Analyse Ein sehr lesenswertes Zeugnis

Remscheid · Ansichtssache Die IHK-Standortumfrage im Bergischen Städtedreieck

An externen Zeugnissen für die Bergischen Großstädte mangelt es nicht. Es gibt Wirtschafts-Magazine, die es alle Jahre wieder mit ihren Rankings in die Schlagzeilen schaffen. Die Begeisterung der Oberbürgermeister für diese aus der Ferne erstellten Bewertungen hält sich meist arg in Grenzen - vor allem dann, wenn ihre Stadt auf den unteren Plätzen in der Tabelle landet.

Ganz anders verhält es sich mit der aktuellen Umfrage der bergischen IHK. Diesmal hat die Kammer die Unternehmer nicht nach Konjunktur-Prognosen gefragt, sondern wollte wissen, was diese an ihrem Standort schätzen und wo sie Probleme sehen. Das hat auch für die OBs ein ganz anderes Gewicht. Hier sprechen heimische Bürger, Unternehmer - und Wähler.

Die Ergebnisse sind zum Teil auch für die IHK verblüffend. Dass die Versorgung mit einem leistungsfähigen Breitbandanschluss ganz oben auf dem Wunschzettel der Unternehmerschaft steht, war so nicht erwartet worden. Es ist ein klarer Fingerzeig an die Rathäuser, der in Remscheid auch schon angekommen ist. Ein Breitbandkoordinator soll im Frühjahr seinen Dienst in der Wirtschaftsförderung beginnen.

Ebenfalls auf offene Ohren treffen dürfte im Rathaus und bei der Politik die Kritik der Unternehmer am Zustand der Innenstädte. Vor allem beim Thema Sauberkeit und Sicherheit sieht die Wirtschaft großen Handlungsbedarf. Die Stadt ist auch hier auf dem Weg. Dezernentin Barbara Reul-Nocke berichtete in dieser Woche im Ordnungsausschuss, dass sie an einem neuen Sicherheits-Netzwerk mit vielen Partnern arbeitet. Mit den Präsenzstreifen, die der bei ihr angesiedelte Kommunaloe Ordnungsdienst (KOD) seid rund zehn Wochen gemeinsam mit der Polizei durchführt, ist ein erster vielversprechender Schritt gemacht. Der KOD übernimmt noch viele andere Aufgaben in sehr bürgernahen Bereichen. Hier stecken noch viele Potenziale.

Auch was die Attraktivität der Innenstadt angeht, bewegt sich Einiges. Die ISG Alleestraße bastelt an ihrem Programm für eine schönere, lebendigere Innenstadt. Nun kommt ein externes Büro dazu, das sich um die gestalterischen, städtebaulichen Themen kümmern soll. Es geht darum, wie die Fördergelder des Landes in zweistelliger Millionenhöhe verwendet werden. Eine Ausgangslage wie sie vor wenigen Jahren für das Stiefkind Alleestraße noch undenkbar schien.

Bei anderen Punkten auf der Themenliste der Unternehmen ist Remscheid noch nicht ganz so weit. Remscheid sei im Bergischen Land Schlusslicht beim Thema Gewerbeflächen, sagte der IHK-Experte Klaus Appelt in dieser Woche beim Pressegespräch. Das muss sich schnell ändern, denn viele Unternehmer haben angekündigt, dass sie in den kommenden Jahren expandieren wollen.

In eine offene Wunde trifft auch die Kritik an den zu hohen Gewerbe- und Grundsteuersätzen. Auch Remscheid hat kräftig an der Grundsteuerschraube gedreht, um Löcher im weiterhin auf Kante genähten Haushalt zu stopfen. Bei der Gewerbesteuer locken Kommunen wie Monheim oder Langenfeld Investoren mit unschlagbaren Konditionen.

(RP)
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