Remscheid Ein "kuultiger" Abend in der Klosterkirche

Remscheid · Am Freitagabend war die Klosterkirche fest in der Hand eines außergewöhnlich jungen Publikums: Die Essener Pop-Band "Kuult" war zu Gast und spielte einen Unplugged-Auftritt der feinen Sorte. Den etwa 200 Besuchern gefiel das ausnehmend gut - und sie waren begeisterungsfähig. Schon beim ersten Song "Alternativtermin" gab es ersten Jubel, es wurde getanzt und mitgeklatscht. Und auch bei markanten Zeilen wie "Ich brauch dich, wie der Fisch das Wasser/ich brauch dich, wie der Junkie sein Heroin" waren die Fans enorm textsicher.

Sänger Chris Werner hatte sein Publikum von Beginn an fest im Griff: "Wir freuen uns sehr, hier mal in einer ganz besonderen Atmosphäre spielen zu dürfen", sagte der schlaksige Sänger mit dem kleinen, schwarzen Hut. Und fügte an: "Nur, weil das hier bestuhlt ist, heißt das nicht, dass ihr nicht feiern könnt. Ihr dürft gerne aufstehen und tanzen!"

Ein Angebot, das viele der jugendlichen Gäste gerne annahmen. Wenngleich sie dazu zunächst noch hinter die letzten Stuhlreihen auswichen. Was Werner schade fand: "Ich kann nur die ersten drei Reihen sehen - dahinter ist's dunkel." Egal, denn die Fans brauchten ohnehin nur bis zum dritten Song, "Die Welt gehört uns", bis sie bis in der ersten Reihe standen und mitklatschten, als wären sie Veteranen beim Musikantenstadl.

Es war aber auch große Klasse, was das Quartett da auf der Bühne präsentierte: Deutschsprachige Popmusik, wie sie die Max Giesingers und Cluesos dieser Welt auch nicht besser hinbekommen. Die Zutaten waren nachdenkliche Texte, melancholische Melodien und gefällige Harmonien. Sie ergaben live ein musikalisches Gebräu, das beim jungen Publikum ganz offensichtlich einen besonderen Nerv traf. Ungewöhnlich war dabei lediglich, diese Art von Konzert in der Klosterkirche zu erleben, wo doch sonst eher Jazz und Kabarett zu Hause sind.

Sänger Chris Werner war bestens gelaunt und kommunizierte ausgiebig mit seinem Publikum - gerade so, als kenne er es persönlich. Was im Einzelfall vielleicht sogar stimmte, waren doch offensichtlich einige "Kuult"-Stammgäste nach Lennep gekommen. Neben bekannten Songs wie "Hallo", zu dem Bassist Christian de Crau seinen Viersaiter gegen eine Ukulele eintauschte, gab es in Lennep auch einen Ausblick auf das nächste Album von "Kuult" zu hören. "Wir haben schon sechs Songs aufgenommen und freuen uns sehr auf die neue CD. Wir sind schon ganz verliebt", sagte Werner grinsend zur Anmoderation des neuen Stücks "Roboter", das in bekannter Manier gut ins Ohr ging.

Keine Frage, diese Band wusste genau, wie sie auf ihr Publikum zugehen musste, um ihm einen wahrhaft "kuultigen" Abend zu verschaffen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort