Anfang September am Spatzenhof Ein Fest für die wilde Braut

Wermelskirchen/Remscheid · Prunk muss bei der Hochzeit nicht mehr sein, findet Anne Gering, es geht auch wild. Für Frauen, die das auch so sehen, veranstaltet sie nun ein Festival.

 Organisatorin Anne-Katrin Gering

Organisatorin Anne-Katrin Gering

Foto: Viktor Marinov

Als Prinzessin im Schloss heiraten – Prunk, Glitzer und weißes Kleid mit langer Spitzenschleppe inklusive – ist das wirklich noch die Traumhochzeit von einer modernen Frau im 21. Jahrhundert? Ja, sagt Anne-Katrin Gering, 90 Prozent der Damen wollen noch so heiraten. Es sind die restlichen zehn Prozent, für die sie arbeitet – diejenigen, die etwas Lockeres tragen wollen, die lieber am Strand heiraten als in der Burg, die „Wilden“, wie sie Gering nennt. An diese Zielgruppe richtet sich die 27-Jährige mit ihrem Geschäft „Das Brautstübchen“ in Remscheid. Das funktioniert so gut, dass sie in diesem Jahr eine eigene Veranstaltung ins Leben gerufen hat, eine Mischung aus Messe und Festival. Am 8. September gibt es am Landhaus Spatzenhof Live-Musik, Foodtrucks, Workshops und mehr als 30 Aussteller – zugeschnitten auf eine Hochzeit der modernen Art.

„Man kann auch anders schön heiraten“, das will Gering sowohl mit dem Brautstübchen als auch mit dem Wild Bride Festival verdeutlichen. Eine Erfindung von ihr ist das natürlich nicht, sondern eine Mischung aus zwei Trends, die bei der Hochzeitsmode in den letzten Jahren an Beliebtheit gewinnen. Bohemian, kurz Boho genannt, ist der Stil, der für Freiheit und Lässigkeit steht, Vintage steht für das Altaussehende. Schick sei das alles trotzdem, sagt Gering. Aber eben anders.

 Für das Wild Bride Festival haben die Veranstalter sogar ein Fotoshooting organisiert: So sieht die „wilde Braut“ aus.

Für das Wild Bride Festival haben die Veranstalter sogar ein Fotoshooting organisiert: So sieht die „wilde Braut“ aus.

Foto: Vicky Baumann

Es ist kein bloßes Aufspringen auf Trends, was die 27-Jährige und ihr Ehemann Christoph Laddach, mit ihrem Geschäft und dem bevorstehenden Event machen. Sie selbst haben am Strand in Holland geheiratet, mit Barbecue und freier Trauung. Die Kleider, die sie im Brautstübchen anbieten, sind solche, die Gering selbst tragen würde. Auch für das Event hat sie sich auf ihren Geschmack verlassen.

Das Schöne an einer eigenen Veranstaltung sei eben, dass man genau jene Dienstleister ins Boot holen kann, die man selbst gut findet. „Alles was wir ausstellen, ist etwas was mir selbst gefällt.“ Rund 40 Aussteller sollen es werden, die eine Hochzeit von A bis Z betreuen: Ob es um die Musik, die Fotografie oder das Deko geht. Man wolle das Festival so liebevoll veranstalten wie eine Hochzeit selbst, sagt Gering. Deswegen gibt es nicht nur Stände mit Ware, sondern etwa auch Musiker, die vor Ort spielen. „Es wird unter anderem ein Cello geben, eine einzelne Sängerin, ein Quartett“, sagt Gering, „und auch was Schnelles für die Party nach der Hochzeit.“

Lohnt sich das denn, als Mann noch zum Festival der wilden Braut zu gehen? „Der Name ist natürlich sehr auf die Braut ausgelegt, aber Männer sind genauso willkommen und können sich genauso inspirieren lassen wie die Frauen“, antwortet Gering. Das Event könne man auch genießen, wenn man nicht unbedingt vorhat, demnächst zu heiraten. „Allein wegen des tollen Essens im Landhaus Spatzenhof lohnt sich das.“

Zu den herzhaften Speisen vom Landhaus kommen Foodtrucks dazu, die für das Süße zuständig sind. Es gibt auch noch einen Tättowierer, einen Workshop für Kalligrafie und einen für selbstgemachte Blumenkränze. Schon seit Januar tüfteln Gering und Laddach an das Konzept. Die Organisatoren rechnen mit 300 bis 400 Gästen und planen jetzt schon mit der zweiten Auflage für das Jahr 2020.

Bei einem solchen Aufwand steht dann doch auch ein bisschen wirtschaftliches Kalkül dahinter. Sowohl das Brautstübchen als auch das Festival selbst haben das Alleinstellungsmerkmal, nicht die Mehrheit ansprechen zu wollen. „Ich muss mich spezialisieren“, sagt Gering. Anders gehe es nicht in einem kleinen Örtchen wie Lennep. „Ich kann nur 70-80 Kleider im Geschäft zeigen.“ Mit der Nische sei man, sagt Gering, sehr erfolgreich. „Die Leute reisen extra hierhin, um diesen Stil zu kaufen. Wer bei uns das Pompöse sucht, wird nicht glücklich.“

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