Wuppertal Die Geduld der Pendler ist am Ende

Wuppertal · Nach fast zwei Wochen ohne Schienenverkehr ist die Bahn mit dem Ablauf der Sperrung zufrieden. Die ganze Maßnahme kritisch sieht hingegen der Fahrgastverband und viele Leser, die Kunden der Bahn sind.

 Ratlose Blicke: Immer wieder sind Fahrgäste während der andauernden Sperrung verwirrt.

Ratlose Blicke: Immer wieder sind Fahrgäste während der andauernden Sperrung verwirrt.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertals Pendler können gute Nachrichten gebrauchen: Es gibt Licht am Ende des Bahntunnels. "Wir liegen im Zeitplan. Am Montag, 24. April, soll der Zugverkehr wieder planmäßig rollen", sagte jetzt eine Bahnsprecherin. Die Schneeflocken der vergangenen Tage dürften dem ein oder anderen Fahrgast Sorgen gemacht haben. Doch die Bahn bestätigt: "Das Wetter hat uns nicht aufgehalten."

Wohl aber sind die ÖPNV-Gäste - milde gesagt - seit Tagen aufgehalten worden. Leser berichteten von überfülltem und verspätetem Schienenersatzverkehr, fehlender Beschilderung und viel Verwirrung an den Bahnhöfen. Voraussehbare Nebeneffekte einer Operation am offenen Herzen.

Genau diese stellt jedoch der Fahrgastverband Pro Bahn infrage. Berichte über den Verkehrsinfarkt im Bergischen drangen bis zu ihm nach Berlin. "Ja, einige Fahrgäste haben sich deswegen an uns gewandt", bestätigte Verbandssprecher Karl-Peter Naumann. Das Verständnis für solche krassen Eingriffe in den Verkehrsfluss schwinde. "Die Bürger nehmen das vermehrt extrem kritisch wahr", sagt er. Naumann hinterfragt die Alternativlosigkeit der Großmaßnahme: "Damit eine Sperrung in dieser Form eine gute Lösung ist, müsste es schon schwerwiegende Gründe geben, die ich hier nicht sehe." Er glaubt zu wissen, warum die Bahn das Umbauprojekt lieber mit der "Hau-Ruck-Methode" durchzieht: "Der Bau in mehreren Teilen ist ein deutliches Stück teurer."

Weiterer Kritikpunkt: Während der Regionalzug normalerweise 21 Minuten nach Düsseldorf benötigt, ist die Fahrt mit dem Ersatzbus oft eine 50-Minuten-Reise. Naumann sagt: "Wichtig ist eigentlich, dass es vernünftige Express-Busse in die größeren Städte gibt."

Ein ganz anderes Bild von der Reaktion der Kunden zeichnet die Bahn selbst. "Die Fahrgäste haben sich gut auf die Sperrung eingestellt", teilte eine Bahnsprecherin mit. Die Busse seien nicht überlastet. Es müsse jedoch klar sein: "Die Busse haben natürlich nicht die gewohnte Qualität wie ein Zug." Ob in diesen Tagen das Service-Telefon überhaupt noch still steht? Da lässt sich das Unternehmen ungern in die Karten gucken. Nur so viel: "Im Vergleich zu anderen Baumaßnahmen ist die Zahl der Anrufe nicht auffällig. Eher gering."

Ein Problem, das gesteht auch die Bahnsprecherin ein, gab es am ersten Wochenende, an dem die unzureichende Beschilderung am Bahnhof Oberbarmen, der zu einer Art Ersatz-Hauptbahnhof geworden ist, für viele verwirrte Gesichter gesorgt hat. Erschwerend sei hinzugekommen, dass Schilder von Unbekannten gestohlen worden waren. Inzwischen sei alles wieder an Ort und Stelle. "Wir haben am Montag sogar noch einmal nachjustiert und zusätzliche Plakate und Aufsteller angebracht", so die Bahnsprecherin.

Das Konzept sei das eine, das Verhalten der Fahrgäste jedoch das andere. So hätten sich erst im Nachhinein unklare Laufwege ergeben. Auch bei den Durchsagen sei nachgebessert worden.

Hätte man den Wuppertalern all das ersparen können? "Nein", sagt die Bahnsprecherin. Die Arbeiten am neuen elektronischen Stellwerk - rund 100 Einzelmaßnahmen - müssten im Block ausgeführt werden. "Man muss sich das wie eine große Ampelanlage vorstellen, die notwendig für den sicheren Bahnbetrieb ist." Eine Bewältigung des Projekts in Nachtarbeit sei ebenfalls keine Option gewesen. "Das verlängert die Bauzeit um ein Vielfaches."

(RP)
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