Wuppertal Das Thalia verschwand vor 50 Jahren

Wuppertal · Bilder erzählen Geschichte: Das einst glanzvolle Theater am Islandufer hatte seine beste Zeit hinter sich. Heute steht dort der Sparkassenturm.

 Nur noch das prachtvolle Portal erwischte Fotograf Kurt Keil im August 1967. Im Jahr 1965 (u.) stand das Thalia noch,

Nur noch das prachtvolle Portal erwischte Fotograf Kurt Keil im August 1967. Im Jahr 1965 (u.) stand das Thalia noch,

Foto: Kurt Keil/Wolfgang R. Reimann

Nur noch das prachtvolle Portal steht. Wer genau hinsieht, sieht auf dem großen Foto links, dass dahinter schon das pure Nichts ist. Vor 50 Jahren, am 2. April 1967, begann der Abriss des großen Theaters am Islandufer. Kurt Keil, der damals ganz frisch als Fotograf beim Generalanzeiger angefangen hatte, fing diese Szene im August 1967 bei einer seiner ersten Rundfahrten durch die Stadt ein. "Kollegen hatten mir das gezeigt und erzählt, dass das ein großes und bedeutendes Theater war. Dass man es jetzt abreißt und ein Gebäude der Sparkasse hinbaut. Das war der Rest." Mit Fotos von Kurt Keil soll künftig in loser Folge an wichtige Ereignisse in der Stadtgeschichte erinnert werden.

Viele Wuppertaler trauerten damals um das schöne Haus, das lange Jahre den Glanz der großen weiten Welt ins Tal gebracht hatte. Große Stars standen auf seiner Bühne, darunter Josephine Baker, Bill Haley, Hans Albers, Louis Armstrong, Peter Alexander, Zarah Leander und Caterina Valente.

Eröffnet worden war das prunkvoll ausgestattete Varieté- und Operettentheater mit 2000 Plätzen 1906. Die Sensation für die ersten Besucher: Im Anschluss an das Programm gab es einen Film über die Schwebebahn. Es lockten Komödien, Operetten und Varieté-Vorstellungen die Zuschauer. Manche Aufführung mit pikanten Details soll auch zu Diskussionen geführt haben.

Seine große Zeit erlebte das Theater unter Direktor Robert Riemer ab 1929. Er kombinierte Varieté mit Kino in dem komplett renovierten Haus. Er hatte eine große Kinoorgel installiert und neue Beleuchtungstechnik. Unter ihm gab es täglich zwei bis drei Vorstellungen. Erstaufführungen von Filmen mit berühmten Hauptdarstellern brachte Publikum von weit her an die Wupper. 1933 wurde Riemer als Jude von den Nazis entlassen. Bei den Bombenangriffen wurde das Gebäude stark beschädigt. Aus den erhalten gebliebenen Mauern entstand 1950 ein neues Haus, das aber dem alten nachempfunden war. Wegen der weißen Fassade wurde es "Weißes Haus am Islandufer" genannt.

Doch bald sanken die Zuschauerzahlen. Als die Stadt über ein neues Schauspielhaus diskutierte, galt das Thalia als Option dafür. Lang und heftig wurde gerungen. Doch der Theaterarchitekt Gerhard Graubner befand, dass ein Neubau nicht wirtschaftlich sei. 1962 entschied der Rat zugunsten eines Neubaus an der Kluse. Den baute Graubner. Möglich wurde das durch den Verkauf des Thalia an die Stadtsparkasse, die mehr Platz brauchte. Bis zum Abriss dauerte es noch fünf Jahre. Zu Auftritten kamen noch Größen wie Udo Jürgens und Rex Gildo. Und am 9. April 1967 sogar The Who.

(RP)
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