Remscheid Ein Marathon für Großmütter in Afrika

Remscheid · Johannes Kallien (21) hat sich zum Ziel gesetzt, den Berlin Marathon mitzulaufen. Dabei unterstützt er das Projekt "Jede Oma zählt" der Hilfsorganisation HelpAge Deutschland.

 Gute Vorbereitung ist beim Marathon alles, sagt Johannes Kallien. Der 21-Jährige hat sich hohe Laufziele gesetzt, "irgendwann vielleicht mal der Iron Man", sagt er.

Gute Vorbereitung ist beim Marathon alles, sagt Johannes Kallien. Der 21-Jährige hat sich hohe Laufziele gesetzt, "irgendwann vielleicht mal der Iron Man", sagt er.

Foto: Jürgen Moll

Johannes Kallien läuft für sein Leben gern. Vor allem Marathon. Die "Königsdisziplin" der Läufer hat es dem 21-jährigen Remscheider angetan. Sein nächstes Ziel ist der Berlin Marathon im September. Dafür fängt er bald mit dem Training an: "Ich war gerade einige Zeit lang ziemlich fies erkältet, aber jetzt kann es wieder losgehen", sagt er schmunzelnd.

Wie er beim Marathon in der Hauptstadt starten kann, hat sich ihm bei seinem letzten Lauf, dem Hamburg Marathon im April, eröffnet. "Man kommt da nämlich entweder über seine persönliche Laufzeit an einen Startplatz oder eben im Losverfahren", sagt Kallien. Erstere sei noch zu schlecht, letzteres zu unsicher. Und da kam ihm auf der Marathon-Messe in Hamburg ein Stand der Hilfsorganisation HelpAge zur Aktion "Jede Oma zählt" zu Hilfe. "Man kann sich dabei einen Startplatz mit Spenden für Großmütter in Afrika erwerben", sagt der 21-Jährige.

Was im ersten Moment einfach nur nach einer lobenswerten Idee klang, hat den gerade fertig ausgebildeten Industriekaufmann schlussendlich nicht mehr losgelassen. "In einer Online-Spenden-Box muss man mindestens zehn Euro pro Kilometer eines Marathons sammeln - also 421,95 Euro für 42,195 Kilometer -, dann bekommt man den Startplatz geschenkt", erklärt er. Die Großmütter werden von HelpAge mit einer kleinen Monatsrente finanziell unterstützt. Sie kümmern sich um ihre Enkel, deren Eltern an Aids verstorben sind; teilweise sind auch die Kinder schon infiziert. "Das Leben dieser Omas ist ein einziger Marathon, sie müssen sich um die Enkelkinder sorgen, obwohl sie selbst schon alt sind", sagt Kallien. Nachdem er ein paar Tage überlegt hatte, hat sich der 21-Jährige registriert. Derzeit liegt er noch bei erst 165 Euro. Er erhofft sich durch mehr Öffentlichkeit auch mehr Spenden. "Mir geht es mittlerweile nur noch sekundär um den Lauf. Natürlich möchte ich die 421,95 Euro schaffen und in Berlin an den Start gehen", sagt er. Aber ganz genauso wichtig sei es ihm, soviel Geld wie möglich zu zusammen zu bekommen.

In Sachen Marathon ist Kallien eigentlich ein Spätzünder, wie er schmunzelnd sagt: "Ich habe erst relativ spät mit dem Laufen angefangen." Losgegangen ist es für den 21-Jährigen im Alter von 14 Jahren mit Leichtathletik bei der LG Remscheid. Nach einigen Jahren hat er mit Hilfe seines Trainers Dirk Riemer festgestellt, dass ihm das Ausdauerlaufen liegt. Richtig professionell betreiben konnte er es indes nicht, da Schule und später die Ausbildung zu viel Zeit in Anspruch nahmen. Losgelassen hat den 21-Jährigen das Ausdauerlaufen aber nie: "Ich habe es dann viele Jahre lang privat gemacht, 2015 habe ich meinen ersten Marathon, den Vivawest-Marathon im Ruhrgebiet, nach nur sechs Wochen Vorbereitung absolviert - in vier Stunden und 15 Minuten", sagt er und ergänzt lachend: "Aber ich bin immerhin über die Ziellinie gekommen!"

Wie wichtig die richtige Vorbereitung ist, hat Kallien dann beim Hamburg-Marathon in diesem Jahr gemerkt: "Da habe ich mich zwölf Wochen intensiv vorbereitet - und bin in drei Stunden und 23 Minuten ins Ziel gekommen." Sein Ziel sind zwei große Läufe im Jahr, die nächsten hat er schon fest eingeplant. "Im nächsten Frühjahr geht es zum Prag-Marathon, dann kommt der Ultra-Marathon beim Röntgenlauf. Und irgendwann vielleicht mal der Iron Man", sagt er. Aber jetzt will er erst einmal den Marathon für die Großmütter in Afrika laufen. Und hofft dafür auf zahlreiche Unterstützung durch die Remscheider.

(RP)
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