Remscheid Fensterbauer liefert auch nach Hongkong

Remscheid · Alexander Jungk, Geschäftsführer von Glasbau Rathmann, geht mit seinem Unternehmen ungewöhnliche Wege.

Remscheid: Fensterbauer liefert auch nach Hongkong
Foto: Dültgen;Peter Dr.

Stillstand ist Rückschritt - auch für ein Handwerksunternehmen. Alexander Jungk gehörte zu den vier Referenten beim ersten Remscheider Innovationstheater vor ein paar Monaten, die zeigten, wie man Unternehmenserfolg heute auch auf ungewöhnliche Weise denken kann. Denn dass ein Handwerksbetrieb mitsamt Personal und Material nach Hongkong reist, um dort erst einen und dann weitere Aufträge zu übernehmen, ist sicherlich nicht alltäglich.

 Alexander Jungk, Geschäftsführer von Glasbau Rathmann.

Alexander Jungk, Geschäftsführer von Glasbau Rathmann.

Foto: Nico Hertgen

"Man hat bestimmt auch im Bergischen genug zu tun. Aber wenn sich eine Chance bietet, nutze ich sie auch", sagt der gelernte Bankkaufmann, der nach dem Tod seines Vaters Klaus Jungk im Jahr 2002 das Familienunternehmen fortführt. Das Abenteuer Hongkong ergab sich durch einen deutschen Kunden, der mehrere Großobjekte in der Metropole mit deutschen Qualitätsfenstern ausgestattet haben wollte. Zunächst wurden Fotos geschickt, dann eine Kalkulation erstellt. Glasbau Rathmann bekam den Zuschlag und ließ von der kleinsten Schraube bis zum großflächigen Fenster alles gen Fernost transportieren.

"Die Logistik ist der größte Aufwand", erinnert sich Alexander Jungk an das Beladen des Überseecontainers. Mitarbeiter zu finden, die die Arbeiten ausführten, war kein Problem. "Fast alle waren Feuer und Flamme." Nachdem der erste Auftrag erfolgreich abgearbeitet wurde, folgten die nächsten.

Ein Bürokomplex wurde mit Fenstern ausgestattet, ebenso die Privathäuser von in Hongkong lebenden deutschen Managern. Dass ihm umgekehrt ausländische Kolonnen mitunter das Leben schwer machen, verhehlt der Unternehmer nicht. "Es sind immer mal wieder Renditeobjekte, die damit abgewickelt werden. Auch wenn es nicht selten vorkommt, dass die Kunden unzufrieden sind und uns bestellen, um Dinge in Ordnung zu bringen, ist der Auftrag erstmal weg", bedauert Jungk. Sicher erlebe das Handwerk im Moment gute Jahre. Dennoch müsse man stets nach vorne schauen und sich neuen Ideen öffnen. Schon weit in der Vergangenheit des 1902 gegründeten Unternehmens wurde dieser Maxime Rechnung getragen, als Ende der 1930er Jahre aus einem reinen Glashandel ein Verglasungsbetrieb gemacht wurde. Später wurde die Angebotspalette um die Lieferung und Montage von Bauelementen erweitert.

Vor ein paar Jahren erfolgte der Aufbau eines neuerlichen Geschäftszweigs mit Rollladen und Sonnenschutz. Obwohl die Zeiten für die verschiedenen Gewerke derzeit rosig seien, gingen immer noch viele Handwerksbetriebe insolvent. Vielleicht liege das im einen oder anderem Fall auch daran, zu lange an Altbewährten festzuhalten. "Wenn ich mich zu lange auf den alten Lorbeeren ausruhe, verpasse ich neue Marktchancen", sagt der Unternehmer. Diese Erkenntniss hat Alexander Jungk unter anderem aus den Hongkong-Geschäften gezogen.

(bona)
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