Remscheid Einsatz für Frauen

Remscheid · Nobelpreisträgerin Dr. Monika Hauser sprach in der Klosterkirche Lennep über "Medica mondiale". Nimmermüde kämpt sie für traumatisierte Gewaltopfer.

Wenn in Afghanistan zwangsverheiratete junge Mädchen aus den Ehen mit alten Männern weglaufen, sind sie der Inhaftierung wegen "moralischer Verbrechen" ausgeliefert. Hier hilft die Organisation "Medica mondiale" mit dem Rechtsbeistand afghanischer Juristinnen, die im Dschungel dreier Rechtssysteme — des Verfassungsrechts, der Scharia und des Stammesrechts — den Richtern Verfahrensfehler nachweisen und damit die Frauen befreien können. Finanzierung und Institutionalisierung dieser Hilfe leistet "Medica mondiale".

Atemlos hörten die vielen Besucherinnen und wenige männliche Gäste Dr. Monika Hauser zu. Am Freitag konfrontierte die Gynäkologin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises 2008 die Zuhörer in der Klosterkirche mit Schilderungen aus ihrem Einsatz für traumatisierte Frauen in den Kriegsgebieten. Schmerzhaft ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Vergewaltigungen und sexualisierte Gewalt gegen Frauen, die seit Jahrhunderten totgeschwiegen wird.

Zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember hatten die sechs Bergischen Clubs von Soroptimist International 2009 die Gründerin von "Medica mondiale" eingeladen. Dr. Andrea Jessen, Präsidentin des Remscheider Soroptimist Clubs, dankte für das große Interesse, sich mit der engagierten Arbeit der Medizinerin und Frauenrechtlerin auseinanderzusetzen. "Nicht aufhören anzufangen", das Motto von "Medica mondiale", war dem energischen Plädoyer Hausers anzumerken, die schon während ihrer ersten Klinikjahre in Deutschland auf das Problem der sexuellen Gewalt gegen Frauen aufmerksam wurde. Die Fakten sind erschütternd: 40 Prozent aller Frauen in Deutschland seien Opfer.

In Kriegsgebieten ist die Frau als "Beute der Sieger" schockierende Normalerscheinung. 70 Prozent aller Frauen im bosnischen Lager Zenica waren 1992 Opfer von Vergewaltigungen. "Wut über die Mauer des Schweigens" um die entsetzlichen Notlagen der Traumatisierten, vielfach suizidgefährdet durch aufgezwungene Schwangerschaften, habe sie angetrieben, dort ein Zentrum zur gynäkologischen und psychosozialen Versorgung aufzubauen.

Heute arbeitet "Medica Zenica" in Bosnien als Frauenberatungsstelle mit mobiler Ambulanz, Frauennotruf und Angeboten professioneller Ausbildung für psychosoziale Beraterinnen. Das strategische Ziel wird deutlich: Wege zur professionellen Hilfe zu finden und Einrichtungen durch einheimische, gut ausgebildete Frauen zu ermöglichen. "Man wird sehr erfinderisch" sagte Monika Hauser. www.soroptimist.de

(RP)
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