Remscheid Erotikclub war ein Wirtschaftsfaktor

Remscheid · 1000 Übernachtungen jährlich brechen dem Burger Hotelier Rainer Niggemann nach dem Brand des Beverly weg. Die Gäste kamen sogar aus Finnland und den USA. In Unterburg bereitet derweil die zweite Ampel Probleme.

Solingen: Swingerclub "Beverly" brennt vollständig aus
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Foto: Tinter, Anja

Für Rainer Niggemann sind die ausbleibenden Gäste nicht zu ersetzen. Rund 1000 Übernachtungen pro Jahr brachte ihm der Swingerclub Beverly in sein 60-Betten-Hotel in Oberburg. Sehr angenehme Gäste, wie der Hotelier im Gespräch mit der Morgenpost betont.

"Diese Zielgruppe kann man nicht durch eine andere ersetzen", sagt Rainer Niggemann. Die Gäste, die die verschiedenen Partys in dem am frühen Sonntagmorgen komplett ausgebrannten Swingerclub besuchten, kamen nicht nur aus ganz Deutschland, viele Gäste waren aus Skandinavien - hier vor allem aus Finnland -, den Niederlanden oder sogar aus den Vereinigten Staaten angereist. "Die bleiben dann auch schon mal drei oder vier Tage und nutzten die Gelegenheit zum Shoppen in Remscheid oder Solingen und zu Ausflügen in die Umgebung", berichtet der Hotelier. Vor allem die Amerikaner seien dabei "sehr ausgabefreudig". Es sei sehr schade, dass diese sehr angenehmen und pflegeleichten Gäste nun ausbleiben würden. Die Gäste genossen im Hotel Niggemann auch besondere Angebote wie einen Shuttleservice zum "Beverly" oder die Möglichkeit, erst am frühen Nachmittag zu frühstücken.

Aus Gesprächen mit seinen Gästen weiß der Hotelier, dass das Niveau der Partys nach dem Besitzerwechsel im Swingerclub nachgelassen habe. Vor allem die familiäre Atmosphäre und gute Betreuung haben vielen Gästen am Ende gefehlt.

Der Erotiktreff in Unterburg ist auch für Solingen ein Wirtschaftsfaktor. Denn der Swingerclub war Sexsteuer-pflichtig. "Der Brand hat Konsequenzen", teilt die Stadt Solingen auf Anfrage unserer Zeitung mit. Die Frage, wie viel Sexsteuer das "Beverly" überwiesen hat und ob es womöglich sogar der größte Erotik-Gebührenzahler gewesen ist, unterliegt allerdings dem Steuergeheimnis. Fakt ist, dass Solingen bei dem Swingerclub in Unterburg ebenso wie bei Bars, FKK-Treffs und anderen Rotlicht-Etablissements insgesamt pro Veranstaltungstag und pro zehn Quadratmetern Vergnügungsfläche drei Euro Sexsteuer berechnet hat. Vor drei Jahren trat diese in Kraft. Die ursprünglich erwarteten Steuereinnahmen von 20 000 Euro werden längst weit übertroffen. Doch die bis zu 70 000 Euro für dieses Jahr, die die Stadt im Sommer optimistisch angepeilt hatte, sind ohne das "Beverly" wohl nicht mehr zu erreichen.

Über die Gründe, warum das Kapitel des Erotikclubs in Unterburg am frühen Sonntagmorgen mit dem Großbrand beendet wurde, schweigt sich der in Untersuchungshaft genommene 42-jährige Verdächtige weiterhin aus. "Es hat zwar vor einigen Tagen Hinweise darauf gegeben, dass hier vermutlich ein Feuer gelegt werden sollte." Diese aber stuft der Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt als dubios ein. "Sie stehen in keinem konkreten Zusammenhang mit der Tat eines Einzeltäters, die nach jetzigem Stand als Racheakt einzustufen ist." Viele Indizien belasten den aus der Nähe von Düren stammenden Show-Veranstalter, dessen Honorar-Forderungen nicht erfüllt worden seien.

So ist nach Auskunft des ermittelnden Staatsanwalts nachgewiesen, dass der mutmaßliche Täter an einer Tankstelle einen Kanister mit Benzin gefüllt habe, um es später als Brandbeschleuniger im "Beverly" zu verteilen und anzuzünden. Aktuell werden die Proben analysiert, die die Sonderkommission der Kriminalpolizei aus dem Brandschutt entnommen hat.

Seitdem auch die letzten Brandherde gelöscht sind und die Feuerwehr abgezogen ist, ist eine Fahrspur der Eschbachstraße gesperrt. Nur noch einspurig fließt der Verkehr an der "Beyerly"-Ruine vorbei, so dass sich zu Stoßzeiten lange Rückstaus bilden. Betroffen sind vor allem die aus Wermelskirchen kommenden Linksabbieger, die in Richtung Solingen unterwegs sind. Das Problem: Das Lichtzeichen am Burger Bahnhof sowie die etwa 500 Meter folgende Baustellen-Ampel an der Eschbachstraße, die zum Schutz der maroden Mauer eingerichtet werden musste, sind nicht aufeinander abgestimmt.

(RP)
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