Remscheid Ein "bunter Hund" kämpft für linke Politik

Remscheid · Fritz Beinersdorf (69) ist Oberbürgermeister-Kandidat der Linken. Der geborene Remscheider trägt den roten Schal mit Stolz.

 Fritz Beinersdorf auf der Tribüne des Lenneper Röntgen-Stadions, das für das DOC weichen soll. Dagegen kämpft die Linke.

Fritz Beinersdorf auf der Tribüne des Lenneper Röntgen-Stadions, das für das DOC weichen soll. Dagegen kämpft die Linke.

Foto: Jürgen Moll

Als im Lenneper Röntgen-Stadion noch Profi-Fußball der oberen Klasse gespielt wurde, war Fritz Beinersdorf "oft mit meinem Schwager hier". Doch die alte Verbundenheit mit der Arena ist nur ein Grund, warum der Oberbürgermeister-Kandidat der Linken diesen Ort als Treffpunkt vorgeschlagen hat. "Für mich steht das Stadion symbolisch für den Fehler, den wir mit der Ansiedlung eines DOC machen würden." Die Sportstätte würde abgerissen für ein Einkaufsdorf, dessen Lebenszeit selbst der Investor nur mit zehn Jahren beziffere. "Das ist keine Nachhaltigkeit." Eine Position, die er derzeit an den Wahlkampfständen nicht nur in Lennep hört. "Die Leute ärgert, dass sie nicht mitbestimmen können. Sie wollen eine Bürgerbefragung haben".

Mitbestimmen wollen, sich einmischen, das ist für Beinersdorf selbstverständlich. Als "Teil der 68er Bewegung" in Remscheid kämpfte er für einen Jugendtreff in der Stadt. Der rote Schal steht sichtbar für seine linke Gesinnung. Der gelernte Destillateur war bis 1979 Mitglied der DKP, trat dann 1989 der PDS bei, als nach dem Mauerfall dort "nur noch echte Sozialisten" übrig geblieben waren. "Den Auftritt von Gregor Gysi fand ich überzeugend". Später gründete er zusammen mit Hans Wiertz und Marko Röhrig (beide IG Metall) die Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit (WASG). Später dann kam die Einsicht, dass "nur Platz für ein linke Partei in Remscheid ist" - die Geburtsstunde der Linken. Seit 2009 ist sie Teil des Remscheider Rates, Beinersdorf ist der Sprecher der kleinen Gruppe.

Engagement, das Spuren hinterlassen hat. "Ich bin hier bekannt wie ein bunter Hund", sagt er lachend. "Es gibt auch einige Leute, die können mich nicht ab." Generell aber helfe die Bekanntheit sehr. Man kommt schnell ins Gespräch.

Oberbürgermeisterwahl in Remscheid: Die Kandidaten
6 Bilder

Oberbürgermeisterwahl in Remscheid: Die Kandidaten

6 Bilder

"Wenn die Wählergemeinschaft die Ratspolizei ist, dann sind wir der Stachel im Fleisch der Ampel-Mehrheit", sagt Beinersdorf über die Rolle der Linken im Rat. Und betont: "Wir sind aber keine Nein-Sager, keine Fundamental-Opposition". Viele wichtige Beschlüsse habe seine Fraktion mitgetragen. Und auch eigene Schwerpunkte gesetzt. Etwa mit den Anträgen für ein bezahlbares Busticket für Sozialhilfe-Empfänger oder für spezielle Energie-Tarife für Geringverdiener.

Abgesehen von einigen "Lehr- und Wanderjahren" nach seiner Lehre in des Destille Frantzen ist Beinersdorf Remscheid treu geblieben. Er ist heimatverbunden und interessiert sich für die Geschichte seiner Stadt. Sogar ein kleiner Bestseller geht auf sein Konto: Die "Bergische Schnapsfibel", in der der gelernte Destillateur Rezepte aus der Region zusammentrug, verkaufte sich in den 80ern gut. Auch an der Veröffentlichung eines Buchs mit Bergischen Sagen war er beteiligt.

Seine Kochkünste werden im Freundeskreis geschätzt. Fisch in allen Formen ist seine Spezialität. Eine Forelle aus heimischen Gewässer, auf der Haut gebraten, dazu ein paar neue Kartoffeln und ein Glas Riesling - das setzt er guten Freunden gerne vor.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort