Remscheid Flüchtlingsstrom - Stadt muss neue Häuser mieten

Remscheid · Remscheid rechnet mit der Zuweisung von rund neuen 400 Asylsuchenden. Die Übergangsheime sind aber bereits überbelegt.

Die Flüchtlingswelle schwappt auch nach Remscheid. Weil vorhandene Heimplätze nicht ausreichen, hat sich die Unterbringungssituation dramatisch verschärft. Die fünf Übergangsheime gelten mit 311 Bewohnern bereits als überbelegt. Selbst in der Notschlafstelle für Obdachlose wurden zwölf alleinstehende männliche Flüchtlinge ein- quartiert. Die Alternative wäre eine kostenträchtige Hotelunterbringung gewesen. "Wir stehen unter Druck", sagt Martin Sternkopf, Leiter des kommunalen Integrationszentrums. Heute informiert die Verwaltung die Ratspolitiker in einer Vorlage, dass sie mehr Raum für Flüchtlinge anmieten muss.

Der Trend steigender Flüchtlingszahlen setzte 2012 ein und verstärkt sich noch. Remscheid hatte gerade erst nach dem abebbenden Zustrom an Flüchtlingen, der in den 1990er Jahren begann, nach und nach Mietverträge über Objekte, die als Übergangsheime dienten, nicht mehr verlängert. Jetzt verhandelt sie mit Vermietern über die kurzfristige Anmietung eines Mehrfamilienhauses für elf Flüchtlingsfamilien mit bis zu 55 Menschen sowie über die mittelfristige Anmietung eines Gewerbeobjektes, das als Übergangsheim für 100 bis 120 Menschen hergerichtet werden soll. Denn die gelten als unverzichtbar. Denn vor allem bei Erstaufnahme sei die intensivere Betreuung in einem Heim unerlässlich. Diese leistet seit Jahren der Betreuungsverein BAF. Erst erfahrenere Flüchtlinge wachsen in die Selbstständigkeit und seien in der Lage, in einer Mietwohnung alleine klar zu kommen. Zurzeit leben 51 in von der Stadt angemieteten Wohnungen, 79 haben einen eigenen Mietvertrag.

Wo die beiden neuen Objekte liegen, möchte Sternkopf erst preisgeben, wenn die Verträge unterschrieben sind. Zuvor wird es darüber eine Vorlage für die Politik geben. Geld für anfallende Mehrkosten müsse im Haushalt bereitgestellt werden: für die Wohnungen rund 30 000 Euro. Für das neue Heim fallen rund 150 000 Mietkosten plus Nebenkosten an. Das Land NRW beteiligt sich nur mit etwa 20 Prozent an den Kosten für Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen.

Sternkopf macht klar, dass die Aufnahme der Asylsuchenden eine Pflichtaufgabe ist. Remscheid hat keinen Einfluss darauf, wer wann zugewiesen wird. In diesem Jahr wurden bereits fast so viele Asylsuchende (175) wie im vergangenen Jahr (189) nach Remscheid geschickt. Nach seiner Einschätzung muss die Stadt weitere 350 bis 400 Flüchtlinge aufnehmen. Vor allem Menschen aus Syrien und Schwarzafrika, aber auch aus Serbien und Albanien suchen in Deutschland Zuflucht. An den Krisenherden wie Irak und Afghanistan lasse sich ablesen, welcher Zustrom noch zu erwarten ist - so gesehen, sei die Situation in Remscheid von der Weltpolitik abhängig.

(RP)
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