Einbürgerung in Remscheid Stimmungsvolle Feier für die neuen Bürger

Remscheid · Wegen der Corona-Pandemie musste die traditionelle Einbürgerungsfeier der Stadt Remscheid zweimal ausfallen. Am Dienstagabend feierten über 60 Menschen ihre deutsche Staatsbürgerschaft im Teo Otto Theater.

 Das Sinfonia-Streichquartett sorgte für die feierliche Untermalung der Einbürgerung und spielte drei Stücke.

Das Sinfonia-Streichquartett sorgte für die feierliche Untermalung der Einbürgerung und spielte drei Stücke.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Kurz vor dem Ende des offiziellen Teils der Einbürgerungsfeier am Dienstagabend gibt es einen echten Gänsehautmoment im Teo Otto Theater. Da spielt das Sinfonietta-Streichquartett die deutsche Nationalhymne. Die hat man schon viele Male gehört. Gleichzeitig kommt ein anderer Gedanke: Wie es sich wohl für die über 60 Menschen anfühlt, deren Einbürgerung mit der stimmungsvollen Feier im Theater nun ganz offiziell geworden ist, diese Melodie vielleicht zum ersten Mal als deutsche Staatsbürgerin oder deutscher Staatsbürger zu hören? Wobei es für einige der Anwesenden durchaus schon etwas länger her ist, dass sie die Staatsbürgerschaft angenommen haben – Corona ist schuld daran, dass zuletzt 2019 eine Einbürgerungsfeier stattfinden konnte.

Das ändert aber nichts daran, dass Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz dem Abend mit großer Vorfreude entgegenblickte. „Ich freue mich!“, sagt das Stadtoberhaupt, als er am Eingang des Theaters mit Rats- und Verwaltungsmitarbeitenden zusammensteht und sich dann die Maske überzieht, die man auf dem Weg zum Sitzplatz noch tragen soll. Dreimal wird das Streichquartett für feierliche Atmosphäre sorgen. Dazwischen sprechen der Oberbürgermeister und Erden Ankay-Nachtwein, die Vorsitzende des Integrationsrats. Und beide beglückwünschen die Neubürgerinnen und -bürger zu ihrer Entscheidung. „Remscheid ist Ihre Stadt“, sagt Mast-Weisz. Und ergänzt: „Zu meiner eigenen Familie gehören Menschen aus Spanien, Frankreich, Marokko und Äthiopien. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass diese Vielfalt mein Leben bereichert – genau wie die Menschen aus über 120 Nationen das Leben in unserer Stadt bereichern.“

Der bislang letzte Schritt in der langen Zuwanderungsgeschichte Remscheids sei nun mit den über 750 geflüchteten Menschen aus der Ukraine getan. „Und wieder packen alle Mitbürgerinnen und Mitbürger an, um zu helfen, sie sammeln Spenden und richten Beratungsstellen ein. Ich bin davon überzeugt, dass das eine besonders starke Seite unserer Stadt ist“, sagt Mast-Weisz. Der Oberbürgermeister spricht sich dafür aus, dass die politische Arbeit ebenso vielfältig werden müsse wie es etwa das Vereinsleben schon sei. „Machen Sie mit! Ihr Ja zur deutschen Staatsbürgerschaft ist auch Ihr Ja zu unserer Verfassung, zur Freiheit und zum Respekt“, spricht Mast-Weisz die neueingebürgerten Menschen im Theaterrund direkt an. Und schließt seine kurze Ansprache damit: „Schön, dass Sie mit dabei sind.“

Auch Erden Ankay-Nachtwein äußert ihre große Freude. „Wir feiern heute Ihre Einbürgerung. Das war vielleicht kein einfacher Schritt, da Sie Ihre alte Staatsbürgerschaft mit Ihrer Geburt bekommen haben“, sagt sie. Dennoch gebe es individuelle Gründe, um die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. „Sie bringen nun Ihre kulturellen und gesellschaftlichen Hintergründe mit ein. Uns alle einen aber das Grundgesetz und die freiheitliche Grundordnung in Deutschland“, sagt die Vorsitzende des Integrationsbeirats. Und die gelte es zu verteidigen und zu schützen. „Demokratie ist kein Dauerzustand, sondern ein sich wandelnder Prozess“, sagt sie. Ein Recht, das mit der Einbürgerung einhergehe, sei jenes zu wählen. „Nutzen Sie dieses Recht! Gehen Sie wählen, wählen Sie die Demokratie!“, ruft Erden Ankay-Nachtwein und erntet dafür großen Applaus.

Für Mohamed Saleh Fahd, der 2015 aus Aleppo in Syrien nach Remscheid gekommen ist, ist das Thema Wahl ein Grund gewesen, 2021 die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen zu wollen. „Ich war 17, als ich nach Remscheid kam. Danach war ich am Röntgen-Gymnasium, in zwei Wochen mache ich meinen Abschluss bei der Agentur für Arbeit. Im Juni 2021 habe ich meinen Antrag auf Einbürgerung gestellt, im August wurde er positiv beschieden – und im September konnte ich dann auch wählen“, sagt er zufrieden. Die Einbürgerungsfeier sei für ihn der offizielle Beginn seiner Einbürgerung. Tatsächlich begonnen habe sie aber schon wesentlich länger.

Antonio Spataro ist hingegen schon in Deutschland geboren worden, der 48-Jährige hatte aber bis 2020 noch die italienische Staatsbürgerschaft. „Ich bin in Remscheid geboren und aufgewachsen, habe hier die Schule besucht. Irgendwann war es dann soweit, den letzten Schritt auch noch zu gehen“, sagt Spataro. Auch für ihn sei das Thema Wahlen mit ausschlaggebend gewesen. „Ich habe immer die Wahlbenachrichtigungen aus Italien bekommen – da kannte ich aber natürlich niemanden. Und ich wollte auch endlich in Deutschland wählen“, sagt der 48-Jährige. Der Abend sei für ihn eine Art der Wertschätzung. „Ich finde das sehr gut, dass die Stadt so etwas macht – leider hat es sich wegen Corona ja um ein paar Jahre verschoben“, sagt Spataro.

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