Eventgarten in Remscheid Wagenladung Hits für eine bessere Welt

Remscheid · War es das durchwachsene Wetter oder doch eine diffuse Corona-Angst ? Jedenfalls kamen am Samstagabend nur rund 150 Zuschauer auf den Schützenplatz zur „Michael Jackson Tribute Live Experience“.

 Viele Konzertbesucher hatten es sich auf dem Schützenplatz vor der Bühne auch in Strandliegen gemütlich gemacht.

Viele Konzertbesucher hatten es sich auf dem Schützenplatz vor der Bühne auch in Strandliegen gemütlich gemacht.

Foto: Jürgen Moll

Kurz nach Beginn der Show der „Michael Jackson Tribute Live Experience“ am Samstagabend fielen ein paar Tropfen vom dunkel-dräuenden Himmel über dem Schützenplatz. Es könnten durchaus Tränen der Trauer gewesen sein, denn der großräumig abgesperrte Eventgarten war mit vielleicht etwa 150 Zuschauern beinahe schon beschämend leer geblieben – und sollte auch im weiteren Verlauf des äußerst kurzweiligen Abends nicht wesentlich voller werden. Das war – nicht nur für Künstler und Veranstalter – sehr schade, weil das, was da auf der Bühne von Michael Jackson, alias Sascha Pazdera, zusammen mit seinem Ensemble in rund zwei Stunden geboten wurde, schlicht und ergreifend vor ein größeres Publikum gehört hätte.

Da man sich das aber nun einmal nicht aussuchen konnte, mussten die Musiker das Beste aus der Situation machen. Und das taten sie auch. Ob es dem eher durchwachsenen Wetter geschuldet war oder aber einer gewissen, diffusen Corona-Angst - was auch der Grund für die überschaubare Publikumszahl war, Pazdera war Profi genug, sich nichts anmerken zu lassen, schreckte auch vor der großen Jackson-Geste nicht zurück und war insgesamt sehr gut bei Stimme. Abgesehen davon tat die optische Ähnlichkeit ihr Übriges – von der Wagenladung grandioser Pop-Funk-Songperlen ganz zu schweigen. Und so konnte man sich bei langsameren Songs wie „Stranger In Moscow“ oder dem funkigen „Thriller“-Klassiker „Wanna Be Startin‘ Somethin‘“ in die 1980er- und 1990er-Jahre zurückversetzen lassen. Noch weiter zurück ging es indes mit einem Jackson-5-Medley, dessen Höhepunkt natürlich „ABC“ war.

Den Remscheidern, die sich in Regenjacken gewandet – nur vereinzelt auch mutig kurzbehost – hauptsächlich auf den Strandliegen im vorderen Bereich des Schützenplatzes ausgebreitet hatten, konnte indes gar nichts die Lust am Feiern nehmen. Der beseelte Schwof mit dem Nebenmann oder der Nebenfrau zu „I Just Can‘t Stop Lovin‘ You“ oder „The Way You Make Me Feel“ vom zweiten Überalbum Jacksons, „Bad“, und letzteres obendrein mit einem sehr coolen Piano-Intro versehen – musste zwar ebenso ausbleiben, wie der Synchron-Monster-Shuffle zum wohl besten Jackson-Song, „Thriller“ vom gleichnamigen ersten Überalbum des King Of Pop. Denn der Funke sprang dennoch problemlos von der Bühne ins Publikum über, was sich in ausdauerndem Applaus, dem Mitswingen auf dem Stuhl und begeistertem Jubel schon bei den ersten Klängen von Hits wie „Black Or White“, „Smooth Criminal“, „Beat It“, dem wundervoll düsteren „Dirty Diana“ mit seinem mitreißenden Gitarrensolo oder natürlich auch „Bad“ zeigte.

 Sascha Pazdera schreckte auch in Remscheid vor der großen Jackson-Geste nicht zurück und war insgesamt sehr gut bei Stimme.

Sascha Pazdera schreckte auch in Remscheid vor der großen Jackson-Geste nicht zurück und war insgesamt sehr gut bei Stimme.

Foto: Jürgen Moll

Und auch ansonsten war eigentlich alles prima. Die Band auf der Bühne war perfekt eingespielt, ebenso saßen alle Choreographien der Tänzerinnen und Tänzer sowie die Backing Vocals. Auch die typischen Michael-Jackson-Moves hatte Pazdera wunderbar drauf. Zielsicher wanderte die Hand bei „Another Part Of Me“ in den Schritt, die Hüfte zuckte ekstatisch, und auch jedes Kieksen kam an die richtige Stelle. Die stimmungsvolle Lightshow rundete den musikalisch absolut gelungenen Abend im Eventgarten ab – wenn es nur nicht so unverschämt kühl gewesen wäre.

So kühl, dass sich selbst Pazdera irgendwann die typische schwarze Jackson-Lederjacke mit den Silber-Applikationen mit den Worten überzog: „It‘s getting cold - es wird kalt.“ Und der Mann tanzte schließlich den ganzen Abend lang. Wie gut, dass es da diese mitreißenden funky Beats gab, die direkt in die Beine gingen, die man ja auch am Sitzplatz zwecks Körpererwärmung in Bewegung setzen konnte. Etwa zu „Don‘t Stop ‘Til You Get Enough“ vom 1979er-Frühwerk „Off The Wall“. Oder zum Bass-Monstergroove von „Billie Jean“, bei dem Sascha Pazdera dann endlich auch Jacksons ikonische Moonwalk-Tanz zum Einsatz kam.

Mit einer emotionalen Botschaft – „Michael wollte die Welt ein kleines bisschen besser machen“ – verabschiedete die Band mit „Man In The Mirror“ ihr Publikum in den kalten Juliabend. Es blieb außerdem die nicht neue Erkenntnis, dass Michael Jackson der Welt eine ganze Wagenladung grandioser Popsongs hinterlassen hat. Was sie nun wiederum zumindest ein kleines bisschen besser gemacht haben dürfte.

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