Remscheid Ensemble hat viele Facetten der Liebe auf den Lippen

Remscheid · Die Liebe ist ein unerschöpfliches Thema. Kein Wunder, ist sie doch so alt wie die Menschheit. So weit ging das Vokalensemble Lennep allerdings nicht in der Geschichte zurück, um zwölf "Love Songs" in der Evangelischen Stadtkirche Lennep zu präsentieren. Es reichten bereits fünf Jahrhunderte, um Leid und Lust der Liebe angemessen zu besingen.

Das Vokalensemble Lennep unter der Leitung von Johannes Geßner, Kantor der evangelischen Kirchengemeinde Lennep und ehemaliger Windsbacher Sängerknabe, ist ein reines A-cappella-Ensemble. Die elf Sängerinnen und Sänger kristallisierten sich aus dem ebenfalls von Geßner geleiteten Kammerchor und meisterte die selbst gestellte Aufgabe bravourös. "Es geht um die vielen verschiedenen Ausprägungen der Liebe", sagte Geßner einführend. Musikgeschichtlich sei alles dabei. Und so gewann das Ensemble die Aufmerksamkeit der interessierten Besucher sofort mit dem Anfangsstück des zeitgenössischen Komponisten Helmut Barbe: "Das Lieben bringt große Freud". Offensichtlich auch das Singen über dieses Thema. Der Beifall war bereits jetzt schon herzlich und anteilnehmend.

Natürlich darf in der Kirche auch nicht die göttliche Facette der Liebe - die Gottesliebe "agape" - fehlen. Dazu passte die für unsere Ohren geistlich strenge Renaissance-Motette von Francisco Guerrero, die das Gebot der Nächstenliebe aus Johannes Kapitel 15 beschreibt. Beeindruckend hierbei der klar ausgeprägte Sopran, der Gänsehaut erzeugen konnte. Schon erstaunlich, wie gesungene Musik ohne Instrumentalbegleitung aus dem 16. Jahrhundert solche Wirkung erzielen kann. Es ging weiter mit einem für dieselbe Zeit unterhaltsamen Lied über die Liebe, "die mein Herz mit Freud erfüllt" (Leonard Lechner) und aus gleicher Feder die von den fünf Männern des Ensembles besungene verschmähte Liebe, die nur mit viel Geld anzufeuern ist. Jetzt wurde klar: Im Konzert ist für jede typisch menschliche Liebeserfahrung etwas dabei. Und zwar bis nach Afrika. Davon zeugte "Geh, Lulu" aus Südafrika in Zulu-Sprache gesungen. Johannes Geßner bearbeitete dazu die Trommel. Es ging darum, die Frau vor der Hochzeitsnacht aufzuklären. Anschließend ließ der gesungene, freimütige Text aus dem Hohelied über die Schönheit der Braut aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts nichts an Offenherzigkeit zu wünschen übrig. Die bittersüße Traurigkeit, die Liebeskummer hervorrufen kann, fand ihren Höhepunkt in Helmut Barbes "In einem kühlen Grunde". Mit einem schwungvollen Gospel über Liebe Gottes ging ein gekonnt gesungenes "Love Songs"-Konzert zu Ende.

(RP)
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