Remscheid Fahren wie im Rausch - Azubis auf der Teststrecke der Polizei

Remscheid · Beim Aktionstag "Junge Fahrer" erproben Berufsschüler wie sich Risiken im Straßenverkehr mindern oder vermeiden lassen.

 "Betrunken" am Steuer - eine präparierte Brille simuliert die eingeschränkte Wahrnehmung nach Alkoholgenuss.

"Betrunken" am Steuer - eine präparierte Brille simuliert die eingeschränkte Wahrnehmung nach Alkoholgenuss.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Der Aufprallsimulator in Gestalt eines Gurtschlittens steht in Position. Vor ihm eine schräg abfallende Ebene, auf ihm sitzt fest angeschnallt Johannes. Und schon geht's los - der Schlitten nimmt Fahrt auf. Bei zehn Stundenkilometern kommt der Schlitten abrupt zum Stehen, so als ob er gegen ein Hindernis fahre. Johannes' Körper schnellt nach vorne und wird dann zurück in den Sitz gepresst. Wer ihm beim Aufprall in die Augen geschaut hat, hat gesehen, wie sie sich vor Schreck geweitet haben. Es sieht entspannt aus, wie Johannes den Schlitten verlässt. Aber dann sagt er: "Das hatte ich nicht erwartet - ich war ziemlich überrascht."

Wäre er nicht angeschnallt gewesen, hätte er sich nicht halten können, sagt er. Kein Wunder - da der Schlitten keine Knautschzone hat, wirkt die Kraft beim Aufprall dreimal stärker. Johannes gehört zu den rund 160 Auszubildenden des Berufsbildungszentrums der Industrie, für die die Abteilung Verkehrsunfallprävention des Polizeipräsidiums Wuppertal zusammen mit der Polizeiinspektion Remscheid und der Remscheider Verkehrswacht zum ersten Mal einen Aktionstag "Junge Fahrer" anbietet.

"Die jungen Männer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren sind die Zielgruppe eines solchen Verkehrssicherheits-Aktionstages", sagt der Verkehrssicherheitsberater der Polizei Wuppertal, Michael Brandenstein. Diese Altersgruppe entspreche rund acht Prozent der Bevölkerung, verursache aber knapp 20 Prozent aller Verkehrsunfälle. Die Gründe: Die jungen Leute gehen oft hohe Risiken ein und halten sich nicht an Regeln. An fünf Stationen erfahren sie nun die Risiken eines solchen Verhaltens am eigenen Leib: Aufprall-Gurtschlitten, mittels Rauschbrille simulierte Verwendung von Alkohol und Drogen im Kettcarparcours, Ablenkung durch Handy im Fahrsimulator, Überschlagsimulator, Personenschäden bei einem Verkehrsunfall mit Dummy-Vorführung sowie die Ermittlung der Folgekosten eines Unfalls mit Führerscheinentzug.

Wenn es nicht einen sehr ernsten Hintergrund hätte, wäre es ein toller Spaß gewesen: Mit dem Kettcar durch einen kleinen Parcours zunächst im "nüchternen" Zustand zu fahren und danach mit aufgesetzter Rauschbrille mit simulierten 1,1 Promille Blutalkohol. Die "alkoholisierten" jungen Menschen fahren katastrophal - nahezu kein Begrenzungspoller ist vor ihnen sicher. Patrick nimmt ernüchtert die Brille ab.

"Das war extrem schwer", sagt er. Andere Befragte reagieren ähnlich und nehmen sich vor, künftig vorsichtiger zu fahren.

(begei)
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