solingen und Leichlingen, wo das Krebsfleisch auch Pasta-Gerichte veredelt. Für ein Kilogramm bekommt der 43-Jährige rund 15 Euro. Leben kann er davon nicht.

(RP)
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