Foodsharing in Remscheid Ein Menü aus „geretteten“ Zutaten

Innenstadt · Auf Initiative der Foodsharing Initiative Remscheid kochte Küchenchef Kai Paulus von der „Villa Paulus“ am Sonntag mit Wohnunglosen ein schmackhaftes Mittagessen im Tagescafe der Caritas an der Schüttendelle.

 Die Foodsaver Antje Sader, Mirjam Starke, Thomas Bergemann und  Jacqueline Stiehl mit Kai-Robert Paulus.

Die Foodsaver Antje Sader, Mirjam Starke, Thomas Bergemann und  Jacqueline Stiehl mit Kai-Robert Paulus.

Foto: Segovia, Christina

Mit geretteten Lebensmittel der Foodsharing Initiative Remscheid kochte Kai Robert Paulus von der Villa Paulus am Sonntagvormittag gemeinsam mit rund 20 Wohnungslosen im Tagescafé des Caritasverbandes ein leckeres Sonntagsmahl. Auf dem Speiseplan stand ein zünftiger russischer Hackfleischtopf. Zum Nachtisch kam ein fruchtig süßer Obstsalat mit Mascarpone im Crêpe auf den Tisch.

In den Töpfen kocht das Wasser, in der Pfanne brutzelt das Fett; der Duft von frisch gekochtem Essen zieht durch das kleine Tagescafé an der Schüttendelle. Kai Robert Paulus steht eigentlich täglich hinter den Töpfen in der Villa, die nur wenige Meter oberhalb der Hausnummer 40 seinen Namen trägt. Doch an diesem Vormittag kocht er mit besonderen Zutaten, die von Ehrenamtlern der Foodsharing Initiative vor der Mülltonne gerettet wurden: Un der kocht für besondere Gäste, die sich als Beiköche zur Verfügung stellen. Mit wenigen Handgriffen zeigt der Profi den Wohnungslosen, wie Zwiebeln schnell und verletzungsfrei geschnitten und Orangen richtig filetiert werden. Alle packen mit an, haben Spaß und freuen sich auf ein leckeres gemeinsames Mittagessen. Der Tisch ist schnell gedeckt. Die Männer und Frauen kommen ins Gespräch, während die Nudeln fertig kochen.

Die Idee zur gemeinsamen Kochaktion hatte Mirjam Starke, Botschafterin für Foodsharing in Remscheid. In der Werkzeugstadt gibt es die Initiative seit drei Jahren, in dieser Zeit haben die rund 30 aktiven Foodsaver gut 230 Tonnen Lebensmittel vor der Abfalltonne gerettet. „Wir retten so viel, dass wir nicht alles privat verteilen können. Deswegen sind wir dazu übergegangen, soziale Einrichtungen anzufragen“, sagt Starke. Mit dem Tagescafé der Caritas arbeiten die Retter von Nahrungsmittel schon länger zusammen, fahren regelmäßig an der Schüttendelle vorbei und liefern Obst, Gemüse und Nudeln, sowie allerlei Leckereien, die im Einzelhandel nicht mehr verkauft werden, andernorts aber viel Freude bereiten.

Dabei fiel Starke auf, wie nah Arm und Reich in Remscheid nebeneinander liegen: „Auf dem Weg ins Obdachlosencafé bin ich an der Villa Paulus vorbeigefahren. Nur eine Einfahrt weiter ist das Café. Da kam mir die Idee, mal eine gemeinsame Aktion zu versuchen.“ Starke fragte bei der Caritas an, die gerne ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellte und auch Kai Robert Paulus ließ sich nicht lange bitten. „Es ist eine ganz tolle Aktion, die weit über das Kochen hinausgeht. Es geht auch darum, Kontakte zu knüpfen und miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagt der Koch, des renommierten Restaurants.

Essen verbindet nicht nur Kulturen miteinander, sondern überwindet auch – zumindest für den Moment – soziale Unterschiede. Ute Schlichting, Leiterin der Caritas-Einrichtung zeigt sich ebenso begeistert wie Starke und Paulus: „Unser Tagescafé und die Villa Paulus sind schon ein krasser Gegensatz und es ist nicht selbstverständlich, dass jemand wie Herr Paulus, an einem Tag, wo er in seinem eigenen Haus viel zu tun hätte, hier mit uns gemeinsam kocht.“ Besucher Ralf (48) freut sich derweil aufs gemeinsame Mittagessen: „Das ist eine richtig coole Aktion und es hat Spaß gemacht mitzuhelfen. So ein Essen bekommt man nicht alle Tage. Das ist was Besonderes.“

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