Remscheid Fest des Friedens im trauten Kreis der Familie mit Explosionsgefahr

Remscheid · "Schöne Bescherung" - Ensemble des "Actor's Studio NRW" persifliert im Rotationstheater das Weihnachtsfest einer bürgerlichen Familie.

 Alles nur Fassade? Im stilechten Look der 70er Jahre gibt es Streicheleinheiten zum Fest.

Alles nur Fassade? Im stilechten Look der 70er Jahre gibt es Streicheleinheiten zum Fest.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Alle Jahre wieder - Weihnachten kommt die ganze Familie zusammen. Egal, ob sie sich nun wirklich leiden kann oder nur so tut als ob. Die eigentlich besinnliche Zeit mutiert alljährlich zum Höhepunkt der familiären Konflikte. Explosionsgefahr inklusive.

Das Ensemble des "Actor's Studio NRW" griff mit dem Stück "Schöne Bescherungen" des britischen Autors Alan Ayckbourn genau dieses Weihnachtschaos auf und zeigte im Rotationstheater unter Leitung von Oliver Scheemann, wie katastrophal das Fest der Liebe sein kann. Die Eigenarten der Charaktere, Beziehungsprobleme und der übliche Weihnachtswahnsinn treffen in Neville (Frederik Boshold) und Belindas (Sabrina Iannelli) Heim aufeinander.

Onkel, Schwager und Freunde bringen nicht nur ihre nervigen Züge, sondern auch jährlich wiederkehrende Festtagsrituale mit. Schwager Bernard (Philipp Reinshagen) ist ein miserabler Arzt und ein noch schlechterer Hobby-Puppenspieler. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, die anderen jedes Mal auf Neue mit einer neuen Puppen-Story stundenlang zu quälen. Seine Frau Phyllis (Jeanette Vasta) hat nicht nur ein leichtes Alkoholproblem, sondern auch erhebliche Schwierigkeiten beim Zubereiten des Essens.

Onkel Harvey (Hans-Dieter Tillemans) ist leicht cholerisch und verschenkt als ehemaliger Security-Angestellter lieber Gewehre als Spielzeug an die Kinder. Eddie (Emanuele Camisa) und Patty (Vanessa Adamek) erwarten Kind Nummer vier und versuchen, ihre Eheprobleme zu verdrängen. Auch bei dem Gastgeberpaar läuft nicht alles rund. Belinda ist unzufrieden und wünscht sich mehr von Neville, der alles nur nicht sein Versprechen, über Weihnachten mehr im Haushalt zu helfen, im Sinn hat. Mit Schriftsteller Clive (Etienne Pattberg), ein Freund von Belindas Schwester Rachel (Anita Scheemann) wird es dann richtig turbulent. Ehebruch unter dem Weihnachtsbaum scheint da noch das kleinste Übel zu sein.

Bunte Kostüme, ganz den 70er Jahren entsprechend, sorgten für den nötigen Farbklecks auf der Bühne. Wirkten die Dialoge am Anfang noch etwas hölzern und zu sehr auf die jeweilige Pointe zugespitzt gespielt, lockerte sich die Darstellung mit der Zeit. Das Ensemble fand sich in die Charaktere und verstand es, das Premierenpublikum gerade im zweiten Teil für sich zu gewinnen.

Das Stück bot einen amüsanten Einblick in den Wahnsinn und gab sicherlich auch den ein oder anderen Seitenhieb auf den eigenen Familientrubel zu Hause.

(RP)
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