Lockdown in Remscheid Ein Sommer ohne Sommerfeste

Remscheid · Großveranstaltungen stehen vor dem Aus. Die Lenneper Karnevalsgesellschaft will das Weinfest in den September verschieben. Die Stadt plant Autokino.

 Leckereien im Stadtpark werden gestrichen: Das Park und Food-Festival (hier eine Archivaufnahme) ist eine der Großveranstaltungen, die nun abgesagt werden müssen.

Leckereien im Stadtpark werden gestrichen: Das Park und Food-Festival (hier eine Archivaufnahme) ist eine der Großveranstaltungen, die nun abgesagt werden müssen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Inna Safenreider, Mitarbeiterin beim Stadtmarketing, hat lange mit den Veranstaltern auf dem Schützenplatz verhandeln müssen, so sehr knubbelten sich in diesem Jahr dort die Veranstaltungen. Nun ist ihr ganzer Plan Makulatur.

Die Liste der erzwungen Absagen in Remscheid ist lang: Kein Park-Food-Festival, kein Open-Air-Konzert, kein Remscheider Sommer, keine Trödelmärkte, keine Stadtteilkonzerte und kein Lion Town Festival in Honsberg. Der Sommer in Lennep findet ohne Bühnenprogramm statt, das Weinfest ist abgesagt und eine Kirmes auf dem Schützenplatz sowie den zweiten Remscheider Firmenlauf wird es auch nicht geben. Jedenfalls nicht nach aktuellem Stand der politischen Ankündigungen. Die besagen, dass Großveranstaltungen mit 1000 Besuchern sind bis zum 31. August untersagt sind.

Doch was ist genau mit dem Begriff „Großveranstaltung“ definiert? Das fragt sich auch Ordnungsamt-Chef Jürgen Beckmann. Ihm fehlen von der Landesregierung bisher jegliche Hinweise auf die Kriterien, nach denen die Veranstaltungen bewertet werden sollen und wieviel Spielraum die Behörde vor Ort bekommt. „Bezieht sich die Zahl 1000 Besucher auf einen ganzen Tag?“, fragt sich Beckmann. Oder ist damit die Zahl der Gesamtbesucher über den Tag verteilt gemeint?

Beckmann macht auf die Unterschiede der Veranstaltungsplätze in der Stadt aufmerksam. Auf dem Schützenplatz mit seinen 25.000 Quadratmetern verteilen sich die Besucher weiträumiger als in der Altstadt in Lennep. Und wenn auf dem Rathausplatz das Löwenfestival mit 500 Besuchern stattfinden würde, dann hätte jeder einzelne zehn Quadratmeter Platz? Wäre es dann genehmigungsfähig? Fragen, auf die Beckmann noch keine Antworten hat. Zurzeit steht nur fest, dass das Ordnungsamt keine Veranstaltung genehmigt.

Darauf hat sich auch Gunter Brockmann eingestellt, der Vorsitzende der Lenneper Karnevalsgesellschaft. Das Weinfest der LKG war für das erste Wochenende im August terminiert. „Wir sind dabei, einen Termin im September zu finden“, sagt Brockmann. Das Weinfest als Einnahmequelle ist für die LKG überlebenswichtig. Damit erwirtschaften die Karnevalisten die Kosten für die Straßenreinigung nach dem Karnevalszug. Eine Verschiebung stoße auf Probleme. Brockmann hat eine Mail an die Weinhändler geschrieben, in der Hoffnung auf Zusagen. Im September beginne aber die Weinernte. Außerdem muss Brockmann schauen, ob auch alle Helfer für die beliebte Großveranstaltung zur Verfügung stehen. „Wir sind nicht niedergeschlagen, sondern versuchen, dass Weinfest zu retten“, sagt Brockmann. Falls das Fest doch nicht gefeiert werden könne, hoffe er auf die finanzielle Hilfe der Kommune.

Das Lenneper Altstadtfest ist für den 4. bis 9. September geplant. Es könnte das erste Fest sein, dass in Remscheid wieder gefeiert wird, wenn es bei einer restriktiven Auslegung des Begriffs „Großveranstaltung“ bleibt. Thomas Schmittkamp, Vorsitzender von Lennep Offensiv, berichtet, man werde das Fest auf nächstes Jahr verschieben – für den Fall, dass es in vier Monaten keine Lockerungen gibt.

Der Terminkalender auf dem Schützenplatz ist für diesen Sommer leergeräumt. Die Stadt arbeitet aber daran, dort ein Autokino aufzubauen. „Wir sind in Gesprächen und prüfen, wie wir es machen können“, sagt Baudezernent Peter Heinze.

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