Remscheid Ein Netzwerk als Lebensversicherung

Remscheid · Die ELORA-Werkzeugfabrik aus Remscheid hat bereits früh ihre Ware auf den Märkten im mittleren Osten und in Asien vertrieben. Die Qualität der Produkte und das Vertrauen in die Partner sind Bedingungen des Erfolgs.

 Geschäftsführer Andreas Rauch von ELORA.

Geschäftsführer Andreas Rauch von ELORA.

Foto: Peiseler, Christian (cip)

Vertrauen gehört zu den Währungen, die für Andreas Rauch mindestens genauso wichtig sind wie die Zahlen auf dem Konto seiner Firma ELORA. Der Geschäftsführer des alteingesessenen Remscheider Werkzeugherstellers erzählt gerne die Begegnung mit einem Mann in Saudi-Arabien, mit dem sein Vater bereits Geschäfte gemacht hat. Seit über 60 Jahren besteht der Kontakt mit dem Händler.

Anfangs kamen die Werkzeuge noch in Holzkisten an, und der Mann brachte sie mit Kamelen zu den Kunden. Das frühe Engagement auf den Märkten im mittleren Osten und in Asien zahlte sich aus. In Singapur zum Beispiel gehört ELORA zu den Marktführern mit Werkzeugen aus Germany. Und aus dem Mann mit den Kamelen entwickelte sich ein großes Unternehmen. Die persönliche Begegnung bildet für Rauch heute noch das Fundament für ein Netzwerk von Händlern, die den guten Ruf der Werkzeuge aus der hauseigenen Schmiede mehren. „Ich muss die Leute sehen und mit ihnen sprechen, damit ich verstehe, wie die Menschen ticken, und was sie brauchen“, sagt Rauch.

Der 53-Jährige führt die Firma (1924 gegründet) in der dritten Generation. Die Produktion von Werkzeugen kennt er aus verschiedenen Perspektiven – als gelernter Werkzeugmacher genauso wie als diplomierter Ingenieur. Während des Studiums holte er Ware von den Lieferanten ab, um sich ein Zubrot zu verdienen. Heute führt er die Geschäfte und ist für 75 Mitarbeiter verantwortlich.

Was sich in vielen Betrieben, die sich in der Hand von Familien befinden, bewahrheitet, gilt auch für ELORA. Die Identifikation der Mitarbeiter mit der Firma scheint ausgeprägter zu sein als in einem Großbetrieb. 25 Jahre Betriebszugehörigkeit zählt zur Norm bei Jubiläumsfeiern. Und Mitarbeiter, die seit über 40 Jahren die Treue halten, sind keine Seltenheit.

Die Werkzeugindustrie erlebt eine Boomphase. Aber die neuen Herausforderungen haben bereits begonnen. Wie entwickelt sich der globale Markt weiter? Welche Auswirkung hat das Internet auf den Vertrieb? Fragen, für die der Geschäftsführer heute schon Antworten gefunden haben muss.

Neue Märkte zu erschließen sei so schwierig wie in Alaska Kühlschränke zu verkaufen, sagt Rauch. Ein steiniger Weg, auf dem man nur mit kleinen Schritten vorankommt. Und was in Saudi-Arabien möglich sei, funktioniere in Chile noch lange nicht.

Als Geschäftsführer hat Rauch ein großes Gespür für die kulturellen Unterschiede entwickelt. Er sitzt viel im Flugzeug und besucht Großkunden zum Beispiel im mittleren Osten und Asien. „Über die Qualität unserer Produkte will ich nicht sprechen. Die setze ich voraus.“, sagt Rauch. Deswegen möchte er so viel wie möglich an Werkzeugen in Remscheid produzieren. Das bedeutet Investitionen. Ein Drehmomentprüflabor und zwei neue Drehfräszentren hat Rauch dieses Jahr bereits verwirklicht.

Die Welt um Deutschland herum gerät aus den Fugen. In vielerlei Hinsicht. Für den Exporteur Rauch aber kein Grund zur Panik. „Wir sind nach oben und nach unten hin gut aufgestellt“, sagt der Geschäftsführer. Und die Remscheider seien Kämpfer. Das haben sie in jeder Krise bewiesen. Mit neuen Produkten und ihrem Talent, die Ware in aller Welt zu verkaufen.

Amazon, Apple und andere große Player zahlen in Deutschland kaum Steuern. Darüber schüttelt Rauch den Kopf. Die Entwicklung nennt er stillos. Er beklagt die mangelnde Anerkennung für die Leistungen des Mittelstandes.

Rauch zeigt sich als ehrbarer Kaufmann. „Ich zahle am Ende des Jahres gerne Steuern, denn dann habe ich Geld verdient.“

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