Serie Jugend Im Ehrenamt Freizeit opfern für die Schulgemeinschaft

Remscheid · Die fünf Jugendlichen vom Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium betrachten ihr ehrenamtliches Engagement als Bereicherung.

Für ihren vielfältigen Einsatz rund um ihre Schule wurden fünf Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums beim Wettbewerb "Stark! Ausgezeichnet! Jugend engagiert" als Gruppe ausgezeichnet. Ihr gemeinsames Fundament ist ihr Amt in der Schülervertretung (SV). Doch auch darüber hinaus bringen sie sich stark in ihrer Schulgemeinschaft ein.

Hauke Kutz (17) Seit fünf Jahren ist Hauke Kutz in der SV und war lange Zeit Schülersprecher. In seiner Amtszeit war er Mitbegründer der Gesundheits-AG und weihte dank vieler Unterstützer ihren Wasserspender ein. Auch an dem im vergangenen Jahr erst neu gestalteten Schulhof, der mehr Bewegung fördern soll, wirkte der 17-Jährige in der Planungsgruppe mit. In der Geschichts-AG forscht er an der Vergangenheit seiner Schule während des Nationalsozialismus und ruft ehemalige Mitschüler, die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden, wieder ins Gedächtnis der Schulgemeinschaft.

Warum so aktiv ? "Ich möchte meine Schulzeit nutzen und mich engagieren. Ich bin jemand, der gerne mitspricht und verändert. Schule soll für uns Schüler so gut wie möglich gestaltet sein." Dafür opfert Hauke Kutz auch jede Menge Freizeit: "Manchmal sitzen wir, durch die vielen AGs noch bis 22 Uhr in der Schule." Denn sein Engagement läuft zusätzlich zum regulären Unterricht.

Zeit nimmt er sich für Freunde und Hobbys am Wochenende. "Wenn ich dann weniger für die Schule tun muss, genieß ich die Zeit beim Tennisspielen oder treffe mich mit Freunden." Beruflich, erzählt er, würde er später gerne Gestalter und Berater sein, das läge ihm. "Unternehmensberater oder Manager, könnte ich mir gut vorstellen."

Tina Horky (17) Seit acht Jahren ist Tina Horky in der SV, war ein Jahr lang auch Schülersprecherin. Von Mitschülern und Freunden wird sie augenzwinkernd "Mutter Teresa" genannt, denn Tina setzt sich überall ein, wo Hilfe benötigt wird, behält auch meist den Überblick über das, was getan werden muss, um ans Ziel zu kommen - und übernimmt die Koordination: "Ich mag es nicht, wenn zu viele Menschen an einer Sache dran sind und zu nichts kommen. Dann mache ich die Dinge lieber selber." Ein kleines Manko, das weiß sie. Und sie versucht, sich häufig zurückzunehmen. "Ich glaube, da bin ich zu perfektionistisch und manchmal sehr verbissen." Aber wenn es dann klappt, freut sie sich umso mehr: "Wenn lang erarbeitete Projekte funktionieren, dann sind das die Sternstunden von Menschen, die sich engagieren."

Wie etwa der selbstgeführte Kiosk der Q 2, den sie mit ihrer Stufe ins Leben gerufen hat. Dort verkaufen sie Schokoriegel (auch aus fair gehandelter Schokolade), um sich etwas für ihren Abiball dazu zu verdienen. In der Geschichts-AG wirkt sie mit, arbeitet im Sanitätsteam und Qualitätsanalyse der Schule mit. Sie ist Schülerpatin und Mentorin für jüngere Schüler. Die 17-Jährige möchte nach dem Abi Sonderpädagogik studieren, um gehandicapten Kindern zu helfen.

Tim Stahlberg (18) Auch Tim Stahlberg war in der SV und eine Zeit lang Schülersprecher. Er ist der Typ junger Mann, der sich nicht gern in den Mittelpunkt stellt, einfach nur anpackt und Klartext spricht: "Ein Ehrenamt kann man nicht mit halbem Arsch machen." Dort, wo sich der 18-Jährige einsetzt, steht er auch 100 Prozent hinter. Auch er hilft im Sanitätsteam mit, ist Schülerpate und arbeitet seit diesem Schuljahr im Kiosk der Q2 mit.

Auch Stahlberg hat an verschiedenen Projekten mitgeplant. Neben der Schule investiert er aber auch viel Zeit als Jugendleiter in seiner Kirchengemeinde. Die Arbeit mit den Kindern ist ihm wichtig. Das Bewusstsein, ein Vorbild für die Kinder zu sein, hat er bei seinem Ehrenamt aber nicht: "Ich gehe ganz normal mit ihnen um, versuche nur Dinge kindgerechter zu erklären." Er erfreut sich an den kleinen Dingen, etwa wenn die Kinder selbst sein Engagement zu schätzen wissen und gerne an den Jugendaktivitäten teilnehmen. "Wenn einem das Ehrenamt Spaß bereitete, dann macht man es auch gerne und denkt nicht an die Zeit."

Roya Banaeian (16) Es gibt kaum eine außerschulische Aktivität am EMA, an der Roya nicht teilnimmt. Sie ist in der SV, in der Geschichts-AG, als Schüler- und Flüchtlingspatin unterwegs, macht im Sanitätsteam mit, hilft im Kiosk der Q2, spielt an ihrer Schule Fußball und Theater und war eine Zeit lang auch in der Schach-AG. Mittagspausen macht die 16-Jährige so gut wie keine mehr. Sie ist ständig auf Achse und nutzt Pausen für AG-Besprechungen und Organisatorisches. "Es ist manchmal echt viel Stress, aber bislang hat es sich immer gelohnt", sagt Roya Banaeian und lächelt. "Mir macht halt einfach alles Spaß und ich bin auch froh, alles mal gemacht zu haben. Irgendwie habe ich Angst auch etwas zu verpassen, wenn ich die Gelegenheiten, die mir hier geboten werden, nicht nutze."

Roya kann schlecht Nein sagen. Gebremst werden muss sie da schon mal von ihren Eltern, vor allem, wenn die 16-Jährige mal wieder den ganzen Tag in der Schule war. Sie verlässt das Haus vor 7 Uhr und kommt häufig erst nach 22 Uhr wieder nach Hause. Zum Lernen nutzt sie öfters die Busfahrt. "Ja, meine Eltern sagen mir schon häufiger, dass ich etwas streichen soll - aber das kann ich nicht." Zeitmanagement, sagt die 16-Jährige, sei bei so einem vollen Terminplan unabdingbar.

Francesco Lo Pinto (15) Francesco ist der jüngste des Quintetts und aktueller Schülersprecher am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium. Vor zwei Jahren trat er in die Fußstapfen von Hauke Kutz und wirkt seitdem als Bindeglied zwischen Schüler- und Lehrerschaft. Und er möchte Präsenz zeigen. "Ich habe mir fest vorgenommen, für alle Ansprechpartner zu sein. Wenn sie irgendwelche Probleme in der Schule haben, können sie mich jeder Zeit gerne ansprechen." Das gelte sowohl für Schüler als auch für Lehrer.

Der 15-Jährige ist ebenso in der Geschichts-AG involviert, arbeitet an der Schulhomepage mit und in der Theater-AG, ist Schülerpate und besucht in seinen Freistunden die "One-World-Class", die Seiteneinsteigerklasse der Flüchtlinge. "Das Engagement ist meine Leidenschaft", sagt Francesco. "Und wenn ein Tag wirklich anstrengend war, kann ich das beim Theaterspielen einfach raus lassen."

Außerhalb der Schule engagiert sich Francesco auch im Remscheider Jugendrat und ist Vertreter im Jugendparlament NRW. Die politische Arbeit macht ihm Spaß. Er habe schon viel gelernt, viele Kontakte geknüpft. Überhaupt bringe das Ehrenamt viele positive Nebeneffekte: "Man lernt neue Leute kennen, knüpft neue Freundschaften und man lernt auch effizienter mit seiner Zeit umzugehen."

Für alle Fünf ist das Ehrenamt - obwohl sehr zeitintensiv - eine Bereicherung: "Dadurch, dass man Anderen hilf, hilft man auch sich selbst", sagt Roya Banaeian. Sie habe gelernt, strukturierter zu lernen und ihre knappe Zeit noch besser zu nutzen. Tina Horky dagegen habe bei ihrem Engagement auch sich selbst ein wenig besser kennengelernt. "Ich versuche, mich ein wenig zurückzunehmen." Die Preisverleihung sei für sie alle eine wichtige Wertschätzung gewesen: "Wenn man selbst und seine Arbeit geschätzt wird, fällt es leichter, sich auch mal an schweren Tage für das Ehrenamt zu motivieren", sagt Hauke Kutz. Doch die eigentliche Belohnung sei es, wenn ein Projekt klappt und Ergebnisse präsentiert werden - oder leuchtende Kinderaugen, lächelnde Menschen zu sehen, denen man geholfen hat. "Das sind die echten Früchte, die man erntet."

Serie In loser Folge werden alle Preisträger des Wettbewerbs "Stark! Ausgezeichnet! Jugend engagiert in Remscheid" vorgestellt.

(sge)
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