Remscheid Experte: Outlet ist steuerbar

Remscheid · Stefan Kruse vom Planungsbüro Junker und Kurse nennt in Fachdiskussion Kriterien, mit denen man die Entwicklung von Outlet-Centern steuern kann. Ex-Alleecenter-Manager Mombaur für Center auf dem Ebert-Platz.

 Stefan Kruse, Geschäftsführer des Dortmunder Planungsbüros Junker & Kruse, war ein Referent, der mit Wissen und Sachlichkeit punktete.

Stefan Kruse, Geschäftsführer des Dortmunder Planungsbüros Junker & Kruse, war ein Referent, der mit Wissen und Sachlichkeit punktete.

Foto: Nico Hertgen

Mit mehr als 50 Besuchern war das Interesse am zweiten Freitagsgespräch der Grünen größer als bei der Premiere vor einer Woche. Fünfmal lädt die Partei die Bürger ein, sich vor der Abstimmung zur Ansiedlung eines Designer Outlet Centers (DOC) an der Lüttringhauser Blume über das Für und Wider informieren zu lassen.

Mit Stefan Kruse, Geschäftsführer des Dortmunder Planungsbüros Junker & Kruse, war ein Referent zu Gast, der mit Wissen und Sachlichkeit punktete. Seit 20 Jahren hat der diplomierte Geograph Erfahrungen in Strukturanalysen und Verträglichkeits-Gutachten zu regionalen Einzelhandelsprojekten. Insofern weiß Kruse, dass im Vorfeld von neuen Outlet Centern die "Diskussion anfangs sehr emotional geführt und oftmals mit Halbwahrheiten behaftet ist."

Systematisch listete der Fachmann die Bedingungen auf, die für ein DOC maßgebend sind. Wobei er einschränkend sagte, dass man in derlei Zentren tatsächlich nur zu 30 Prozent Designer-Ware finde und er deshalb lieber vom Factory Outlet Center (FOC) sprechen wolle. Als Merkmale nannte er das eingeschränkte Sortimentsspektrum, das sich im Wesentlichen aus Kleidung und Schuhen zusammensetze.

Ein bisschen was von Disney

FOCs seien räumlich konzentriert, einheitlich geplant, gebaut und finanziert. Weiterhin unterliege ein solches Center immer der Steuerung durch die Baunutzungsverordnung. Die Sortimentskriterien würden vertraglich festgelegt, bei Verstößen drohten hohe Konventionalstrafen: "Ein Outlet Center ist steuerbar. Es ist nicht so, dass Sie dem Betreiber hilflos ausgeliefert sind." In Spitzenzeiten sei sicher ein hohes Verkehrsaufkommen zu erwarten.

Bei der baulichen Substanz müsse man nicht mit Schuhkartons rechnen und architektonisch erwarte die Besucher kein "Einheitsbrei". Gleichwohl seien die Einkaufsdörfer natürlich auf dem Reißbrett entstanden. "Wertheim Village hat ein bisschen was von Disney", nannte er ein Beispiel.

Recht polemisch und weitgehend ohne inhaltliche Substanz sprach sich Herbert Peter Wiedersprecher, CDU-Stadtverordneter von Bad Oeynhausen, gegen die Remscheider DOC-Pläne aus. In Oeynhausen hatte sich vor den Toren der Stadt ein Einkaufscenter — kein DOC — angesiedelt, was im Innenstadtbereich für Verödung gesorgt habe.

Auch der ehemalige Allee-Center Manager und heutige selbstständige Immobilienmakler Frank Mombaur warnte vor einem Designer Outlet auf der grünen Wiese. Er schlug vor, ein solches Center auf dem Ebertplatz mit Ausdehnung zum Bökerspark inklusive Busunterführung zu bauen.

Wie die Reaktionen auf die Ausführungen und einzelne Wortbeiträge deutlich machten, hielten sich in den Reihen der Zuhörer die DOC-Befürworter und -Gegner die Waage.

(RP)
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